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Marseille setzt auf Schifffahrt

ste - Die Neuausrichtung wurde schon 2017 sichtbar: Er trenne sich von seinem Lebenswerk, hieß es vor zwei Jahren, als Ulrich Marseille mit der von ihm und seiner Familie mehrheitlich kontrollierten MK-Kliniken (ehemals Marseille-Kliniken) den...

Marseille setzt auf Schifffahrt

ste – Die Neuausrichtung wurde schon 2017 sichtbar: Er trenne sich von seinem Lebenswerk, hieß es vor zwei Jahren, als Ulrich Marseille mit der von ihm und seiner Familie mehrheitlich kontrollierten MK-Kliniken (ehemals Marseille-Kliniken) den Verkauf des Betriebs eines Großteils der Altenpflegeheime an die französische Private-Equity-Firma Chequers Capital besiegelte. Damals gab das Unternehmen nicht nur die meisten seiner Arbeitsplätze, sondern auch rund zwei Drittel des Umsatzes ab. Marseille verwies auf persönliche Gründe und kündigte an, das Unternehmen neu auszurichten. Diesem Kurs entsprach nun auch der am vergangenen Sonntag bekannt gewordene Verkauf von 19 Altenheim-Immobilien aus dem MK-Kliniken-Bestand in Deutschland für 266 Mill. Euro inklusive Verpflichtungen an den französischen Investor Icade Healthcare Europe.Mit dem Mittelzufluss solle, wie MK-Kliniken mitteilte, die Kasse für Akquisitionen weiter gestärkt werden. Im Gesundheitswesen ist das Unternehmen weiterhin aktiv, auch im Geschäft mit betreutem Wohnen. Doch investieren will der 63-jährige Marseille, der als einer der schillernsten und streitbarsten Unternehmer Deutschlands gilt und der gerade wegen eines Clinchs mit Ex-Porsche-Chef und MK-Kliniken-Investor Wendelin Wiedeking Schlagzeilen machte, künftig vor allem im Schiffsmarkt. Im Besitz des Konzerns befinden sich inzwischen fünf Containerschiffe, die über eine Hamburger Reederei verchartert werden.Ende März 1984 schuf Marseille mit der Eröffnung eines Senioren-Wohnparks im niedersächsischen Langen nahe seines Geburtsorts Bremerhaven die Basis für einen der größten privaten Betreiber von Pflege- und Seniorenheimen in Deutschland. Er reüssierte mit seinem Konzept der Altenpflege, expandierte nach der deutschen Wiedervereinigung durch Erschließung weiterer Standorte auch in den neuen Bundesländern und brachte das in Marseille-Kliniken AG umbenannte und mit der Hauptverwaltung nach Hamburg umgezogene Unternehmen 1996 an die Börse.Nach dem Börsengang, der Mittel brachte für den Ausbau des Bereichs medizinische Rehabilitation durch Übernahme der Karlsruher Sanatorium, gab Marseille 1999 den Vorstandsvorsitz ab, um in den Aufsichtsrat zu wechseln. Im Jahr darauf wurden Pläne publik, gemeinsam mit Donald Trump, dem späteren US-Präsidenten, einen Trump Tower in Deutschland zu bauen und zu vermarkten. Daraus wurde nichts. Auch eine politische Karriere Marseilles, die während eines Intermezzos in der sogenannten Schill-Partei im Raum stand, kam nicht zustande. Marseille verließ die Partei und übernahm 2003 den Aufsichtsratsvorsitz in seinem Unternehmen. 2010 wurden die Reha-Kliniken der Karlsruher Sanatorium mit der Begründung, verstärkt auf das Kerngeschäft Pflege zu setzen, verkauft. Vier Jahre später folgte der Rückzug von der Börse.