Neuer Finanzvorstand Antlitz startet im April
Gut zwei Wochen nach der am 16. März geplanten Vorlage der Geschäftsjahresbilanz 2020 von Volkswagen wird Dr. Arno Antlitz den Posten als Finanzvorstand des Dax-Konzerns übernehmen. Der Wolfsburger Fahrzeugbauer teilte mit, der dann 51 Jahre alte gebürtige Unterfranke werde am 1. April die Nachfolge von Frank Witter antreten. Dessen Vertrag läuft Ende Juni auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen aus, wie bereits seit längerem bekannt ist.
Witter, der dann 62 Jahre alt sein wird, hatte sich vom Aufsichtsrat dazu bewegen lassen, den Vertrag um neun Monate zu verlängern, um die Nachfolgeregelung zu erleichtern. Kurz vor Weihnachten war bekannt geworden, dass Antlitz, der seit März 2020 im Audi-Vorstand für das Ressort Finanz und Recht zuständig ist, von Ingolstadt zurück nach Wolfsburg wechseln und Witter als Volkswagen-Konzern-CFO ablösen wird. Den genauen Zeitpunkt des Antritts von Antlitz hatte VW damals aber noch offengelassen. Nun hieß es, Witter werde auf der Jahrespressekonferenz die Bilanz des Konzerns vorstellen – die wesentlichen Zahlen wurden am vergangenen Freitag bereits bekannt – und bis zu seinem Ausscheiden dem Unternehmen für einen bestmöglichen Stabwechsel beratend zur Verfügung stehen.
Witter habe in seiner fast 30-jährigen Zeit bei Volkswagen in unterschiedlichen Positionen den Konzern vorangebracht und maßgeblichen Anteil an der robusten Aufstellung des Unternehmens, sagte VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, der bis Oktober 2015 – kurz nach Bekanntwerden des Dieselabgasskandals von Volkswagen – Vorgänger des Hannoveraners als Finanzvorstand war. Er bedanke sich ausdrücklich bei Witter für sein Wirken und verabschiede ihn mit den allerbesten Wünschen für die Zukunft. Pötsch erklärte weiter, mit Antlitz habe man „einen exzellenten Nachfolger gefunden, der sich durch seinen strategischen und analytischen Weitblick“ ebenso auszeichne wie durch seine Finanzexpertise. „Er wird seinen Teil dazu beitragen, den Volkswagen-Konzern weiterhin wetterfest durch die Transformation zu steuern.“
Antlitz gilt als Wunschkandidat von VW-Konzernchef Herbert Diess (62). Dieser hatte nach seinem Antritt als Vorstandsvorsitzender der Marke Volkswagen Mitte 2015 mit dem promovierten Wirtschaftsingenieur zusammengearbeitet, der Anfang 2010 im Vorstand der Kernmarke des Konzerns für den Bereich Controlling und Rechnungswesen zuständig geworden war. Ein wesentliches Projekt in dieser Zeit war der 2016 mit dem Betriebsrat vereinbarte „Zukunftspakt“, um die schwächelnde Marke auf Rendite zu trimmen. Nun soll sich der frühere McKinsey-Berater Antlitz als Finanzvorstand des VW-Konzerns mit Blick auf den weiteren Wandel des Fahrzeugbauers zu einem softwaregetriebenen Tech-Unternehmen um weitere Effizienzsteigerungen kümmern.
Wie am Montag auch bekannt wurde, wird Jürgen Rittersberger (48) von April an den bisherigen Posten von Antlitz als Vorstand für Finanz und Recht bei Audi übernehmen. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker leitet seit September 2018 das Generalsekretariat und die Unternehmensstrategie des VW-Konzerns. Zuvor war er zwischen 2010 und 2018 als Generalsekretär für die Unternehmensentwicklung von Porsche zuständig. Zum Stuttgarter Sportwagenbauer war Rittersberger 2002 gekommen, zunächst im Bereich „Strategische Projekte“ und dann im Beteiligungsmanagement tätig. Vor dem Wechsel zu Porsche arbeitete er im Controlling des Baukonzerns Philipp Holzmann sowie der Dibag Industriebau.
„Mit Jürgen Rittersberger gewinnt Audi einen mit mehreren Konzernmarken vertrauten Experten für Unternehmenssteuerung, Controlling und Strategie“, erklärte VW-Chef Diess, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Premiummarke. „Ich schätze ihn als strategisch denkenden und unternehmerisch handelnden Wegbegleiter.“ Audi-Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch sagte, Rittersberger sei „ein geschätzter Partner für den Betriebsrat“. Mit ihm wolle man die Investitionen für eine erfolgreiche Transformation von Audi realisieren. Besondere Bedeutung habe dabei der Standort- und Beschäftigungsvertrag „Audi Zukunft“.
Diese Vereinbarung sieht neben einer Beschäftigungssicherung bis 2029 für die deutschen Standorte Einsparungen über die Laufzeit von rund 6 Mrd. Euro vor. Hinzu kommt der bereits vor gut drei Jahren aufgelegte Transformationsplan „ATP“, der seit dem Programmstart mehr als 6,5 Mrd. Euro „freigespielt“ habe, wie Audi Ende vergangenen Jahres mitteilte. Die im vergangenen Herbst präsentierte Fünfjahresplanung sieht ein Investitionsbudget von rund 35 Mrd. Euro vor. Knapp 17 Mrd. Euro davon sind für Fahrzeugprojekte und innovative Fahrzeugtechnologien vorgesehen, um, wie Audi mitteilte, das „Markenversprechen ,Vorsprung durch Technik‘ neu aufzuladen“.