Howard Schultz läuft sich für US-Wahl warm
Von Stefan Paravicini, New YorkHoward Schultz, der langjährige Chef und Begründer des Erfolgs der US-Kaffeehauskette Starbucks, hat überraschend seinen Rückzug aus dem Konzern bekannt gegeben und Spekulationen über seine politischen Ambitionen befeuert. Hat es Schultz, der sich bereits vor etwas mehr als einem Jahr auf die Rolle des Executive Chairman zurückgezogen hatte, nach dem Kaffeehaus jetzt auf das Weiße Haus abgesehen? Er denke über verschiedene Möglichkeiten nach, darunter auch über ein politisches Amt, sagte der 64-Jährige im Gespräch mit der “New York Times”. Doch auch wenn sich Schultz noch nicht auf eine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2020 festlegen wollte, klangen seine Äußerungen bereits so, als wolle er eine möglichst breite Koalition ansprechen. Er sei “seit einiger Zeit sehr besorgt über unser Land – die wachsende Spaltung zuhause und unser Ansehen in der Welt”, sagte Schultz im Gespräch mit der Zeitung. “Wir müssen Dinge tun, die das Versprechen unseres Landes und unser Ansehen in der Welt wieder herstellen”, erklärte der Selfmade-Milliardär wenig später im Frühstücksfernsehen auf CNBC. “Es geht nicht um Handelskriege mit China, es geht nicht um den Bau einer Mauer, es geht darum, unser Haus wieder in Ordnung zu bringen”, sprach Schultz vielen Bürgern aus der Seele, die nach etwas mehr als 500 Tagen mit dem irrlichternden Donald Trump im höchsten Staatsamt jede Hoffnung auf ein Ende der täglichen Scharmützel und Skandale vorläufig aufgegeben haben. “Wir müssen von der Ideologie wegkommen und das tun, was für die Menschen in Amerika das beste ist”, erklärte Schultz und sprach damit die Mitte der Gesellschaft an.Die Gerüchte über Schultz` Ambitionen auf ein politisches Amt sind nicht neu. Als Chef von Starbucks hat er sich über die Jahre immer wieder öffentlichkeitswirksam zu gesellschaftspolitischen Themen geäußert, auch wenn Investoren wiederholt Kritik übten. Der Umgang von Starbucks mit ihren Mitarbeitern gilt in den USA als vorbildlich und lässt sich auch als politisches Statement zu Fragen wie Gesundheitsvorsorge und Mindestlohn verstehen. Außerdem ist Schultz gut in der politischen Szene vernetzt und pflegt Bekanntschaften mit dem ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter sowie mit den Familien Bush und Clinton. Bereits vor der Präsidentschaftswahl 2016 wurde über eine Kandidatur des Starbucks-Chef spekuliert, der sich dann aber auch deshalb aus der Kampagne herausgehalten haben soll, weil er fest mit einem Sieg von Hillary Clinton rechnete. Für die Kandidatin der US-Demokraten sprach Schultz erstmals eine Wahlempfehlung aus. Clinton soll ihn in der Liste mit ihrem Schattenkabinett als Kandidaten für das Arbeitsministerium geführt haben. Trump hatte in seinem Wahlkampf offen mit einem Aufruf zum Boykott von Starbucks-Filialen kokettiert. Buch und Familie gehen vorNoch habe er keine Entscheidung über seine Zukunft getroffen, sagt Schultz, der sich in den nächsten Monaten erst einmal um ein Buch, seine Familie und philanthropische Projekte kümmern will. Bei Starbucks rückt das langjährige Boardmitglied Myron Ullman, früher Chef von J.C. Penney, in die Rolle des Chairman auf. Der ehemalige Microsoft-Manager Kevin Johnson bleibt CEO und versucht der Wachstumsschwäche im Heimatmarkt USA Herr zu werden. Seit Schultz vor fast 40 Jahren als Marketingchef bei Starbucks anheuerte und den Gründern später das Unternehmen abkaufte, ist die Zahl der Filialen von 4 auf mehr als 28 000 weltweit gestiegen.