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US-Investor Josh Wander schmiedet ein Fußball-Imperium

Kein zweiter Fußball-Investor hat zuletzt so viel von sich reden gemacht wie Josh Wander von 777 Partners. Dabei zeichnet ihn ein strukturiertes Vorgehen aus, auch wenn es bei Investments wie Hertha BSC ein langer Weg bis zum Erfolg sein kann.

US-Investor Josh Wander schmiedet ein Fußball-Imperium

Innerhalb von 18 Monaten hat Josh Wander für 777 Partners sieben Fußball-Beteiligungen gekauft, vor einigen Tagen folgte mit dem Mehrheitserwerb am Premier-League-Club FC Everton die vorläufige Krönung. Denn wer in der britischen Liga mit ihren gigantischen Einnahmen mitspielt, der ist ganz oben angekommen im internationalen Fußballgeschäft.

Dabei ist Josh Wander in der Holding aus Miami, die er mit Steven Pasko 2015 gründete, für die Fußball-Investments verantwortlich und damit das öffentliche Gesicht des Investors. 777 Partners verfolgt dabei eine durchaus riskante Strategie, die aber viel Kapitalmarktkenntnis erkennen lässt. Denn gekauft werden Anteile an Clubs, bei denen es zuletzt sportlich und finanziell nicht gut lief und die deswegen ein Potenzial bieten, wenn die Wende gelingt.

Chance erkannt und zugegriffen

Exemplarisch dafür stehen die Investments in Hertha BSC und Everton. Der britische Club wurde in der Regentschaft von Farhad Moshiri heruntergewirtschaftet. Der Geschäftsmann hatte zwar 750 Mill. Pfund in den Club investiert, dabei aber so chaotisch agiert, dass der Wert dem Datenanbieter "Football Benchmark" zufolge auf 470 Mill. Pfund absackte – und als Moshiris Verhandlungen mit MPS Sports Capital sich zerschlugen, war Josh Wander zur Stelle. Von 777 Partners hieß es zu dem Deal nur, dass man die Bilanz von Everton stärken und die Finanzierung des neuen Stadion "Bramley-Moore Dock" in Liverpool sicherstellen werden.

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Everton ist nun nach einer Heimniederlage gegen Arsenal London auf einen Abstiegsplatz abgerutscht, es droht wie zuvor bei Hertha BSC der Abstieg. Solche Schwierigkeiten schrecken Josh Wander aber nicht. Denn er ist vom langfristigen Potenzial überzeugt, das sich aus der Kommerzialisierung des Sports ergibt. Kürzlich rief er eine Ära der "hyper commercialisation" für den Sport aus – und dürfte damit Recht behalten. Denn zum einen wächst das Geschäft mit zusätzlichen Geldern aus Saudi-Arabien, Katar und den Emiraten, die aberwitzige Summen für Spieler zahlen und damit dafür sorgen, dass sich das Rad immer schneller dreht.

"Die Vision für diese Fußball-Gruppe ist, dass wir den Fans nicht nur Hot Dogs und Bier verkaufen, sondern auch Versicherungen und andere Finanzdienstleistungen."

Josh Wander

Zum anderen betrachten es Investoren wie 777 Partners als ihre Aufgabe, den Clubs bei der Kommerzialisierung unter die Arme zu greifen. Und da hat Wander zufolge bislang allein die Premier League einen guten Job gemacht. Sein Credo: "Die Vision für diese Fußball-Gruppe ist, dass wir den Fans nicht nur Hot Dogs und Bier verkaufen, sondern auch Versicherungen und andere Finanzdienstleistungen," so Wander gegenüber der "Financial Times". Er meint, die Intensität der Fan-Verbindung mit ihrem Club bedeute, dass sie monetarisiert werden wollten.

Aber was, wenn sie nur mit Fußball-nahen Dienstleistungen versorgt werden wollen? Die Umsetzung der Theorie in die Praxis besitzt noch einige Leerstellen, das echte Potenzial lässt sich nur schwer beziffern. Wohl auch deswegen investiert Wander in naheliegende Bereiche wie Ticketing und Merchandising, die Top-Stars refinanzieren sich ja über Trikotverkäufe.

