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Just-Eat-CEO spürt die Hitze in der Küche

ds - Peter Plumb, der CEO des britischen Essenslieferdienstes Just Eat, muss seinen Posten Knall auf Fall verlassen. Starke Konkurrenz von Uber und Deliveroo sowie Druck durch einen aktivistischen Aktionär haben Plumbs Chefsessel zum heißen Stuhl...

Just-Eat-CEO spürt die Hitze in der Küche

ds – Peter Plumb, der CEO des britischen Essenslieferdienstes Just Eat, muss seinen Posten Knall auf Fall verlassen. Starke Konkurrenz von Uber und Deliveroo sowie Druck durch einen aktivistischen Aktionär haben Plumbs Chefsessel zum heißen Stuhl gemacht. Der 55-Jährige tritt sofort ab, und Peter Duffy, der erst seit Juni 2018 als Chief Customer Officer fungierte, führt die Geschäfte nun interimistisch.Duffy kam zu Just Eat von der Billigfluglinie Easyjet und war zuvor bei der britischen Audi-Tochter sowie der Barclays Bank tätig. Die Anleger taten sich sichtlich schwer damit zu bewerten, was der abrupte Chefwechsel bedeuten soll. Sie schickten die Aktie auf Achterbahnfahrt. Zunächst rauschte das Papier um knapp 6 % in den Keller, um wenig später fast 2 % im Plus zu notieren. Den Handel beendete die Aktie mit einem Aufschlag von 0,7 %.Im offensichtlichen Bemühen, die Gemüter zu beruhigen, verknüpfte Just Eat die Rücktrittsmitteilung mit der Veröffentlichung starker Eckdaten fürs vergangene Jahr. Die Umsätze für 2018 übertrafen nach ersten Berechnungen mit 780 Mill. Pfund die Erwartungen von 740 Mill. bis 770 Mill. Pfund. Beim operativen Ergebnis (Ebitda) wird mit 172 Mill. bis 174 Mill. Pfund gerechnet, was leicht unterhalb der Mitte der Spanne der Erwartungen liegt, die von 165 Mill. bis 185 Mill. Pfund reichte. Für 2019 lockt Just Eat nun mit einem Erlösanstieg auf 1 Mrd. bis 1,1 Mrd. Pfund und einem operativen Ergebnis zwischen 185 Mill. und 205 Mill. Pfund, wobei das defizitäre Geschäft in Brasilien und Mexiko ab 2019 bezeichnenderweise aus den Zahlen herausgerechnet wird. “Schlechteste Performance”Im Dezember hatte der seinerzeit mit rund 2 % beteiligte aktivistische Aktionär Cat Rock das Londoner Unternehmen als “den Online-Essenslieferdienst mit der schlechtesten Börsenperformance auf dem Globus” gebrandmarkt, eine Konzentration aufs Kerngeschäft angemahnt und dem Board nahegelegt, die Minderheitsbeteiligung am brasilianischen Start-up iFood zu verkaufen. Cat Rock, mit 850 Mill. Dollar verwaltetem Vermögen ein relativ kleiner Fisch im Hedgefonds-Becken, sähe es lieber, wenn das Geschäft in Lateinamerika für 650 Mill. Pfund versilbert und der Erlös an die Aktionäre ausgeschüttet würde.Plumb wurde erst im September 2017 in die Führungsrolle bei Just Eat berufen mit dem Ziel, das Unternehmen in den FTSE 100 zu bringen. Das hat er Ende 2017 auch geschafft, doch wachsende Konkurrenz, unter anderem von den nicht börsennotierten Rivalen Deliveroo und Uber Eats, setzte die Briten so stark unter Druck, dass der Aktienkurs 2018 um fast 30 % fiel und das Unternehmen den FTSE 100 Ende 2018 schon wieder verlassen musste. Uber Eats und Deliveroo fungieren anders als Just Eat nicht nur als Plattform für Restaurants, sondern übernehmen auch die Logistik. Der Markt für Online-Essensbestellung, der auf ein Volumen von gut 80 Mrd. Dollar geschätzt wird, ist heiß umkämpft. Zu den börsennotierten Playern gehören Delivery Hero aus Berlin mit 6,2 Mrd. Euro Marktkapitalisierung, die niederländische Takeaway (2,4 Mrd. Euro) sowie die US-amerikanische Grubhub (7,3 Mrd. Dollar). Der Rivale Doordash ist nicht gelistet.Mit einer Marktkapitalisierung von 4,4 Mrd. Pfund ist Just Eat einer der Großen der Branche. “Das Unternehmen ist in guter Verfassung, und jetzt ist der richtige Zeitpunkt für mich, um zur Seite zu treten und Platz für einen neuen Leiter für die nächste aufregende Wachstumswelle zu machen”, begründet Plumb, dessen Zukunftspläne offen sind, seinen überraschenden Schritt und wirft damit mehr Fragen auf, als er beantwortet.Nicht erwiesen, aber naheliegend ist, dass er wegen Differenzen über die künftige Strategie in Lateinamerika und über das Tempo auf dem steinigen Weg zur Profitabilität seinen Platz räumen musste. Für das Geschäft in Brasilien und Mexiko wird nun ein operativer Verlust von 80 Mill. bis 100 Mill. Pfund in Aussicht gestellt, während beim kanadischen Geschäft, das unter dem Namen “SkipTheDishes” läuft, im laufenden Turnus schon schwarze Zahlen erreicht werden sollen. In der Mitteilung gelobt Just Eat, den Weg in die schwarzen Zahlen “zu beschleunigen” und dabei den Fokus vor allem auf die reifen Märkte Großbritannien und Australien zu legen. Der Aktivist Cat Rock dürfte das mit Genugtuung registriert haben.