PERSONEN

M&A-Chef von Apple soll das ganz große Rad drehen

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 5.4.2019 Als Adrian Perica (46) vor zehn Jahren von der Investmentbank Goldman Sachs zu Apple wechselte, hatte der Elektronikkonzern gerade seinen bislang größten M&A-Deal vermasselt. Admob, ein...

M&A-Chef von Apple soll das ganz große Rad drehen

Von Stefan Paravicini, New YorkAls Adrian Perica (46) vor zehn Jahren von der Investmentbank Goldman Sachs zu Apple wechselte, hatte der Elektronikkonzern gerade seinen bislang größten M&A-Deal vermasselt. Admob, ein Spezialist für Online-Werbung auf mobilen Geräten, landete für 750 Mill. Dollar unter dem Dach von Google. Der Internetkonzern griff entschlossen zu, wo Apple über Monate ohne Ergebnis verhandelte. Die bis dahin größte Übernahme – Next Computer, für die der Konzern 400 Mill. Dollar zahlte – lag schon dreizehn Jahre zurück. Seit Firmengründer Steve Jobs, der mittlerweile verstorben ist, 1997 zu dem Unternehmen zurückgekehrt war, hatte Apple in zwölf Jahren acht Unternehmen gekauft. Strategie aus Westpoint Die Zurückhaltung von Apple bei M&A-Deals war kein Zufall, achtete Jobs doch penibel darauf, die Unternehmenskultur zu schützen. Dazu gehörte lange auch das Selbstverständnis, dass Apple besser selbst entwickelt, statt Technologie einzukaufen. Die Niederlage im Kampf um Admob war dennoch ein Weckruf. Perica, ein Absolvent der Westpoint Academy, einer Kaderschmiede des US-Militärs, wurde von Goldman Sachs abgeworben und als erster echter M&A-Spezialist ins Unternehmen geholt, um den Prozess zu strukturieren und ein M&A-Team aufzubauen.Das machte sich schon wenig später bezahlt, als sich Apple im Werben um die Online-Musikseite Lala.com gegen Google durchsetzte. Kurz darauf folgte die 275 Mill. Dollar schwere Übernahme von Quattro Wireless, damals die größte Übernahme seit der Rückkehr von Jobs. Nachdem der Firmengründer im Sommer 2011 gesundheitsbedingt die Verantwortung als CEO auf Tim Cook übertragen hatte, ging es für die Verhältnisse von Apple Schlag auf Schlag weiter: Ende 2011 kaufte der Konzern Anobit Technologies für 500 Mill. Dollar, 2012 kam Authentec für 356 Mill. Dollar ins Portfolio. Für Primesense wurden im Jahr darauf 360 Mill. Dollar geboten, und 2014 folgte der 3 Mrd. Dollar schwere Kauf von Beats Electronics, die bisher größte Übernahme.Allein im vergangenen Jahr hat Apple unter der Regie von Perica insgesamt 18 Übernahmen unter Dach und Fach gebracht und liegt damit im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Die Zurückhaltung bei größeren Übernahmen hat der Konzern allerdings auch unter dem studierten Physiker, der am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) einen MBA erworben hat und nach seinem Militärdienst für Deloitte und Goldman Sachs arbeitete, nicht abgelegt. Einer der größten Deals seit Beats war 2016 die 1 Mrd. Dollar schwere Beteiligung am chinesischen Fahrdienstvermittler Didi Chuxing, bei der Perica für Apple im Board sitzt.Als AT&T sich 2016 Sorgen machte, Apple könnte in den knapp 85 Mrd. Dollar schweren Deal mit Time Warner grätschen, erwiesen sie sich als unbegründet. Zwar hatte sich Apple bereits ein Jahr zuvor mit Time Warner unterhalten, wie Bloomberg später unter Berufung auf Insider berichtete. Auf die Offerte von AT&T fand man in Cupertino aber keine Antwort. Der jetzt vorgestellte Streamingdienst Apple TV+ wird sich deshalb unter anderem auch gegen das Angebot von AT&T durchsetzen müssen, die auf die Premiuminhalte ihrer neuen Tochter Warner Media setzt. Interesse wurde Apple auch schon an den Unterhaltungskonzernen Walt Disney oder Netflix nachgesagt, wobei der Wunsch auch hier häufig Vater des Gedankens von Investmentbankern war.Für viel Aufsehen sorgte bereits 2014 ein Treffen von Perica mit Tesla-Chef Elon Musk, das später bestätigt wurde, aber ebenfalls folgenlos blieb. Mit dem Sportwagenbauer McLaren Technology soll es vor zwei Jahren ebenfalls Gespräche über eine mögliche Übernahme gegeben haben. Stattdessen setzt Apple weiter auf die eigene Entwicklung im Rahmen von Projekt Titan, das an einem autonomen Fahrzeug tüftelt. Deals werden zur ChefsacheJetzt schöpfen Banker und Analysten, die seit längerem auf einen großen M&A-Deal dringen, neue Hoffnung. Denn ab sofort berichtet Perica nicht mehr an CFO Luca Maestri, sondern direkt an Firmenchef Cook und steigt damit in einen Kreis von insgesamt 20 Führungskräften auf. Apple macht M&A zur Chefsache und verfügt über eine Nettoliquidität von 130 Mrd. Dollar. “Cook weiß, dass es jetzt Zeit ist, die Deal-Maschine bereit zu machen”, sagt Dan Ives von Wedbush Securities, der fest mit einer Mega-Übernahme im Mediensektor durch Apple rechnet. In den nächsten Jahren traut er dem Konzern Deals mit einem Volumen von bis zu 100 Mrd. Dollar zu.