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Hugo Boss und CEO Mark Langer trennen sich

Von Martin Dunzendorfer, Frankfurt Börsen-Zeitung, 24.3.2020 Hugo Boss und der Vorstandsvorsitzende Mark Langer gehen getrennte Wege. Wie der Bekleidungshersteller aus Metzingen mitteilt, werde Langer (Jahrgang 1968) zum 30. September aus dem...

Hugo Boss und CEO Mark Langer trennen sich

Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtHugo Boss und der Vorstandsvorsitzende Mark Langer gehen getrennte Wege. Wie der Bekleidungshersteller aus Metzingen mitteilt, werde Langer (Jahrgang 1968) zum 30. September aus dem Vorstand ausscheiden. Darauf hätten sich der CEO und das Unternehmen “im besten gegenseitigen Einvernehmen” geeinigt.Die Gesellschaft dankt Langer gemäß der Mitteilung für sein langjähriges und erfolgreiches Wirken als Vorstand von Hugo Boss, zunächst von Januar 2010 an als Finanz- und seit Mai 2016 als Vorstandschef. Aufgrund der aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie werde er dem Unternehmen auch nach dem 30. September bis zum Jahresende beratend und unterstützend zur Verfügung zu stehen. Der Aufsichtsrat wird sich unverzüglich der Suche nach einem Nachfolger widmen, heißt es weiter. Daraus kann geschlossen werden, dass der Wechsel an der Konzernspitze relativ kurzfristig zustande kam. “Überaus erfolgreich” Michel Perraudin, der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende von Hugo Boss, ist voll des Lobes für Langer. Er habe “als Vorstandsvorsitzender das Unternehmen überaus erfolgreich restrukturiert und neu ausgerichtet”. Klare Belege hierfür seien “die Konzentration auf die beiden Marken Boss und Hugo sowie die deutlichen Fortschritte im Onlinegeschäft, im eigenen Einzelhandel und im Asiengeschäft”. Damit seien die richtigen Weichen für nachhaltiges Wachstum gestellt worden.Die Frage drängt sich auf, warum Langer – wenn er denn so erfolgreich gearbeitet hat – nun gehen muss. Denn da er in der Bilanzpressekonferenz am 5. März, also vor nicht einmal drei Wochen, noch deutlich erkennen ließ, dass er nicht amtsmüde ist, kann man nicht von einem freiwilligen Ausscheiden ausgehen.Nachdem er im Chefsessel als Nachfolger von Claus-Dietrich Lahrs Platz genommen hatte, setzte Langer einen Strategieschwenk durch: hin zu einer Stärkung der Marken Hugo und Boss, ein langsamerer Aufbau eigener Filialen und ein stärkerer Fokus auf digitale Marketing- und Vertriebskanäle. Die Maßnahmen trugen in einem schwierigen Umfeld, geprägt von wachsender Konkurrenz durch Online-Anbieter und Rabattschlachten, bald erste Früchte.Es war wohl das Zusammenfallen ungünstiger äußerer Umstände, auf die Langer zwar keinen oder kaum Einfluss hatte, die aber die Ergebnisse in den letzten Jahren belasteten und sicher auch die Bilanz von 2020 verhageln werden, was die anvisierte spürbare Verbesserung der Rentabilität weiter verzögert und ihm letztlich den Job gekostet haben dürfte.So brachten die Wetterkapriolen – lange und sehr heiße Sommer bzw. sehr milde Winter – die saisonalen Planungen durcheinander, was viel Geld kostete. Auch den Trend weg vom klassischen Business-Dress für Männer (Anzug mit Weste), mit dem Hugo Boss assoziiert wird, hin zum Casual-Look dürfte das Unternehmen trotz gegenteiliger Beteuerungen mit einiger Sorge beobachten.2019 kamen zu den schon zuvor bekannten Problemen im US-Markt die schweren Unruhen in Hongkong hinzu, die Umsätze und Gewinne in diesem wichtigen Markt einbrechen ließen. Konzernweit setzte Hugo Boss im vergangenen Jahr 2,88 Mrd. Euro um; das waren zwar 3 % mehr als 2018. Das operative Ergebnis (Ebit) sank aber um 4 % auf 333 Mill. Euro und der Nettogewinn um 13 % auf 205 Mill. Euro. Jahresziele schnell kassiertDieses Jahr scheint es ausgeschlossen, dass die Erlösverluste durch die Covid-19-Pandemie noch aufgeholt werden können. Jedenfalls wurde die bei der Bilanzvorlage veröffentlichte Prognose für dieses Jahr nur rund zwei Wochen später wieder kassiert. Wegen der weltweit voranschreitenden Ausbreitung von Covid-19 hat Hugo Boss einen Großteil der eigenen Geschäfte sowie Verkaufspunkte bei wichtigen Handelspartnern in Europa und Nordamerika vorübergehend geschlossen. Das wird Langer besonders wurmen, ist er als CEO neben Strategie, Kommunikation, Global Logistics und Wholesale doch auch für den konzerneigenen Einzelhandel zuständig.Für die Zukunft des Unternehmens gibt sich der CEO, der vor seinem Eintritt bei Hugo Boss im Januar 2003 für das Beraterhaus McKinsey und den US-Konsumgüterhersteller Procter & Gamble arbeitete, gleichwohl optimistisch: “Ich bin überzeugt, dass Hugo Boss (. . .) gestärkt aus der aktuell schwierigen Situation herauskommen und sich erfolgreich weiterentwickeln wird.”In jüngster Zeit fiel Hugo Boss durch einige wichtige Mitteilungen auf. Mitte Februar wurde bekannt, dass die italienische Industriellenfamilie Marzotto über ihre Investmentvehikel PFC und Zignago die Stimmrechtsanteile an Hugo Boss von 10,13 auf 15,45 % ausgebaut hat.Anfang März teilte das Unternehmen dann mit, dass Dr. Heiko Schäfer (Jahrgang 1972), von Herbst 2016 bis Oktober 2019 CEO von Tom Tailor, zum 16. März als Mitglied des Vorstands und Chief Operating Officer (COO) bestellt wurde; ein Posten, den er auch bei Tom Tailor vor seiner Berufung zum Vorstandschef für ein Jahr innehatte. Mitte März wurde zudem bekannt, dass Aufsichtsrat Hermann Waldemer (Jahrgang 1957) nach der ordentlichen Hauptversammlung – die für den 7. Mai geplant ist – zum Chef des Gremiums gewählt werden soll. Der amtierende Vorsitzende Perraudin (Jahrgang 1946) werde dann aus Altersgründen aus dem Gremium ausscheiden.