Offenes Rennen um Schwab-Nachfolge
Rennen um Schwab-Nachfolge ist offen
dz Zürich
Die Nachfolge von Klaus Schwab als Präsident des Davoser World Economic Forum ist mit der am Ostersonntag erfolgten Wahl von Vizepräsident Peter Brabeck vorerst geregelt. Doch der Ex-Nestlé-Chef füllt die Rolle nur interimistisch aus. Das Rennen um die langfriste Nachfolge des 87-jährigen WEF-Gründers, der aufgrund von anonymen Vorwürfen eines Whistleblowers bezüglich seiner Unternehmensführung zurückgetreten beziehungsweise vom Stiftungsrat unsanft hinauskomplementiert wurde, ist noch lange nicht geklärt.
Bevor die Ereignisse um die mutmaßlichen Verfehlungen Schwabs bekannt geworden waren, galt die derzeitige EZB-Präsidentin Christine Lagarde als Favoritin für den Chefposten in der wirtschaftlich und politisch einflussreichen Organisation. Schwab hatte seinen Rücktritt für Ende 2027 geplant, was Lagarde einen direkten Übergang von ihrem zu diesem Zeitpunkt auslaufenden EZB-Mandat zum WEF ermöglicht hätte. Nun ist dieser Plan gescheitert, weil die Notenbankchefin keine Absicht hat, ihre aktuelle Aufgabe vorzeitig zu beenden.
Hildebrand doch noch im Rennen
Insider gehen nicht davon aus, dass der 80-jährige Brabeck der Französin den Stuhl so lange warm halten will und kann. Wer sonst für den Posten in Frage käme, ist aber noch unklar. Im Gespräch war offenbar der frühere Schweizer Notenbankchef Philipp Hildebrand, der inzwischen als Vizepräsident von Blackrock wirkt. Hildebrand wäre mit seinem Schweizer Pass ein Wunschkandidat der Schweizer Regierung für das jährliche Treffen von zahlreichen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft in Davos, hört man aus gut informierten Kreisen. Doch Hildebrand gilt als enger Vertrauter Schwabs, was ihm im Rennen um den Posten nun offenbar zum Nachteil gereicht.
Andere Schweizer Persönlichkeiten, die sich für die Schwab-Nachfolge eignen könnten, sind bisher nicht bekannt. Die Entsendung eines von der Schweizer Regierung nominierten offiziellen Schweizer Kandidaten ist umstritten und wenig wahrscheinlich. Derweil lässt der WEF-Stiftungsrat die Bereicherungsvorwürfe gegen Schwab durch eine Anwaltskanzlei untersuchen. Je nachdem, wie das Ergebnis dieser Untersuchung ausfällt, könnte Hildebrand doch noch im Rennen bleiben. Dieses Rennen gestaltet sich derzeit aber völlig offen. Zuverlässige Prognosen seien im derzeitigen Stadium nicht möglich, heißt es.