Interims-Chairman von CBS hat ein volles Programm
Von Stefan Paravicini, New YorkDer US-Medienkonzern CBS muss sechs Wochen nach dem wegen Vorwürfen sexueller Belästigung erfolgten Rückzug des langjährigen Unternehmenschefs Les Moonves (69) den im September eingesetzten Interims-Chairman Richard Parsons schon wieder ersetzen. Strauss Zelnick (61), der wie Parsons erst im September in den Board geholt wurde, löst den 70-Jährigen an der Spitze des Aufsichtsgremiums von CBS ab, weil Parsons` Ärzte dem ehemaligen Chef von Time Warner nach Komplikationen im Zusammenhang mit schon länger vorhandenen gesundheitlichen Problemen dazu geraten haben, das vor wenigen Wochen angenommene Amt wieder abzugeben. Das erklärte Parsons am Sonntag in einer persönlichen Mitteilung.Beobachter des Konzerns hatten damit gerechnet, dass der Branchenveteran, der einen guten Draht zu CBS-Mehrheitseigentümerin Shari Redstone unterhält, bei der auf den 11. Dezember verschobenen Hauptversammlung von CBS als Chairman bestätigt wird. Dringendste Aufgabe des neuen Interims-Chairman wird es sein, Moonves` Nachfolge in der Rolle des CEO zu klären. Als aussichtsreicher Kandidat gilt der 50-jährige Joseph Ianniello, der das Unternehmen seit dem Ausscheiden von Moonves interimistisch leitet. “Ich vertraue dem herausragenden Board von CBS, der jetzt von Strauss Zelnick geleitet wird, ebenso wie dem starken Management unter der Führung von Joe Ianniello, dass sie die Firma weiterhin erfolgreich in eine helle Zukunft führen”, teilte Parsons zum Abschied mit. Neue Finanzchefin berufenFür Ianniello als Langzeitlösung sprechen zwei andere Personalien, die CBS bereits vor dem Wochenende verkündet hatte. Der Interimschef hat Christina Spade, die bisher die Finanzen des hauseigenen Bezahlsenders Showtime verantwortete, zum CFO berufen und David Nevins zum Chief Creative Officer des Medienkonzerns und Chairman von Showtime ernannt. Nevins hatte sich bisher ausschließlich um den Bezahlsender gekümmert. Er soll ab sofort in der Konzernleitung die Lücke schließen, die Moonves als Programmgestalter hinterlassen hat, und erhöht für Ianniello gleich auch die Chancen, sich ohne Programmerfahrung für den Spitzenposten empfehlen zu können.Neben der Nachfolge für Moonves wird Zelnick, der als CEO und Chairman der Videospielefirma Take-Two Interactive demnächst weniger Zeit haben dürfte, auch die Aufarbeitung der Vorwürfe sexueller Belästigung gegen den ehemaligen CEO und Chairman von CBS beschäftigen. Eine interne Untersuchung soll die Rolle des Board klären, der Moonves nach Bekanntwerden der Vorwürfe zunächst die Treue hielt. In diesem Zusammenhang soll auch geklärt werden, ob Moonves den Board getäuscht hat. Es geht noch um Vergütungsbestandteile in der Größenordnung von 120 Mill. Dollar.Schneller als erwartet könnte es Zelnick mit neuen Plänen für eine Fusion mit Viacom zu tun bekommen, gegen die sich Moonves noch vor der Veröffentlichung der Vorwürfe sexueller Belästigung gestellt hatte, weshalb er und Mehrheitseigentümerin Redstone sich in die Haare geraten waren. Zwei Aufsichtsräte, die in diesem Streit auf die Seite von Moonves standen, sind im September aus dem Board ausgetreten.