PersonenJohanna Antonie Tjaden-Schulte

Bei der NRW.Bank im Traumjob angekommen

Im vorigen Oktober hat Johanna Antonie Tjaden-Schulte ihren Vorstandposten bei der NRW.Bank angetreten. Für sie ist es Karrieresprung und Traumjob in einem.

Bei der NRW.Bank im Traumjob angekommen

„Als Vertriebsvorständin muss ich das Ohr am Markt haben“

Von Annette Becker, Düsseldorf

Im vorigen Oktober hat Johanna Antonie Tjaden-Schulte ihren langjährigen Arbeitgeber Commerzbank verlassen und ist in den Vorstand der NRW.Bank gewechselt – Karrieresprung und Traumjob in einem. „In meiner neuen Rolle spreche ich nur über schöne Dinge – einfach, weil wir eine Förderbank sind und Gutes für das Land tun“, sagt Tjaden-Schulte im Gespräch. Nordrhein-Westfalen hat es der Absolventin der Frankfurt School of Finance and Management angetan. „Wenn in Deutschland Zukunft passiert, dann in Nordrhein-Westfalen“, sagt die 43-Jährige im Brustton der Überzeugung.

Das bevölkerungsreichste Bundesland der Republik habe den höchsten Anteil an Großunternehmen, einen starken und strukturell vielseitigen Mittelstand und eine exzellente Hochschullandschaft, zählt Tjaden-Schulte auf. Im Unterschied zu anderen Bundesländern gebe es in NRW nicht nur ein, zwei Großstädte, auf die sich alles konzentriere, sondern viele unterschiedliche Regionen mit ihren jeweiligen Zentren. Ob Ruhrgebiet, Ostwestfalen-Lippe, Münsterland oder Sauerland, in allen Regionen sei der Gestaltungswille zu spüren, sprudelt die Begeisterung aus Tjaden-Schulte heraus.

Im Aufbruch

Dass es sich bei dem neuen Posten um ihren Traumjob – sie spricht von „Herzensangelegenheit“ – handelt, wird schnell klar. Doch die Entscheidung zum Umzug nach Düsseldorf hat die Mutter eines fünfjährigen Sohnes natürlich nicht alleine getroffen: „Für mich war sehr klar, entweder zieht die Familie mit oder ich übernehme die Position nicht“, räumt Tjaden-Schulte ganz offen ein. Denn wenngleich sie Erfüllung in der Arbeit findet, „ist meine Familie für mich das Wichtigste“.

Gestalten will und muss die Bankbetriebswirtin in ihrem Job, ist sie im Vorstand doch für die Förderstrategie und damit für die Themen Transformation und Innovation zuständig. Beides gehört für Tjaden-Schulte untrennbar zusammen. Es handele sich um Langfristthemen, die sich nur strategisch angehen ließen. „Nach dem Ende der Pandemie und der Energiekrise befinden wir uns jetzt in einer Phase des Aufbruchs. Das muss sich auch in unserer Förderstrategie spiegeln“, ist die Vorständin überzeugt.

„Die Transformationskredite werden uns echt aus den Händen gerissen.“

Johanna Antonie Tjaden-Schulte

Vor diesem Hintergrund hat die NRW.Bank im Mai mit „Invest Zukunft“ ein neues Förderprogramm auf die Schiene gesetzt, mit dem kleine und mittelgroße Unternehmen gezielt bei der Entwicklung neuer Technologien, der Digitalisierung und innovativen Geschäftsmodellen unterstützt werden sollen. „Die Transformationskredite werden uns echt aus den Händen gerissen“, erzählt die Vertriebsverantwortliche mit leuchtenden Augen. „Das heißt für mich: Der Markt hat offensichtlich auf einen Anreiz gewartet.“

Zu Größenordnungen will sich Tjaden-Schulte nicht äußern, doch seien die Abflüsse mehr als doppelt so hoch wie bei früheren Förderprogrammen in der Anlaufphase. Die große Nachfrage hängt zum einen mit den attraktiven Konditionen zusammen – neben Zinsvergünstigungen lockt auch ein Tilgungsnachlass von bis zu 20%. Zum anderen kniet sich die Bankerin aber auch tief rein, um die Kredite an die Unternehmen zu bringen. Es besteht kein Zweifel: Tjaden-Schulte bringt frischen Wind in die Förderbank. Dabei stellt sie jedoch nicht nur an sich hohe Anforderungen: „Ich pflege einen sehr offenen Führungsstil, habe aber zugleich eine hohe Erwartungshaltung an mein Führungsteam.“

„Als Vertriebsvorständin muss ich das Ohr am Markt haben.“

Johanna Antonie Tjaden-Schulte

Das neue Förderprogramm stand zwar schon in seinen Grundzügen, als sie im vorigen Oktober zur NRW.Bank stieß, ihre Aufgabe war es jedoch, den Förderkredit im Markt zu platzieren. Entsprechend habe sie in den vergangenen Wochen viele Gespräche mit den Hausbanken geführt, um herauszufinden, bei welchen Unternehmen die Vor-Ort-Banken welche Potenziale sehen, erzählt sie. Doch auch zu den Förderempfängern hat die Vorstandsfrau einen kurzen Draht. Jede Woche treffe sie sich mit Unternehmerinnen und Unternehmern, um zu verstehen, was draußen passiert und um daraus Schlüsse zu ziehen: „Als Vertriebsvorständin muss ich das Ohr am Markt haben.“

Mehr PS auf die Straße bringen

Genauso wichtig wie die Datenaufbereitung und –analyse sei das Verständnis des Marktgeschehens. „Transformation in Deutschland gestalten wir dadurch, dass der Markt sie gestaltet. Davon bin ich überzeugt.“ Entgegen kommt Tjaden-Schulte dabei, dass sie bei der Commerzbank 26 Jahre lang in der Mittelstandsfinanzierung unterwegs war.

Von daher ist die Überarbeitung der förderstrategischen Ansätze wie auch der Vertriebsstrategie schon längst in Arbeit. „Wir müssen uns in die Lage versetzen, flexibel auf Impulse aus dem Markt zu reagieren“, umschreibt Tjaden-Schulte, wie die Förderbank künftig mehr PS auf die Straße bringen soll.

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