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Boeing ernennt Stephanie Pope zum COO

Boeing ernennt Stephanie Pope zum COO. Die langjährige Managerin des Luftfahrtkonzerns gilt nun auch als Kandidatin für die Nachfolge von CEO Dave Calhoun.

Boeing ernennt Stephanie Pope zum COO

Pope bringt sich bei Boeing in Position

lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Es ist ja allein schon eine Nachricht wert, wenn ein Manager eine Stufe höher steigt auf der Karriereleiter. Erst recht, wenn es sich bei der Führungskraft um eine Frau handelt, denn nach wie vor sitzen deutlich mehr Männer als Frauen in den Top-Positionen. Also konnte man schon aufhorchen, als vor wenigen Tagen mitgeteilt wurde, dass der amerikanische Luftfahrtkonzern Boeing Stephanie Pope zum Chief Operating Officer ernannt hat. Noch interessanter wird die Personalie vor dem Hintergrund, dass der Airbus-Konkurrent derzeit wohl dabei ist, die Nachfolge für den 66-jährigen Chief Executive Officer Dave Calhoun zu regeln und Pope nun Branchenkennern zufolge als eine Anwärterin auf die Konzernspitze gilt. "Diese Veränderung könnte sie zur möglichen Nachfolgerin von Dave Calhoun als CEO machen", schrieben etwa die Analysten von Jefferies. Andere Stimmen monierten bereits, Boeing brauche dringend mehr Technikkompetenz an der Spitze, nicht eine Expertin für Rechnungslegung und Finanzen, wie Pope eine ist.

Stephanie Pope wird COO von Boeing und gilt nun auch als Aspirantin auf den CEO-Posten. Foto: Boeing

"Stephanie bringt eine enorme operative, finanzielle und kundenorientierte Erfahrung in diese (COO-) Rolle ein", kommentierte Boeing-CEO Calhoun die Personalie. Pope leitet derzeit Boeing Global Services (BGS), die Dienstleistungen wie Engineering und Wartung anbietet – das einzige Segment, das in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Gewinn ausweisen konnte, während die beiden anderen Sparten – Zivilflugzeuge und Verteidigung – unter Lieferkettenproblemen und zu hohen Kosten litten, was ihnen Verluste bescherte. Die Managerin, die seit fast drei Jahrzehnten für Boeing tätig ist, war davor Chief Financial Officer bei Boeing Commercial Airplanes. Als Leiterin des operativen Geschäfts soll Pope künftig für die Optimierung der Lieferkette, der Qualität, der Fertigung und der Technik verantwortlich sein, teilte das Unternehmen mit.

Hoher Seltenheitswert

Sollte Pope der Durchmarsch an die Unternehmensspitze gelingen, wäre sie nicht nur die erste Frau an der Spitze von Boeing. Sie wäre vermutlich auch die mächtigste Frau in der Luftfahrtbranche, denn dort haben Frauen in Führungspositionen nach wie vor hohen Seltenheitswert. Noch nie wurde einer der beiden großen Hersteller – Boing und Airbus – von einem weiblichen CEO geführt, Gleiches gilt für Zulieferer wie General Electric, Pratt & Whitney oder auch die deutsche MTU. Alle Unternehmen haben mittlerweile zwar weibliche Manager in ihren Führungsriegen, allerdings kann man sie in der Regel an wenigen Fingern abzählen. Beispiel Boeing: Das „Executive Council“ hat 21 Mitglieder, 17 davon sind Männer. Ein ähnliches Bild beim Wettbewerber Airbus: Von den 15 Managern im „Executive Committee“ sind nur drei Frauen. Auch bei den Kunden der Flugzeugbauer, den Fluggesellschaften, stehen sehr selten Frauen an der Spitze. Lediglich im Verteidigungsgeschäft haben es die Unternehmen mittlerweile zuweilen mit Ministerinnen und Ministerialbeamtinnen zu tun, die Quote macht’s möglich.

Ob Pope am Ende Boeing-CEO wird, steht noch in den Sternen. In der Vergangenheit wurde schon über diverse Kandidaten für die Calhoun-Nachfolge spekuliert, bisher wirkt aber der Amtsinhaber keineswegs amtsmüde. Boeing hatte im April 2021 das vorgeschriebene Rentenalter von 65 auf 70 Jahre angehoben, um Calhoun den längeren Verbleib an der Spitze zu ermöglichen, auch, damit er die diversen Lieferketten- und Produktionsprobleme in den Griff bekommt, die den Konzern seit Jahren lähmen. Allerdings meldete das "Wall Street Journal" dieser Tage, die Boeing-Führung habe sich kürzlich getroffen, um über die Calhoun-Nachfolge zu beraten. Im Rennen sind demnach neben der neuen COO auch Finanzvorstand Brian West und der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Stan Deal.

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