Griffin reizt der "Telegraph"
Ken Griffin reizt der "Telegraph"
hip London
Ken Griffin schreckt vor nichts zurück. Der Gründer von Citadel sah sich im Film "Dumb Money" falsch dargestellt und forderte Änderungen. Er klagte sogar gegen die US-Steuerbehörde IRS, der er vorwarf, vertrauliche Steuerdaten weitergegeben zu haben. Nun erwägt er Medienberichten zufolge, auf der Seite des britischen Hedgefondsmanagers Paul Marshall (Marshall Wace) in den Kampf um den "Daily Telegraph" einzusteigen. Die Lloyds Banking Group hat Goldman Sachs mit der Suche nach Käufern betraut. Nach langem Streit mit der Barclay-Familie um Kredite aus der Zeit vor der Finanzkrise hatte sich die schottische Großbank im Juni die Kontrolle über die Holding gesichert, in der die Assets des konservativen Medienreichs gebündelt sind.
David Montgomery zeigt auch Interesse
David Montgomerys Regionalzeitungsgruppe National World, bei der unter anderem "Yorkshire Post" und "The Scotman" erscheinen, meldete bereits Interesse an. Auch Daily Mail & General Trust, die Muttergesellschaft der "Daily Mail" hob schon die Hand. Der "Financial Times" zufolge wird sie dabei vom ehemaligen "Telegraph"-Chefredakteur William Lewis und dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky unterstützt.
Vor vier Jahren erwogen die Barclay-Zwillinge einen Verkauf. Damals wurden auch Axel Springer und die belgische Mediahuis als mögliche Käufer genannt. Der „Guardian“ berichtete damals, die Blätter würden in der Branche auf lediglich auf 200 Mill. Pfund taxiert. Die Barclays erwarben die Telegraph Media Group 2004 für 665 Mill. Pfund. Die Familie will das Unternehmen offenbar zurückkaufen - mit finanzieller Unterstützung aus Abu Dhabi. In den kommenden Wochen soll der Verkaufsprozess beginnen.
Von Giacometti bis Pollock
Für Griffin sind die Beträge, um die es dabei geht, Peanuts. Sein Vermögen wird vom US-Magazin "Forbes" auf 35 Mrd. Dollar geschätzt. In den vergangenen Jahren gab er immer wieder dreistellige Millionenbeträge aus, um seine Kunstsammlung zu ergänzen. Sie enthält unter anderem Werke von Alberto Giacometti, Damien Hirst, Jeff Koons und Jackson Pollock. Auch andere Hedgefondsmanager wie Dan Loeb und John Paulson haben ihren Reichtum dazu genutzt, große Kunst zu erwerben.
Schon als Kind war er von der Börse fasziniert. Er begann im Harvard-Studentenwohnheim, mit Wandelanleihen zu handeln. Auf seine Bitte hin installierte die Verwaltung eine Satellitenschüssel auf dem Dach, die ihn mit Kursen in Echtzeit versorgte. Nach seinem 19. Geburtstag brachte er seinen ersten Fonds an den Start. Am Schwarzen Montag 1987 profitierte er von Leerverkäufen. Nach seinem Abschluss zog er nach Chicago, wo er für Frank Meyers Glenwood Capital Investments arbeitete. 1990 gründete er Citadel. Später stieg er mit Citadel Securities in den Hochfrequenzhandel ein.
Vorkämpfer für die Redefreiheit
Was ihn am "Telegraph" reizt, ist nicht bekannt. Seine Stiftung setzt sich stark für die Redefreiheit ein, insbesondere an US-Universitäten. Politisch ist er der rechten Mitte zuzurechnen. Er spendet große Summen an die Republikaner. Vergangene Woche traf er in Washington mit anderen wohlhabenden Amerikanern den ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelensky, um über mögliche Spenden für den Wiederaufbau des Landes zu sprechen. Marshall gehört zu den Eigentümern des rechten Fernsehkanals GB News. Er steht auch hinter der Mediengruppe Unherd Ventures. Beraten wird er von der Investmentbank Moelis.