Knatsch in der obersten Richemont-Führung
dz – Der Schweizer Schmuck-, Uhren- und Luxusgüterkonzern Richemont hat am Freitag den sofortigen Austritt der Personalchefin Sophie Guieysse aus der Geschäftsleitung gemeldet. Sie war seit Oktober 2017 in dem noch sechsköpfigen Führungsgremium tätig. Ihre operative Funktion als Personalchefin werde sie zwar behalten. Die 57-Jährige wird gemäß Mitteilung aber ihren Sitz im Verwaltungsrat aufgeben. Auch in diesem Gremium sitzt sie seit Oktober 2017.Über die Hintergründe machte Richemont keine Angaben. Allerdings hatte der Konzern eine Woche zuvor Medienberichte bestätigt, die eine umfassende Überprüfung der Personalabteilung zum Inhalt hatten. Die Berichte drehten sich auch um starke Salärerhöhungen in der Geschäftsleitung, für die Guieysse verantwortlich gemacht wird.Gemäß dem Ende Mai veröffentlichten Geschäftsbericht verdiente zum Beispiel der amtierende CEO Jérôme Lambert im vergangenen Geschäftsjahr mit 8,1 Mill. sfr deutlich mehr als die 5,4 Mill. sfr im Vorjahr. Allerdings betonte Richemont, Lambert habe im Berichtsjahr von der Auszahlung eines Aktienoptionsplans aus früheren Jahren im Umfang von 4 Mill. sfr profitiert.Eine kräftige Gehaltsaufbesserung gab es auch für Sophie Guieysse, die im zurückliegenden Jahr 3,1 Mill. sfr oder gut ein Drittel mehr als im Vorjahr einheimste. Fachpublikationen aus der Schmuck- und Modewelt hatten jüngst berichtet, dass verschiedene leitende Manager gleichzeitig Lohn- und Bonuseinbußen im Bereich von 20 bis 50 % hinnehmen mussten. Offensichtlich ist in der Richemont-Chefetage ein Streit über die Lohnfrage zum Ausbruch gekommen. Schon vor 17 Jahren, als der frühere übermächtige Cartier-Chef Alain Dominique Perrin unfreiwillig zurücktreten musste, hatte es bei Richemont heftige Diskussionen um dessen großzügige Abgangsentschädigung gegeben. Auch diesmal bricht der Streit in einem geschäftlich schwierigen Moment aus.