Neue Doppelspitze

Larry Fink führt World Economic Forum

Das World Economic Forum (WEF) bekommt eine neue Doppelspitze. Doch die Lösung ist nur vorübergehend – damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde 2027 die Leitung übernimmt.

Larry Fink führt World Economic Forum

Blackrock-CEO Fink führt World Economic Forum

mpi Frankfurt

Das World Economic Forum (WEF) hat eine neue Doppelspitze. Blackrock-CEO Larry Fink leitet künftig gemeinsam mit André Hoffmann den Stiftungsrat der Schweizer Lobbyorganisation, die vor allem für ihr jährliches Treffen in Davos bekannt ist, bei dem einflussreiche Politiker und Unternehmer aus aller Welt zusammenkommen. Hoffmann ist Vizepräsident des Verwaltungsrates beim Pharmaunternehmen Roche.

Die beiden übernehmen die Führung von Peter Brabeck-Letmathe. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Nestlé hatte den Posten im Frühjahr interimistisch übernommen, als Vorwürfe gegen den bisherigen Amtsinhaber und WEF-Gründer Klaus Schwab laut wurden. Dem 87-Jährigen werden unter anderem Spesenbetrug und die Duldung von sexueller Belästigung beim WEF vorgeworfen.

Nachbesserung bei Compliance

Die vom WEF beauftragte Kanzlei Homburger kommt in einer Untersuchung zu dem Schluss, dass es nur „geringfügige Unregelmäßigkeiten“ gegeben habe. So habe Schwab mitunter persönliches und berufliches vermischt. Dies sei jedoch eher auf sein großes Engagement für den WEF zurückzuführen, als auf die Absicht, sich falsch zu verhalten. Den kompletten Untersuchungsbericht hält der Stiftungsrat verschlossen. Er teilt jedoch mit, seine Compliance-Strukturen stärken zu wollen. Damit will der WEF offenbar verhindern, dass es künftig möglich ist, die Organisation als Stiftungspräsident wie ein Familienunternehmen zu führen – wie es Schwab offenbar getan hat.

Des Weiteren teilte der Stiftungsrat mit, dass man zur Kenntnis nehme, dass die Anliegen einiger Mitarbeiter offenbar „nicht zu ihrer Zufriedenheit behandelt worden“ sind. Dies dürfte sich auf Schwabs Umgang mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung beim World Economic Forum beziehen. „Der Stiftungsrat nimmt diese Angelegenheiten sehr ernst und bedauert zutiefst, dass es zu diesen Situationen gekommen ist. Auch hier wurden Maßnahmen ergriffen und umgesetzt, um sicherzustellen, dass die Grundsätze der Integrität, des Respekts und des verantwortungsvollen Verhaltens auf allen Ebenen unserer Organisation strikt eingehalten werden“.

Brabeck-Letmathe ist mit den Schlüssen, die der WEF aus dem Untersuchungsbericht gezogen hat, offenbar unzufrieden. „Ich habe in meinem Kündigungsschreiben erklärt, dass ich angesichts meiner Wertevorstellungen und meines Integritätsgefühls nicht mehr der richtige Mann wäre, um den Stiftungsrat durch diese Etappe zu führen“, teilt er der „F.A.Z.“ mit.

Augen auf Lagarde

Auch Fink und Hoffmann möchten den WEF nur interimistisch führen, wie aus einer Mitteilung der Stiftung hervorgeht. Dies vergrößert die Wahrscheinlichkeit, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde 2027 an die Spitze des World Economic Forums rücken könnte. Nachdem Schwab seinen Posten geräumt hatte, hatte es Spekulationen gegeben, dass Lagarde bei der EZB vorzeitig abtritt, um die Nachfolge Schwabs anzutreten.

Die Französin bekräftige allerdings, dass sie ihre Amtszeit – die bis zum 31. Oktober 2027 läuft – erfüllen möchte. Lagarde war und ist die Wunschkandidatin von Schwab für den Posten als Stiftungspräsidentin. Die Organisation kennt sie bereits bestens. So nimmt sie etwa am Mittwoch am International Business Council des WEF teil.