Luftfahrtindustrie

Makolo übernimmt als erste Frau den Vorstandsvorsitz der IATA

Bei dem Airline-Verband IATA übernimmt mit Yvonne Manzi Makolo erstmals eine Frau den Vorsitz des Vorstandes. Die Rwand-Air-Chefin über ihren Werdegang und Herausforderungen.

Makolo übernimmt als erste Frau den Vorstandsvorsitz der IATA

Luftfahrtbranche

Makolo übernimmt als erste Frau den IATA-Vorstandsvorsitz

Die Rwand-Air-Chefin ist auch die erste afrikanische Persönlichkeit in dieser Funktion

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Von Gesche Wüpper, Paris

Vielleicht sei es einfach der richtige Zeitpunkt, sagt sie. Denn es gebe noch immer nicht sehr viele Frauen in der Branche. Yvonne Manzi Makolo ist eine von ihnen. Die Chefin von Rwand Air wird auf der Hauptversammlung der IATA (International Air Transport Association) am 6. Juni als erste Frau für ein Jahr den Vorstandsvorsitz des Branchenverbandes übernehmen. Und als erste afrikanische Persönlichkeit.

„Wir können so das Potenzial von Frauen in der Luftfahrtbranche zeigen“, sagt sie über ihre Berufung. Gleichzeitig sei es eine gute Möglichkeit für die IATA, das selbstgesteckte Ziel „25 by 25“ zu erreichen. Der Verband, der 304 Airlines vertritt, hatte die Kampagne 2019 mit dem Ziel gestartet, den Frauenanteil an Führungspositionen auf mindestens 25% zu erhöhen. Dem zuletzt 31-köpfigen Vorstand der IATA gehörte neben Makolo jedoch nur eine weitere Frau an, KLM-Chefin Marjan Rintel.

„Nach der Krise gibt es eine starke Nachfrage – es werden beispielsweise viele Piloten gesucht. Das ist eine Chance für Frauen“, meint Makolo. „Wir müssen junge Frauen ermutigen, in der Luftfahrtbranche zu arbeiten.“ Rwand Air bildet derzeit an seiner Pilotenschule zwei Frauen aus. Aber der Frauenanteil bei der Airline sei mit 10% nicht so hoch, wie sie sich wünsche, sagt Makolo. „Ich selbst habe in der Telekombranche begonnen und hätte nie gedacht, dass ich in der Luftfahrtbranche landen würde“, berichtet sie. „Ich bin von der Regierung ernannt worden und musste viel lernen.“ Das jedoch habe sie vorangebracht. „Deshalb sage ich jungen Menschen oft, dass sie nicht unbedingt Ingenieurswissenschaften studieren müssen, um in der Luftfahrt arbeiten zu können. Sie sollten studieren, was sie lieben.“ Deshalb will Makolo ihre zehnjährige Tochter und ihren achtjährigen Sohn später unterstützen, egal welchen Beruf sie ergreifen wollen. 

An sich selber zu glauben, habe sie von ihrer Mutter und ihrer Großmutter gelernt. Zwei starken Frauen, wie Makolo sagt. Die beiden haben sie in Kenia großgezogen, nachdem ihr Vater starb, als sie anderthalb Jahre alt war. „Meine Mutter hat für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen gearbeitet“, erzählt Makolo. „Sie hat mich ermutigt, meinen eigenen Weg zu gehen.“ 1993, ein Jahr vor dem Völkermord in Ruanda, zog sie nach Kanada, wo sie studierte und dann als Softwareentwicklerin arbeitete. Zehn Jahre später ging sie nach Ruanda und arbeitete dort zunächst in der Telekombranche. 

Schlüsselfaktor Luftfahrt

„Ruanda ist sehr progressiv und hat den höchsten Frauenanteil in einem Parlament“, sagt die Airline-Chefin, deren Schwester Yolande die Sprecherin der Regierung ist. Auch ansonsten sei das Land sehr fortschrittlich, erklärt Makolo. Innovationen würden gezielt gefördert, etwa der Einsatz von Drohnen in der Luftfahrt. „Wir waren das erste Land, das den Transport von Blutkonserven mit Hilfe von Drohnen ausprobiert hat.“ 

Da Ruanda keinen Zugang zum Meer habe, es keine Eisenbahnen gebe und das Straßensystem ungenügend sei, sei die Luftfahrt ein Schlüsselfaktor für das Land, sagt Makolo. „Die Regierung investiert deshalb viel in die Airline- und Airport-Infrastruktur.“ Unterstützt wird sie dabei von Qatar Airways. Der Golf-Carrier ist mit 60% der Hauptaktionär des in Bugesera bei Kigali geplanten neuen Flughafens, der ab 2032 auf 14 Millionen Passagiere pro Jahr kommen soll. „Wir sind auch in fortgeschrittenen Verhandlungen, dass Qatar Airways 49% an Rwand Air übernimmt“, erklärt Makolo. Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker unterstütze sie sehr und sei für sie ein Mentor.

Bereits jetzt haben die beiden Fluggesellschaften ein Codeshare-Abkommen. „Wir würden gerne Mitglied einer Allianz werden und schauen uns die Möglichkeiten an“, sagt sie. Bis es so weit ist, setzt Makolo auf den Ausbau neuer Partnerschaften. So hat Rwand Air, deren Flotte Makolo von derzeit zwölf Maschinen in den nächsten fünf Jahren verdoppeln will, kürzlich ein Codeshare-Abkommen mit Turkish Airlines unterzeichnet.

Bisher fliegt ihre Airline 25 Ziele an, vor allem in Afrika. Nach London, Brüssel, Dubai, Doha und Mumbai will sie ab 27. Juni auch dreimal pro Woche Direktflüge zwischen Kigali und Paris anbieten. „Afrika hat ein großes Potenzial und wird nicht genug angeflogen“, meint Makolo. Auch einen einheitlichen afrikanischen Markt gebe es bisher nicht, bedauert sie. Als die Managerin im Februar an einer Veranstaltung in Casablanca teilnahm, konnte sie deshalb nicht direkt nach Marokko fliegen, sondern musste über Brüssel reisen. Auf die neue Vorsitzende des IATA-Vorstandes warten also jede Menge Herausforderungen.