LafargeHolcim feuert CFO und holt Ersatz von Philips
Von Stefan Paravicini und Daniel Schauber, FrankfurtZum Start des fusionierten Zementkonzerns LafargeHolcim Mitte Juli gab es für alle 115 000 Mitarbeiter des französisch-schweizerischen Zusammenschlusses eine Swatch-Uhr mit weißem Firmenlogo auf schwarzem Armband. Drei Monate später ist die Zeit für den langjährigen Holcim-Manager und Finanzvorstand Thomas Aebischer (54) bei dem mit jeweils einer Gewinnwarnung für Lafarge und Holcim gestarteten Branchenführer bereits abgelaufen.Es scheint, als habe CEO Eric Olsen nicht nur ein erstes Machtwort gesprochen, sondern als lege er außerdem Wert darauf, dass man die schallende Ohrfeige für Aebischer auf allen Fluren des mühsam gestarteten Weltkonzerns hört. “Der Wechsel ist der Entscheid des Konzernchefs und hat vom Verwaltungsrat volle Unterstützung erhalten”, sagte ein Firmensprecher. Ein Finanzchef müsse die Bereitschaft haben, zwei Kulturen zusammenzuführen, fügte er noch hinzu. In der offiziellen Mitteilung von LafargeHolcim fehlt jede Begründung für den Schritt, der offenbar auch bei Ex-Linde-Chef und LafargeHolcim-Chairman Wolfgang Reitzle auf Wohlwollen gestoßen ist.”Die Auswechslung Aebischers ist ein Warnschuss”, sagte ein Insider zu Reuters. “Eric Olsen signalisiert damit, dass sich alle Manager hinter ihn stellen müssen.” Aebischer stehe für das System Holcim und die alten Seilschaften, von denen sich der neue CEO trenne wolle, heißt es aus unternehmensnahen Kreisen. Olsen sei auch unterhalb der Vorstandsebene dabei, ein neues Team zusammenzustellen, das mit frischem Blick an die gestellten Aufgaben herangehe. So habe der US-Amerikaner auch bewusst nicht den bei LafargeHolcim für Integration, Organisation und Personal zuständigen Jacques Gauthier, den ehemaligen CFO von Lafarge, als Finanzvorstand für die Gruppe reaktiviert, sondern mit Wirahadiraksa jemanden von außen geholt. Wechsel zur UnzeitDer bisherige Philips-Finanzchef kletterte seit 1987 die Karriereleiter bei dem niederländischen Technologiekonzern hoch und wurde 2011 zum CFO berufen. Zuvor hatte er sich als Finanzvorstand des Joint Venture LG-Philips LCD in Südkorea bewährt, das er 2004 in Seoul und New York an die Börse führte. Ab 2008 war er als CFO für die Finanzen der Medizintechnik-Sparte verantwortlich. Beim Umbau des Konzerns unter der Regie des ebenfalls 2011 angetretenen CEO Frans van Houten, der das Portfolio in den vergangenen Jahren von großen Teilen der Unterhaltungselektronik und von Haushaltsgeräten entlastete, spielte Wirahadiraksa eine wichtige Rolle. “Ich möchte Ron für seinen außergewöhnlichen Beitrag in einer entscheidenden Phase des Konzernumbaus danken”, lässt sich van Houten zitieren.Der Wechsel Wirahadiraksas kommt für Philips zur Unzeit. In wenigen Monaten soll die Aufspaltung des Konzerns, der sich vom traditionsreichen Beleuchtungsgeschäft trennen und sich auf Medizintechnik konzentrieren will, abgeschlossen werden. Noch ist offen, ob das Beleuchtungsgeschäft via Börsengang oder auf anderem Wege den Besitzer wechseln wird. Klar ist, dass Abhijit Bhattacharya, der die Vorbereitungen für den Spin-off geleitet hat und zuletzt als CFO der Sparte fungierte, den Prozess als Nachfolger Wirahadiraksas zu Ende bringen muss.Der 1961 in Indien geborene Bhattacharya ist seit 1987 für Philips tätig und war vor dem Wechsel ins Finanzressort der Beleuchtungssparte auch schon als CFO der Medizintechnik tätig. Von 2010 bis 2013 leitete er die Investor Relations von Philips. Zuvor war er für das Joint Venture von STMicroelectronics und Ericsson tätig sowie als CFO von NXP. Die ehemalige Philips-Halbleitersparte hatte Frans van Houten 2008 für 1,6 Mrd. Euro an ST Ericsson veräußert, bevor er sich zunächst von Philips verabschiedete und drei Jahre später zum CEO berufen wurde.Aebischer, der seine Karriere bei PwC begann, war seit 1996 für Holcim tätig. Er leitete ab 1998 das Controlling und wechselte 2002 als CFO zur mexikanischen Tochter Holcim Apasco, bevor er ab 2003 das Finanzressort von Holcim US leitete. Nach seinem Ausscheiden sitzen im zehnköpfigen Topmanagement von LafargeHolcim noch zwei Schweizer.