Isabel Schnabel „steht bereit“ für Lagarde-Nachfolge
Isabel Schnabel „steht bereit“ für Lagarde-Nachfolge
Schnabel „steht bereit“
für Lagarde-Nachfolge
mpi Frankfurt
Von Martin Pirkl, Frankfurt
EZB-Direktorin Isabel Schnabel kann sich vorstellen, die nächste Präsidentin der Europäischen Zentralbank zu werden. „Wenn ich gefragt würde, wäre ich bereit“, sagte die Deutsche in einem am Montag veröffentlichten Interview mit „Bloomberg“. Die Amtszeit von EZB-Präsidentin Christine Lagarde läuft 2027 aus und kann nicht verlängert werden. Gleiches gilt für die Position von Schnabel als EZB-Direktorin.
Als Favoriten für die Lagarde-Nachfolge gelten Pablo Hernández de Cos, General Manager der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), und der ehemalige niederländische Notenbankpräsident Klaas Knot. Doch das Rennen um den Posten ist noch völlig offen.
Deutschland schielt auf EZB-Präsidentschaft
Bis Ende 2027 enden die Amtszeiten von vier der sechs EZB-Direktoren. Als Erstes braucht es eine Nachfolge für Vizepräsident Luis de Guindos, dessen Amtszeit am 31. Mai 2026 ausläuft. Diese Personalie wird Auswirkungen auf die spätere Nachfolge von Lagarde haben. Denn bei der Besetzung der Posten im Direktorium geht es nicht ausschließlich um fachliche Kompetenz. So gibt es etwa das ungeschriebene Gesetz, dass keine Nationalität doppelt vertreten sein soll. Auch das Verhältnis zwischen Tauben und Falken sowie zwischen Männern und Frauen spielt eine Rolle.
Deutschland als größte Volkswirtschaft der Eurozone hatte bislang noch nie den Posten des EZB-Präsidenten inne. Das verbessert die Chancen einer deutschen Bewerberin oder eines deutschen Bewerbers. Allerdings besetzt Deutschland derzeit bereits zwei hochrangige europäische Posten mit Claudia Buch, Vorsitzende der EZB-Bankenaufsicht, und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Dies wiederum verschlechtert die Aussichten für Isabel Schnabel oder auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel.
Nagel hält sich bedeckter
So deutlich wie Schnabel hat sich Nagel bislang noch nicht öffentlich über mögliche eigene Ambitionen auf die Nachfolge von Christine Lagarde geäußert. Auf eine entsprechende Frage sagte Nagel in einem Interview mit dem „Spiegel“, jeder EZB-Rat sei fachlich geeignet für die Präsidentschaft. Manche Beobachter werteten dies als ein verklausuliertes Interesse an dem Posten.
Schnabel ist seit 2015 Professorin am Institut für Finanzmarktökonomie & Statistik der Universität Bonn. Seit ihrem Wechsel zur EZB im Jahr 2019 ruht diese Professur. Für die 54-Jährige ist die Rückkehr zur Universität eine Option, sollte sie nicht EZB-Präsidentin werden. Schnabels Äußerungen zur Geldpolitik haben viel Gewicht in der öffentlichen Wahrnehmung und sind oft marktbewegend.
Moderatere Positionen
Aktuell ist die Volkswirtin diejenige im EZB-Rat, die sich öffentlich am deutlichsten gegen eine mögliche weitere Zinssenkung der Zentralbank ausspricht. So sagte sie „Bloomberg“ etwa, sie sei „durchaus einverstanden“ mit der Einschätzung vieler Investoren, dass der nächste Zinsschritt eine Erhöhung und keine Senkung werden könnte. Eine solche Straffung der Geldpolitik dürfte aber nicht zeitnah anstehen.
Seit dem Abgang von Robert Holzmann ist Schnabel vielleicht diejenige im Rat, die am stärksten im Falken-Lager verortet ist. Dies könnte ihre Chancen auf die EZB-Präsidentschaft schwächen. Knot und Nagel, die ebenfalls allgemein dem Lager der Falken zugeordnet werden, sind in ihren Positionen moderater geworden. Womöglich ein Indiz für Ambitionen auf das höchste Amt bei der EZB.
