Deutschen Telekom

Kai-Uwe Ricke 60

Bei der Telekom war er vier Jahre an der Spitze, scheiterte aber dabei, den Konzern wieder auf Kurs zu bringen. Wichtig war Kai-Uwe Ricke aber immer, auf seine Familie zählen zu können.

Kai-Uwe Ricke 60

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Nach einer steilen Karriere blieb seine Zeit auf dem Gipfel nur ein relativ kurzes Intermezzo: Kai-Uwe Ricke, der am Freitag seinen 60. Geburtstag feiert, stand ziemlich genau vier Jahre an der Spitze der Deutschen Telekom, vom 15. No­vember 2002 bis zum 13. November 2006. Damals wurde der Manager, der Ron Sommer als Vorstandsvorsitzender des Bonner Konzerns nachgefolgt war, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vom Aufsichtsrat abgesetzt. Er räumte den Posten für seinen Freund und Weggefährten René Obermann, dem dann gelang, woran Ricke scheiterte: die angeschlagene Telekom im Heimatmarkt, wo ihr die Kunden in Scharen davonliefen, wieder auf Kurs zu bringen.

Angeschlagen war der Konzern auch, als Ricke nach einer monatelangen externen und internen Nachfolgesucher für Sommer das Ruder übernahm. Der gelernte Bankkaufmann, der ein Studium an der European Business School abgeschlossen hatte, startete seine Karriere als Vorstandsassistent bei Bertelsmann und stieß 1998 zur Telekom, wo er die Führung der deutschen Mobilfunksparte übernahm. Ricke war einer der Architekten der Übernahme von Voicestream in den USA, Nukleus der heutigen T-Mobile US. 2001 rückte er in den Konzernvorstand auf. Als Vorstandschef stand er im Jahr darauf nicht nur vor der Aufgabe, einen für damalige Verhältnisse gi­gantischen Schuldenberg abzubauen – wobei er erfolgreich war –, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken, ein Unterfangen, das auch einen gi­gantischen Personalabbau erforderte. Dabei war er letztlich nicht erfolgreich.

Ricke, dem ein ruhiger und kollegialer Führungsstil bescheinigt wird, fehlte aus der Sicht des Aufsichtsrats letztlich die nötige Konsequenz und Härte, um eine notwendige Neuausrichtung der Telekom durchzusetzen. Vor allem der Finanzinvestor Blackstone, der 4,5% am Unternehmen hielt, betrieb seine Ablösung.

Nach seinem Rauswurf tauchte der Manager ab, ließ sich in der Schweiz nieder und folgte dem Beispiel anderer ehemaliger Unternehmenslenker, indem er sich Private Equity zuwandte. Die 2007 in Zug von ihm gegründete German Private Equity Partners wurde jedoch auch kein Erfolg. 2010 wurde Ricke Executive Chairman des Boards von Delta Partners, einer auf die Telekombranche spezialisierten Beratungsgesellschaft. Deutschland blieb er dennoch lange verbunden. So saß er als Berater von BC Partners im Aufsichtsrat von Kabel Baden-Württemberg. Außerdem gehörte er einige Jahre dem Aufsehergremium von United Internet an und begleitete einige Jahre die vom Start-up just zum Dax-Wert avancierte deutsche E-Commerce-Ikone Zalando. Ricke hatte seinen Sturz seinerzeit gelassen abgetan und betont, einzig wichtig sei ihm, dass er stets auf den Rückhalt seiner Familie zählen könne.