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Leifheit schmeißt den Chef raus

md - Die schon zu Beginn seiner Tätigkeit bei Leifheit 2014 geäußerten (über)ambitionierten Ziele wurden Thomas Radke zum Verhängnis. Unvergessen ist seine Aussage in der ersten Pressekonferenz: "Ich halte nichts vom olympischen Prinzip ,Dabei sein...

Leifheit schmeißt den Chef raus

md – Die schon zu Beginn seiner Tätigkeit bei Leifheit 2014 geäußerten (über)ambitionierten Ziele wurden Thomas Radke zum Verhängnis. Unvergessen ist seine Aussage in der ersten Pressekonferenz: “Ich halte nichts vom olympischen Prinzip ,Dabei sein ist alles’ .” Er wolle mit Leifheit Marktführer in allen Bereichen und Regionen werden, in denen der Haushaltsartikelanbieter tätig sei. Nach anfänglichen Erfolgen ging es mit Umsatz und Gewinn zuletzt aber bestenfalls seitwärts. Nun wurde der CEO Knall auf Fall gefeuert.Der Aufsichtsrat habe Radke “mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand abberufen und freigestellt”. Sein Vertrag lief der Mitteilung zufolge noch bis Ende 2019. Über die Bestellung eines Nachfolgers werde der Aufsichtsrat voraussichtlich noch im Verlauf dieses Jahres gesondert Beschluss fassen. Die Aufgaben von Radke als Vorstandsvorsitzendem übernehmen bis dahin interimistisch Ivo Huhmann, seit anderthalb Jahren Finanzvorstand des Unternehmens, und vom 1. November an der CFO gemeinsam mit Igor Iraeta Munduate. Der künftige COO erlebt also den Rauswurf seines vermeintlich künftigen Chefs noch vor dem ersten Tag an seinem neuen Arbeitsplatz – kein glücklicher Start, ohne dass der Spanier, der im Vorstand für Einkauf, Produktion, Logistik und Entwicklung verantwortlich sein wird, etwas dafür könnte.In ungewohnter Offenheit kommuniziert der Aufsichtsrat, wie unzufrieden man zuletzt mit Radke und dem Geschäftsverlauf bei Leifheit war: “Die Amtszeit von Herrn Radke ist mit der Strategie ,Leifheit 2020` verknüpft. Im Zuge der Umsetzung dieser Strategie haben wir anfangs am Markt Erfolge erzielen können. Zuletzt aber blieb der Erfolg aus, infolgedessen wir einen Vertrauensverlust bei Aktionären und Geschäftspartnern hinnehmen mussten”, wird Helmut Zahn, Aufsichtsratsvorsitzender von Leifheit, zitiert.An die anfänglichen Erfolge von “Leifheit 2020” wolle man mit einer Neuadjustierung der Strategie anknüpfen. Dieser Prozess sei vom Vorstand eingeleitet worden; es gehe darum, die Innovationsgeschwindigkeit zu erhöhen. “Zum anderen wollen wir als Unternehmen insgesamt effizienter und produktiver werden”, so Zahn, der gleich die Marschrichtung für Radkes Nachfolger vorgibt: “Selbstverständlich wird die oder der neue Vorstandsvorsitzende den eingeleiteten Strategieprozess aufnehmen und abschließen.” Die neue Strategie, die parallel zur Digitalisierung entwickelt und umgesetzt werden soll, habe zum Ziel, Leifheit zu mehr profitablem und nachhaltigem Wachstum zu führen.Nach Erarbeitung und Vorstellung von “Leifheit 2020” durch Radke, der von Henkel kam, erhöhte sich der Umsatz von Leifheit 2015 und 2016 um 5 % bzw. um 2 % auf 237 Mill. Euro. Im Vorjahr erlöste Leifheit 236,8 Mill. Euro – trat also auf der Stelle. Und auch im ersten Halbjahr 2018 wuchs der Umsatz im Vergleich zur Vorjahreszeit nur um 0,5 %.