Federal Reserve

Inflationsfalke Bullard nimmt seinen Hut

Der Inflationsfalke James Bullard, seit 2008 an der Spitze des Fed-Ablegers in St. Louis, wird Mitte August zurücktreten und an die Purdue Universität in Indiana wechseln.

Inflationsfalke Bullard nimmt seinen Hut

Inflationsfalke Bullard kündigt Rücktritt an

det Washington

James Bullard (62), seit 15 Jahren Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, einer der einflussreichsten der regionalen Notenbankchefs, wird am 14. August sein Amt niederlegen, um Dekan der Business School der Purdue-Universität im US-Staat Indiana zu werden. Bullard trat dem Fed-Ableger wenige Jahre nach seiner Promotion an der University of Indiana bei. Er arbeitete zunächst als Ökonom in der Forschungsabteilung, wurde später Vize-Chef der Abteilung für geldpolitische Analyse und übernahm im April 2008 von William Poole die Präsidentschaft der St. Louis Fed.

Bullard ist einer der meist zitierten Ökonomen in den USA und wurde Ende 2014 von der Zeitschrift „The Economist“ an der Medienpräsenz gemessen zu einem der weltweit zehn einflussreichsten Volkswirte gekürt. Der Karriere-Notenbanker nahm noch nie ein Blatt vor den Mund und sorgte nach der globalen Finanzkrise für Aufsehen, als er die Ansicht vertrat, dass die Fed länger als geplant an ihrem Anleihenkaufprogramm festhalten solle. 

Als nach der Finanzkrise und Weltrezession die Debatte um die künftige Rolle der Fed entbrannt war, sprach sich Bullard für die politische Unabhängigkeit der Notenbank aus. Viele Republikaner hatten nach ihren Erfolgen bei den Kongresswahlen im Jahr 2010 für die Abschaffung der Fed plädiert, während Demokraten der Ansicht waren, dass sich die Währungshüter auf ihr Kerngeschäft besinnen sollten. Bullard hingegen hielt an der Überzeugung fest, dass die Fed auch weiterhin an der Regulierung der kleineren Regionalbanken beteiligt sein sollte.

Zwar warnte Bullard lange Zeit vor den Gefahren eines deflationären Zyklus wie in Japan, er gilt mittlerweile aber als überzeugter Inflationsfalke. Obwohl er kein stimmberechtigtes Mitglied des Offenmarktauschusses (FOMC) ist, wo sein Nachfolger erst im Jahr 2025 wieder ein Votum haben wird, hat er wiederholt die Ansicht vertreten, dass die Fed die Zinserhöhungen, die im März 2022 begonnen hatten, fortsetzen soll. Bis zuletzt plädierte Bullard dafür, dass die Fed im laufenden Jahr noch zweimal den Leitzins hochschrauben sollte. An der bevorstehenden geldpolitischen Sitzung des FOMC am 25. und 26. Juli wird er aber nicht mehr teilnehmen.