Inter-Präsident Marotta krönt seine Karriere
Inter-Chef Marotta krönt seine Karriere
bl Mailand
Der Champions-League-Titel wäre die Krönung für einen Mann, der (fast) alles gewonnen hat. Giuseppe „Beppe“ Marotta, CEO und Präsident des italienischen Finalisten Inter Mailand, hat mit Juventus Turin und Inter Mailand zehn italienische Meistertitel und eine Vielzahl von Pokalsiegen in Italien errungen. Doch in der Champions League hatte der 68-Jährige, der zu den besten Sportmanagern des Landes gehört, bisher kein Glück: Mit Juventus verlor er zwei Finale, mit Inter eines. Diesmal soll, diesmal muss es klappen.
Immer nur Fußball
Marotta hat nie etwas anderes gemacht als Fußball. Nach dem Abitur in seiner Heimatstadt Varese war er schon mit 19 verantwortlich für die Jugendabteilung seines Heimatclubs. Er wurde dort General Manager und mit 26 Jahren Präsident. Seine weitere Laufbahn führte ihn zunächst durch die Provinz, meist zu Drittliga-Clubs wie Monza, Como oder Ravenna, die er zumindest zeitweise in die zweite Liga führte. Mit Venedig klappte der Aufstieg in die Serie A. Es folgten Engagements bei Atalanta Bergamo (Serie A) und Sampdoria Genua, wo er von 2002 bis 2010 arbeitete. Er führte den Club in den damaligen Uefa-Cup und in die Champions League.
2010 zog es ihn zu Juventus Turin. Das war seine erfolgreichste Zeit. Dort holte Marotta acht Meistertitel, gewann viermal das Double und zog zweimal ins Champions-League-Finale ein. Er holte renommierte Spieler wie Andrea Pirlo, Arturo Vidal, Paul Pogba und Cristiano Ronaldo nach Turin. Bezeichnend war, dass Juventus nach sieben Meistertiteln in Folge in eine tiefe Krise geriet, nachdem Marotta 2018 Adieu sagte.
Schneller Erfolg
Der Vater von zwei Kindern, der seinem Heimatverein Varese stets verbunden blieb, wechselte nach Mailand, zu Inter, und wurde dort CEO. Und auch in der Lombardei hatte er schnell Erfolg. 2021 und 2024 holte er die Meisterschaft, den so genannten Scudetto. Dazu kamen zwei Pokalsiege und eine Super-Coppa sowie ein verlorenes Champions-League-Endspiel 2023 gegen Manchester City.
Für Marotta, der schon 2014 in die Hall of Fame des italienischen Fußballs aufgenommen wurde, ging es auf der Karriereleiter weiter aufwärts, und das trotz eines Eigentümerwechsels. Nachdem der chinesische Eigentümer Suning Holdings einen Kredit des US-Investors Oaktree Capital Management über fast 400 Mill. Euro 2024 nicht zurückzahlen konnte, nutzten die Amerikaner die Kreditsicherung von Suning und übernahmen die Kontrolle über Inter Mailand. Und Marotta, ein Garant für die Kontinuität bei dem Club, übernahm neben dem Posten des CEO im Juni 2024 als Nachfolger von Stephen Zhang auch noch den Posten des Chairman. Er ist der 21. Präsident in der Geschichte des Fußballclubs.
Keine Superstars
Dem alten Fahrensmann unter den italienischen Fußballmanagern gelang es trotz eines im Vergleich zu anderen Spitzenmannschaften nicht mit Superstars gesegneten Teams dank Trainer Simone Inzaghi mit starker Defensive und Teamgeist bis ins Finale vorzudringen. In enorm spannenden und umkämpften Spielen rang Inter Mailand mit großer Kampfkraft und Willensstärke zuvor stärker eingeschätzte Clubs wie Bayern München (im Viertelfinale) und FC Barcelona (im Halbfinale) nieder.
Nachdem die Meisterschaft gerade um einen Punkt verpasst worden ist, wäre ein Triumph in der Champions League der einzige Titel in diesem Jahr. Für Marotta wäre sein erster Gewinn dieses europäischen Titels - der vierte für Inter - mehr als eine Entschädigung. Es wäre die Krönung eines erfolgreichen Lebenswerks.