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Manni Schwabl bringt Haching an die Börse

Von Joachim Herr, München Börsen-Zeitung, 27.6.2019 Die Spielvereinigung Unterhaching? Ältere Fußballfreunde erinnern sich bestimmt: Das war doch der Verein, der am letzten Spieltag Bayer Leverkusen die fast sicher geglaubte Meisterschaft...

Manni Schwabl bringt Haching an die Börse

Von Joachim Herr, MünchenDie Spielvereinigung Unterhaching? Ältere Fußballfreunde erinnern sich bestimmt: Das war doch der Verein, der am letzten Spieltag Bayer Leverkusen die fast sicher geglaubte Meisterschaft vermasselte. Genau, es war in der Bundesligasaison 1999/2000. Die Unterhachinger gewannen zuhause 2:0 – auch weil Leverkusens Star Michael Ballack den Ball ins eigene Tor grätschte. Meister wurde dank des besseren Torverhältnisses mal wieder der FC Bayern.Zwei Jahre hielt sich der Verein des südlichen Münchner Vororts in der deutschen Kickerelite, dann ging es für Unterhaching immer weiter abwärts – bis in die vierte Spielklasse, der Regionalliga Bayern. Vor zwei Jahren gelang immerhin die Rückkehr in die dritte Liga.Fast 20 Jahre nach dem Sieg gegen Leverkusen zieht Haching nun wieder größere Aufmerksamkeit auf sich: mit dem für Juli geplanten Börsengang (vgl. BZ vom 26. Juni). Der Macher ist Manfred “Manni” Schwabl (53), Präsident und Geschäftsführer des Vereins.Auch an ihn erinnern sich die älteren Sportfans gut: Der 1,70 Meter kleine Mittelfeldspieler kickte von 1984 bis 1997 in 303 Bundesliga-Partien für den FC Bayern, den 1. FC Nürnberg und den TSV 1860 München. Zudem kam er vier Mal in der deutschen A-Nationalmannschaft zum Einsatz. Mit den Bayern wurde er drei Mal Meister und gewann einmal den DFB-Pokal. Misserfolg mit BaufirmaNach der Spielerkarriere erlebte Schwabl auch wenig ruhmreiche Zeiten. So misslang ihm die Sanierung einer gekauften Baufirma. Auf die Insolvenz folgten 2008 eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren und eine Geldstrafe, nachdem Schwabl Insolvenzverschleppung und Betrug gestanden hatte.Nun steht Schwabls großes Projekt Börsengang an. Seit 2010 ist der im nahen Holzkirchen geborene Exprofi für die SpVgg Unterhaching tätig, seit 2012 deren Präsident. Damals bewahrte er mit einem Gesellschafterdarlehen den Klub vor der Insolvenz. Die Börsensprache beherrscht Schwabl ganz gut: “Die Pre-IPO-Phase haben wir abgeschlossen”, berichtet er. Vor dem geplanten Initial Public Offering (IPO) habe der Verein von Investoren 4 Mill. Euro eingesammelt. Mit zwei anderen gebe es noch Gespräche. So sollen von Ankerinvestoren insgesamt 6 Mill. Euro Eigenkapital stammen, die andere Hälfte der angestrebten 12 Mill. Euro “kleinteilig über die Börse München” zusammenkommen, wie es Schwabl formuliert. Sein eigener Anteil wird so auf 16,6 % verwässert, das Darlehen in Eigenkapital umgewandelt. Der Verein behält 50 %.Mit dem frischen Kapital will Schwabl Planungssicherheit gewinnen. Die Lizenz vom Deutschen Fußball-Bund sowie die Zulassung für die dritte Liga, die Profivereine für jede Saison beantragen müssen, soll keine Zitterpartie mehr sein. Zudem will sich der Klub von Schulden befreien und weiter in sein überregional bekanntes Leistungszentrum für den Nachwuchs investieren. “Wir können unsere Infrastruktur und den Kader gezielt weiterentwickeln und auf nachhaltigen Erfolg in der zweiten Bundesliga vorbereiten”, kündigt Schwabl an. “Ohne Schulden oder Abhängigkeit von einem Mäzen.” Spätestens in drei Jahren soll der Aufstieg in die zweite Liga gelingen. Anders als Bayern und LöwenBodenständigkeit und Demut nennt der Verein als wichtige Werte, die den Nachwuchsspielern vermittelt würden. So will sich die Spielvereinigung, ohne es ausdrücklich zu erwähnen, von den Münchner Rivalen abheben: von den Großkopferten (bayerisch für einflussreiche Personen) des FC Bayern und dem Chaos beim TSV 1860, den Münchner Löwen, die sich immer mehr in Streitereien zwischen dem jordanischen Investor Hasan Ismaik, Sponsoren und der Vereinsführung verheddern. Sportlich sind Unterhaching und die Löwen seit der vergangenen Saison auf demselben Niveau: in der dritten Liga. Beide haben höhere Ziele.