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IBM holt krisenfesten Chef von Red Hat in Vorstand

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 30.10.2018 Für Virgnia "Ginni" Rometty läuft es bei IBM bislang nicht nach Wunsch. Bald sieben Jahre nach dem Aufstieg an die Konzernspitze hat die 61-Jährige den IT-Konzern zwar kräftig umgebaut. Die...

IBM holt krisenfesten Chef von Red Hat in Vorstand

Von Stefan Paravicini, New YorkFür Virgnia “Ginni” Rometty läuft es bei IBM bislang nicht nach Wunsch. Bald sieben Jahre nach dem Aufstieg an die Konzernspitze hat die 61-Jährige den IT-Konzern zwar kräftig umgebaut. Die neuen Geschäftsfelder rund um Schlagworte wie Analytics, künstliche Intelligenz und Cybersicherheit aus der Cloud leisten aber noch lange nicht das, was sich Rometty von ihnen versprochen hat, während sie eine Reihe von betagteren Aktivitäten abgegeben oder zurückgestutzt hat. In den 27 Quartalen seit der Berufung der IBM-Veteranin an die Firmenspitze ist der Umsatz des Konzerns 23 Mal gesunken und insgesamt um rund ein Viertel abgeschmolzen.Die Rückkehr auf einen Wachstumspfad Ende des vergangenen Jahres gelang vor allem dank einer wieder erstarkenden Konjunktur im Geschäft mit Mainframes, für das nicht nur bei IBM die Zeit abläuft. Vor knapp zwei Wochen überraschte “Big Blue” dann mit einem neuerlichen Umsatzrückgang und wieder waren es die designierten Wachstumstreiber, die unter den Erwartungen blieben: Der Umsatz in der Division Cognitive Solutions, zu der auch das Angebot künstlicher Intelligenz unter dem Markennamen “Watson” gehört, ging um 6 % zurück. Das Servicegeschäft steuerte 1 % weniger Umsatz bei und Technology Services sowie Cloud Platforms lagen 2 % unter dem Vorjahresniveau. Die Aktie rutschte darauf um mehr als 8 % ab und hat im laufenden Jahr bereits gut ein Fünftel verloren.Jetzt setzt Rometty alles auf eine Karte. Für die Softwarefirma Red Hat legt IBM rund 34 Mrd. Dollar auf den Tisch. Ein “fairer Preis”, betont die Konzernchefin, die zusammen mit Red Hat das Geschäft in der sogenannten Cloud umkrempeln will. Helfen soll dabei Jim Whitehurst, der seit 2008 an der Spitze von Red Hat steht und den Umsatz des Konzerns seither von 400 Mill. Dollar auf knapp 3 Mrd. Dollar geschraubt hat. Er soll Red Hat innerhalb von IBM als eigenständige Einheit weiterführen, wenn der Deal wie geplant in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres grünes Licht erhält. Außerdem soll der 51-Jährige eine Rolle im Vorstand von IBM übernehmen und direkt an Rometty berichten.Für Whitehurst ist es nicht die erste Veränderung in der Unternehmenskultur. Als der ehemalige COO von Delta Airlines vor bald elf Jahren zu Red Hat wechselte, wurde ihm rasch klar, dass bei dem Spezialisten für Open-Source-Software ein anderer Führungsstil gefragt ist. “Das haben wir nicht gemacht, weil wir es für keine gute Idee hielten”, erklärte man dem CEO kurz nach Dienstantritt, als er nach einer von ihm in Auftrag gegebenen Studie fragte. Von neuen Produktfeatures habe man ihn oft nebenbei in Kenntnis gesetzt. Mittlerweile hat Whitehurst ein Buch über die Vorteile der “offenen Organisation” geschrieben und betont Authentizität als wichtige Eigenschaft eines Managers. Mit Delta in TurbulenzenStudiert hat der Computerwissenschaftler und Ökonom in Houston, Erlangen, London und Harvard. Erste berufliche Station war 1989 die Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group. Delta schloss Whitehurst sich wenige Tage vor dem 11. September 2001 an und wurde 2005 kurz vor Start des Insolvenzverfahrens zum COO befördert. Rometty startete ihre Karriere bei IBM 1981 nach dem Studium der Ingenieur- und Computerwissenschaften an der Northwestern University.