Hans Peter Haselsteiner

Ein österreichischer Tausendsassa

Seine Investorenrolle beim vom Zerfall bedrohten Signa-Imperium bringt den österreichischen Unternehmer Hans Peter Haselsteiner, kurz HPH, in die Schlagzeilen. Am 1. Februar wird der Strabag-Großaktionär 80 Jahre alt.

Ein österreichischer Tausendsassa

Ein österreichischer Tausendsassa

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Hans Peter Haselsteiner spielt viele Rollen. Er war nicht nur erfolgreicher Unternehmer und Firmenchef, sondern auch Politiker. Heute ist er vor allem als Förderer von Kunst und Kultur, als Unterstützer sozialer Projekte, als Medienstar und als Investor präsent. Nach wie vor gehört Haselsteiner, der am 1. Februar 80 Jahre alt wird, zu den einflussreichen Persönlichkeiten in Wirtschaft und Politik Österreichs.

Signa-Investor

Seine Investorenrolle katapultiert ihn derzeit in die Schlagzeilen. Denn HPH, wie er in der Heimat genannt wird, ist an der strauchelnden Signa-Gruppe des Tiroler Immobilien- und Kaufhaustycoons René Benko beteiligt. Er hält 15% an der Signa Holding und 9,2% am Bauträger Signa Development. Beide Firmen sind insolvent, wie auch die Immobilien-Kerngesellschaft Signa Prime und zahlreiche weitere Unternehmen aus dem vor dem Zerfall stehenden Benko-Imperium.

Während andere Co-Investoren sich medial bedeckt halten, hat Haselsteiner mehrfach seine grundsätzliche Bereitschaft kundgetan, weiteres Geld zu investieren, um zu retten, was vielleicht zu retten ist. So stellt er Signa Development einen Massekredit von bis zu 25 Mill. Euro zur Verfügung. Der promovierte Ökonom, der als Großaktionär und früherer Vorstandschef des Baukonzerns Strabag die Bau- und Immobilienbranche wie kaum ein Zweiter kennt, wertet den Signa-Kollaps als „bittere Niederlage aus unternehmerischer Sicht“ und fragt sich: „Wie konnte mir das passieren?“

Daraus erwächst die Erkenntnis: „Vertieftes Prüfen wäre vielleicht sinnvoll gewesen.“ Haselsteiner glaubt aber nicht, dass das Geschäftsmodell eine Art Pyramidenspiel war und die Immobilien systematisch überbewertet wurden. „Signa hat bis zur Insolvenz keine einzige Immobilie unter Buchwert verkauft“, versicherte er vor wenigen Tagen im österreichischen Fernsehen.

Druck über die Medien

Als sich im vergangenen Herbst die Signa-Krise immer mehr zuspitzte, aber Benko noch die Fäden in der Hand hielt, trug sein Interview mit dem ORF Radio dazu bei, den „Wunderwuzzi“ ins Abseits zu drängen. Benko sei zum Rücktritt bereit, verkündete Haselsteiner Anfang November 2023 zur Verwunderung mancher Insider. Tatsächlich vergingen einige Tage ohne äußere Anzeichen einer Abdankung, doch dann gab Signa bekannt, dass Benko den Beiratsvorsitz abgibt und sich damit wie von Investoren in einem Brandbrief gefordert zurückzieht.

Seine Berufslaufbahn begann der in Wörgl im Inntal geborene Haselsteiner 1970 als Wirtschaftsprüfer in einer Wiener Kanzlei und ging dann zur Kärntner Baufirma Ilbau. Nach dem Tod seines Schwiegervaters 1974 übernahm HPH die Leitung und entwickelte das Unternehmen mit damals 1.000 Beschäftigten zur heutigen Strabag, einem der größten Baukonzerne Europas mit 79.000 Mitarbeitern. Die Familie Haselsteiner hält 28,3% der Aktien. Sie ist darüber hinaus an etlichen weiteren Firmen beteiligt.

Winkelzüge um Deripaska

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine warf die Verbindung zum russischen Oligarchen Oleg Deripaska, seit 2007 einer der Strabag-Großaktionäre, Probleme auf. Strabag war bestrebt, den Einfluss Deripaskas, der als Vertrauter von Wladimir Putin gilt, mit Winkelzügen zu neutralisieren. Zuvor hatte die Familie Haselsteiner den Syndikatsvertrag der Hauptaktionäre gekündigt. Inzwischen gibt es einen Deal, der zum Ausscheiden des Oligarchen aus dem Aktionärskreis führt, dessen Vollzug aber noch aussteht.

In den Neunzigern gehörte der Vater von vier Kindern einige Jahre dem österreichischen Nationalrat an. Bei späteren Wahlen unterstützte Haselsteiner das Liberale Forum und half der Nachfolgeorganisation Neos auf den Weg. Bei der Bundespräsidentenwahl 2016 förderte er den Grünen-Kandidaten Alexander Van der Bellen gegen den FPÖ-Mann Norbert Hofer.

Mit Tastentelefon unterwegs

Als Juror und Investor in der Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“, der österreichischen Variante von „Die Höhle der Löwen“, hat es der Tausendsassa zu einer Fernsehgröße gebracht und Jungfirmen schon mal spontan Investmentofferten zugerufen. In die Kritik geriet er als Präsident und Mäzen der Tiroler Festspiele Erl. Frauen warfen dem künstlerischen Leiter sexuelle Belästigung vor, außerdem ging es um prekäre Arbeitsbedingungen. Haselsteiner verklagte den Journalisten, der die Vorgänge öffentlich machte – und verlor. Auch im Sozialbereich engagiert er sich, etwa in der Finanzierung eines Obdachlosenhauses und eines Flüchtlingsprojekts in Wien. An liebgewonnen Dingen hält der Patriarch fest. Etwa seinem Nokia-Tastentelefon, wie er im April vergangenen Jahres zum Besten gab: „Äußerst verlässlich und robust, 30 Jahre schon. Und ohne Bilder!“

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