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Peter Bauer hinterlässt einen geordneten Infineon-Konzern

Von Stefan Kroneck, München Börsen-Zeitung, 1.8.2012 Für Peter Bauer war der 13. Mai ein schwarzer Tag. An einem Sonntag vor zweieinhalb Monaten entschloss er sich, sein Amt als Vorstandsvorsitzender von Infineon vorzeitig aufzugeben. Grund: Der...

Peter Bauer hinterlässt einen geordneten Infineon-Konzern

Von Stefan Kroneck, MünchenFür Peter Bauer war der 13. Mai ein schwarzer Tag. An einem Sonntag vor zweieinhalb Monaten entschloss er sich, sein Amt als Vorstandsvorsitzender von Infineon vorzeitig aufzugeben. Grund: Der Maschinenbau-Ingenieur leidet seit Jahren unter Osteoporose. Das Krankheitsbild hat sich bei ihm verschlechtert. Also zog er daraus die beruflichen Konsequenzen und kündigte seinen vorzeitigen Rücktritt zum 30. September an.Seiner Offenheit gebührt großer Respekt, schließlich agiert der 52-jährige Topmanager auf einer Ebene, auf der es von Alpha-Menschen wimmelt. In den obersten Führungsetagen wird das Eingeständnis von Fehlern oder Krankheiten überwiegend als Schwäche ausgelegt, obwohl es freilich genau das Gegenteil ist. Bauers Umgang mit seiner Krankheit zeugt von einem natürlichen Selbstbewusstsein, das bei Führungseliten hierzulande (leider) nur noch selten anzutreffen ist. Vor dem Hintergrund seiner Entscheidung legte Bauer am Dienstag seinen letzten Zwischenbericht als Chef des Münchner Halbleiterkonzerns vor.Eine Ära in der wechselreichen Unternehmensgeschichte von Infineon steht damit vor dem Ende. Bauers Nachfolge tritt zum 1. Oktober Produktionsvorstand Reinhard Ploss an, der den Konzern nach einer Boomphase angesichts einer weltweiten Konjunkturabkühlung nun durch schwierigeres Fahrwasser steuern muss. Bauer hinterlässt ihm ein weitgehend geordnetes Unternehmen. Infineon ist heute für einen Abschwung besser gerüstet als in der Vergangenheit. Die Firma ist stabilisiert. Das ist Bauers Verdienst.Der gebürtige Münchner führt die frühere Siemens-Tochter seit mehr als vier Jahren. Im Juni 2008 trat er ein schwieriges Amt an. Infineon stand seinerzeit am Abgrund. Seine Amtsvorgänger Ulrich Schumann und Wolfgang Ziebart waren mit dem Versuch gescheitert, den Konzern auf Kurs zu bringen. Sie mussten gehen. Infineon steuerte immer tiefer in die Krise. Für viele galt das Unternehmen bereits als hoffnungsloser Fall, als Anfang 2009 die börsennotierte Speicherchiptochter Qimonda pleiteging. Damals galt auch Infineon nach Milliardenverlusten als Pleitekandidat. Die Aktie, die im März 2000 zu 35 Euro an die Börse kam, stürzte auf 0,38 Euro ab – Infineon als Penny Stock; das war der bisherige Tiefpunkt des Konzerns nach der Abspaltung von Siemens vor 13 Jahren.Angesichts dieser Misere übernahm Bauer vor vier Jahren einen Schleudersitz. Doch der frühere Infineon-Produktionsvorstand hatte einen entscheidenden Vorteil: Er kannte Infineon wie seine Westentasche. Entsprechend machte er sich an die Arbeit. Infineon wurde unter seiner Regie zu einem schlagkräftigen Nischenanbieter in der wettbewerbsintensiven Halbleiterindustrie umgekrempelt. In der Branche etabliertMit einer umfangreichen Sanierung und einer geglückten Kapitalerhöhung brachte Bauer den Konzern wieder auf Kurs. In diesem Umbauprozess hat er zwar nach eigenen Aussagen nie Zweifel daran gehabt, dass er mit der Restrukturierung erfolgreich sein würde, allerdings litt seine Gesundheit. Schließlich musste er in der kritischen Phase oftmals nächtelang durcharbeiten. Der Einsatz für das Unternehmen hat sich gelohnt. Heute notiert die Infineon-Aktie bei rund 6 Euro. Der Konzern ist in der Branche etabliert und niemand stellt heute mehr ernsthaft die Zukunft von Infineon als unabhängigem Anbieter in Frage.