Investmentbank

James Gorman dankt als CEO von Morgan Stanley ab

James Gorman will nach 13 Jahren als CEO von Morgan Stanley zurücktreten. Der gebürtige Australier brachte das Geldhaus massiv auf Vordermann – nun sollen drei Kandidaten um seine Nachfolge ringen.

James Gorman dankt als CEO von Morgan Stanley ab

CEO von Morgan Stanley dankt ab

Von Alex Wehnert, New York

James Gorman hat die US-Investmentbank Morgan Stanley nach der Finanzkrise 2008 umgekrempelt – im kommenden Jahr will der CEO abdanken. Auf der Hauptversammlung des Geldhauses am Freitag verkündete der 64-Jährige, ein neuer Vorstandschef werde innerhalb der kommenden zwölf Monate ausgewählt, drei starke Kandidaten seien dafür im Rennen. Gehandelt werden Andy Saperstein, Chef der Wealth-Management-Sparte, sowie Ted Pick, der das institutionelle Wertpapiergeschäft verantwortet und mit einem weiteren potenziellen Gorman-Nachfolger, Investmentmanagement-Leiter Daniel Simkowitz, für die Konzernstrategie verantwortlich ist.

Geldhaus umgeformt

Gorman soll dem New Yorker Geldhaus nach seinem Rückzug vom Chefposten zunächst als Exekutivchef des Verwaltungsrats erhalten bleiben. Der im australischen Melbourne geborene Ex-Merrill-Lynch-Banker stieß 2006 als Chief Operating Officer der Wealth-Management-Einheit zu Morgan Stanley und stieg 2010 zum CEO auf. Zwei Jahre später übernahm er auch den Vorsitz des Verwaltungsrats. Er formte die Investmentbank, die im Zuge der Subprime-Krise massiv unter Druck geraten war und nach dem Zusammenbruch des US-Häusermarkts zeitweise 80% ihres Börsenwerts verlor, zu einem führenden Vermögensverwalter und Anlageberater für sehr wohlhabende Kunden.

Das Wealth Management ist bei Finanzinstituten in den Fokus gerückt, weil es stabilere Erträge generiert als das volatile Investment Banking. Zudem bietet es Banken über sogenanntes Cross-Selling zusätzliche Vertriebskanäle: Ein vermögender Unternehmer dürfte sich zum Beispiel für die Finanzierung oder gar einen Börsengang seiner Firma eher an eine Bank wenden, zu der er auch privat eine gute Beziehung unterhält.

Gorman ist es jedenfalls gelungen, die Bewertung von Morgan Stanley durch das Wealth Management kräftig zu steigern: Zeitweise handelte die Aktie unter seiner Ägide zum 1,98-Fachen des Buchwerts, und auch nach den jüngsten Verwerfungen im Sektor stößt das Geldhaus an der Börse auf positive Resonanz. Stand Freitag lag das Kurs-Buchwert-Verhältnis auf Sicht der vergangenen zwölf Monate bei 1,53 und damit nicht nur deutlich über dem Branchenschnitt, sondern auch weit vor dem Vergleichswert des schärfsten Rivalen Goldman Sachs.

Strategie findet Nachahmer

Angesichts des Erfolgs haben weitere Geldhäuser einen ähnlichen Kurs eingeschlagen wie Morgan Stanley. Branchenprimus J.P. Morgan arbeitet seit 2019 intensiver daran, das Wealth Management auszubauen – Bemühungen, die durch die Übernahme der kollabierten Regionalbank First Republic weiteren Schub erhalten. Und auch bei Goldman rückt die Vermögensverwaltung und Anlageberatung für sehr wohlhabende Kunden als Kurstreiber stärker in den Fokus, der globale Spartenchef Marc Nachmann hat insbesondere bei alternativen Investments großes Ertragspotenzial ausgemacht.

Unter Gorman hat Morgan Stanley ihr Geschäft indes auch durch Zukäufe diversifiziert: Im Oktober 2020 schloss das Geldhaus die Übernahme des Brokers E-Trade ab, im März 2021 die Akquisition des Bostoner Traditions-Assetmanagers Eaton Vance. Beide Deals werten Analysten als Erfolge für die Bank. Dass Gormans Nachfolger die Strategie des scheidenden CEOs umschmeißen werde, sei daher unwahrscheinlich – zumal der langjährige Vorstandschef die Kandidaten für den Posten selbst aufgebaut habe.