Nordex wechselt nach Prognosesenkung den CEO aus
Von Walther Becker, FrankfurtDer Windkraftanlagenbauer Nordex hat einen neuen Chef: José Luis Blanco ist als Nachfolger von Lars Bondo Krogsgaard zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt worden. Der Konzern, der an der Börse derzeit 1,4 Mrd. Euro auf die Waage bringt, steckt in einer schwierigen Phase und hat jüngst mit einer Prognosesenkung zahlreiche Investoren vergrätzt, aber Shortseller erfreut. Am Freitag setzte sich die Aktie nach der Ankündigung des CEO-Wechsels mit 5 % an die TecDax-Spitze.In wichtigen Märkten von Nordex zeichnen sich Rückgänge ab. Gleichzeitig ist Nordex dabei, den größten Zukauf der Unternehmensgeschichte zu integrieren: Für nahezu 800 Mill. Euro wurde 2015 der spanischen Turbinenhersteller Acciona Windpower erworben. Der “Neue” kommt von den Spaniern. Im Zuge der Übernahme hatte sich die Quandt-Erbin Susanne Klatten als Großaktionärin verabschiedet. Im vorigen Jahr nahm CFO Bernard Schäferbarthold, der den Acciona-Deal gemanagt hatte, den Hut und wechselte zum Autozulieferer Hella. Von Acciona WindpowerBlanco, geboren 1970, hat schon viel Wind gemacht, er bringt über 20 Jahre Branchenerfahrung mit. Blanco ist seit der Übernahme von Acciona Windpower im April 2016 COO und stellvertretender CEO in Hamburg. Zuvor war er vier Jahre Chef des spanischen Unternehmens und verantwortete dort den Turnaround. Davor war Blanco 15 Jahre für Gamesa tätig, die derzeit ihr Geschäft mit Siemens Wind zusammenlegt.Der Aufsichtsrat unter dem ehemaligen Infineon- und Continental-Chef Dr. Wolfgang Ziebart hat mit Krogsgaard dessen Ausscheiden zum 31. März vereinbart. Blanco werde Nordex mit Christoph Burkhard als Finanzvorstand und Patxi Landa (Chief Sales Officer) leiten.Krogsgaard (Jahrgang 1966) gehört seit 2010 dem Vorstand von Nordex an, seit Juni 2015 ist er Vorstandschef. Seine Aufgabe, aus einem vor allem auf Europa ausgerichteten Nischenspieler einen globalen Akteur der Windbranche zu formen, muss nun Blanco erledigen. Der Däne war von 2002 an beim Versorger Dong Energy, seit 2006 bei Siemens. Bei Nordex begann er als Vertriebsvorstand. Seit der Übernahme in Spanien ist der Mischkonzern Acciona größter Nordex-Aktionär mit knapp 30 %. Krogsgaard räumt ein, dass die Glaubwürdigkeit “aufgrund des veränderten Ausblicks gelitten hat, schon zuvor wurde die Art und Weise unserer Kommunikation kritisiert”. Und er übernimmt “letzten Endes” Verantwortung, so dass er dem Aufsichtsrat vorgeschlagen habe, ihn von seinen Aufgaben “im Interesse der Gesellschaft im gegenseitigen Einvernehmen zu entbinden”.Ende Februar hatte Nordex mit der Korrektur der Finanzziele Anleger in die Flucht geschlagen; die Aktie verlor erst 16 % und dann 19 % auf ein Niveau wie zuletzt Anfang 2015. Die Rücknahme der Ziele für 2017 und 2018 hatte Krogsgaard mit geringeren Absatzerwartungen und deutlich erhöhtem Preisdruck begründet. Vor allem die Geschäfte in Kernmärkten wie Brasilien, Indien und Südafrika liefen schlechter. Für das laufende Jahr rechnete er mit 3,1 Mrd. bis 3,3 Mrd. Euro Umsatz statt zuvor 3,35 Mrd. Die operative Marge (Ebitda) soll bei 7,8 bis 8,2 % liegen und damit unter dem Vorjahreswert von 8,3 %.