Die Hertha über Wasser gehalten

Dass er als Investor einen langen Atem besitzt, kann Josh Wander bei Hertha BSC beweisen. Aus den Trümmern des Windhorst-Engagements folgte der Abstieg in die Zweite Bundesliga, wo der Club heute schon wieder am unteren Ende der Tabelle herumkrebst. Vertraglich ist von 777 Partners ein Gesamtinvestment von 100 Mill. Euro zugesichert – und nur dank der schnellen Auszahlung der beiden ersten Tranchen erhielt die Hertha überhaupt eine Lizenz. An die Tennor-Holding von Lars Windhorst werden dem "Kicker" zufolge gestaffelt 120 Mill. Euro für den Erwerb von dessen KG-Anteilen (64,7%) gezahlt. Außerdem plant die Hertha einen Stadionneubau, was künftige Cashflows stärken kann und damit voll auf Linie von 777 Partners liegt. Aber das Zeitfenster bis zum Payback verlängert sich.

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All das muss der Mann mit dem Käppi zum Anzug – ein bisschen Stallgeruch gehört dazu –managen. Bei Vorstellung des Hertha-Engagements im Frühjahr kam er professionell-locker daher, ein typischer US-Investor. Mit dem Erfolg immer größerer Club-Investments kam aber auch eine Geschichte aus seiner Vergangenheit hoch: 2003 erhielt Josh Wander eine Bewährungsstrafe für Kokainhandel. Er bezeichnete das als "stupid college thing" – und dabei kann man es erstmal belassen.

Seinem Zugang zu Investoren scheint das nicht zu schaden. 777 Partners ist im Begriff, die Holding mit ein paar hundert Mill. Euro an Eigen- und Fremdkapital zu stärken. Die branchenerfahrene Boutique Tifosy Capital begleitet die Transaktion. Wander zufolge hat die auch in der Luftfahrt tätige Holding knapp 10 Mrd. Dollar Assets under Management sowie eine Bilanzsumme von knapp 4 Mrd. Dollar im Versicherungsgeschäft. Bislang wurde dem 42-Jährigen zufolge nur einmal mit 250 Mill. Dollar Kapital aufgenommen.

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Man habe auch mit dem Staatsfonds der Saudis verhandelt, aber dabei sei nichts herausgekommen, sagt Wander. Das Fußball-Portfolio ist auch so schon stattlich: Neben dem ersten Investment in den FC Sevilla (Spanien) 2018 gehören Zweitligist CFC Genua (Italien), Vasco da Gama (Brasilien), Standard Lüttich (Belgien), der französische Drittligist Red Star FC Paris, Melbourne Victory (Australien) sowie Hertha BSC und der FC Everton dazu. Synergien sollen gehoben werden, etwa durch Spielertransfers, womit dann einzelne Clubs zu Farmteams der Großclubs würden. Das ist ein Arrangement, das die Verbände immer kritischer beäugen. Es hat sich sowieso der Druck zum Financial Fairplay erhöht – freilich ohne, dass das bislang einschneidende Folgen für die Besitzer gehabt hätte.

Besser aufgestellt als Todd Boehly

Josh Wander steht zusammen mit Todd Boehly (Chelsea) und dem beim FC Augsburg engagierten David Blitzer für die immer stärker in den Fußball drängende Riege der US-Investoren. Und während Boehly mit seinem Transfer-Aktionismus wirkt wie ein Hasardeur, erweckt Wander den Eindruck, dass er strukturiert vorgeht. Und auch wenn gewiss nicht jede Wette aufgeht, so kann kann man optimistisch sein, dass Wander sein Portfolio zu Erfolgen führen wird. Die in den Markt drängenden Ölmilliarden dürften für 777 Partners netto positiv sein.

Investor Josh Wander
dreht ein großes Rad im Fußball

bg Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt