Werben für Direktinvestitionen

Japans Premier Kishida gibt den Abe 2.0

Die Regierung von Fumio Kishida in Tokio umwirbt ausländische Top-Investoren, sich stärker in Japan zu engagieren. Die PR-Strategie von Kishida folgt dabei dem Muster seines Vorvorgängers Shinzō Abe.

Japans Premier Kishida gibt den Abe 2.0

Japans Premier Fumio Kishida gibt den Shinzō Abe 2.0

Der japanische Regierungschef Fumio Kishida hat einen zweiwöchigen Werbefeldzug für den Standort Japan mit einem Dinner für Investoren-Schwergewichte in seiner Residenz abgeschlossen. Dabei appellierte der 66-Jährige an Top-Manager u. a. von Blackrock, KKR, Blackstone sowie Spitzenvertreter von Staatsfonds wie GIC, Norges Bank und Temasek, „in die Zukunft Japans zu investieren“.

Rund ein Jahrzehnt nach der vom damaligen Premier Shinzō Abe eingeleiteten „Abenomics“-Politik – eine Kombination aus drastischer geldpolitischer Lockerung, fiskalischen Impulsen und regulatorischen Reformen – versucht sich die Regierung Kishida daran, das nach eigenen Worten „letzte Puzzlestück“ dieser Transformation einzusetzen. Die großen Auslandsinvestoren sollen davon überzeugt werden, dass Japan trotz schrumpfender Bevölkerung und hoher Staatsschulden attraktive langfristige Anlagechancen bietet.

Dafür will Kishida Direktinvestitionen in Japan erleichtern, das Aktiensparen der privaten Haushalte fördern und mehr Flexibilität und Mobilität für die Erwerbstätigen erreichen. „Wir werden nicht zögern, weitere Reformen durchzuführen, um den Weg zu einem neuen Japan zu ebnen“, beteuerte der Regierungschef.

„Die Menschen innerhalb und außerhalb des Landes sollten auch Japans Entschlossenheit gespürt haben, sich zu einem internationalen Finanzzentrum zu entwickeln“, unterstrich Kishida bei dem Treffen mit den größten Investoren der Welt, die zusammen Vermögenswerte von 18 Bill. Dollar repräsentierten. Viele Manager aktiver Auslandsfonds sind nach Jahren einer schwachen Performance in japanischen Aktien immer noch deutlich untergewichtet.

Bei seiner Charmeoffensive folgt Kishida den Blaupausen von Abe. Das Schlagwort „Abenomics“ für die Erneuerung der Wirtschaft ersetzte er durch seinen Slogan vom „neuen Kapitalismus“. Fast auf den Tag genau neun Jahre nach Abe läutete Kishida im September 2022 die Schlussglocke an der Wall Street und verkündete eine ähnliche Botschaft: „Japans Wirtschaft wird weiterhin ein starkes Wachstum aufweisen. Sie können mit Zuversicht in Japan investieren.“

Glockenläuten an der Wall Street

Im September 2013 hatte wiederum Abe versprochen, dass die japanische Wirtschaft eine treibende Kraft für den weltweiten Aufschwung sein werde. „Japan ist zurück“, verkündete Abe in seiner damaligen Rede an der New Yorker Börse und forderte die Händler auf, „meine Abenomics zu kaufen“. Sowohl bei Abe als auch bei Kishida verliehen ein starkes Wirtschaftswachstum und eine kräftige Börsenrally ihrem Appell zum Investieren Nachdruck.

Blackrock-Chef Larry Fink reagierte beim Roundtable-Abendessen positiv auf Kishidas Anliegen: „Die Geschichte wiederholt sich“, meinte Fink. „Japan durchläuft eine Reihe außergewöhnlicher wirtschaftlicher Umwälzungen. Und von dort kommen Anklänge an das Wunder der 80er Jahre. Ich gehe davon aus, dass dieses Wunder noch viel länger andauern wird“, erklärte der CEO des weltgrößten Vermögensverwalters.

mf Tokio
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