PR-Preis Seismograph für Stephan Grühsem - Volkswagens Mann für "Party und Reisen"
Von Claus Döring, FrankfurtDen Seismographen, die mit dem Titel “PR-Manager des Jahres” verbundene und am Dienstagabend überreichte symbolische Auszeichnung des Verlags Rommerskirchen, hätte Stephan Grühsem etwas eher gebrauchen können. Dann wäre der Kommunikationschef des VW-Konzerns im Frühjahr nicht so überrascht worden von jenem Beben, dessen Epizentrum in Salzburg lag und das so gewaltige Ausläufer bis in die norddeutsche Tiefebene um Wolfsburg hatte. Auch wenn damals die Wände wackelten in den Vorstands- und Aufsichtsratsetagen in Wolfsburg und es manches Nachbeben gab – inzwischen scheinen die Erschütterungen überstanden. Das jedenfalls war der Eindruck, den VW-Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn in seiner Lobrede auf seinen langjährigen Kommunikationschef anlässlich der Verleihung des PR-Preises zu vermitteln suchte. Mehr noch als diese Erschütterung, für deren Früherkennung der Naturwissenschaftler Winterkorn ein digitales Seismometer anstelle des Seismographen empfahl, würden die von China ausgehenden “tektonischen Verschiebungen” das VW-Management beschäftigt, so der VW-Chef.Seinem obersten Öffentlichkeitsarbeiter, der seit 2007 als Generalbevollmächtigter die Konzernkommunikation, Außenbeziehungen und Investor Relations von Volkswagen verantwortet, bescheinigte Winterkorn umfassendes Automobil-Know-how (“obwohl kein Ingenieur”) und ein Gespür für die Produkte des Hauses. Letzteres habe Grühsem als “Vater der GTI-Rückleuchte” unter Beweis gestellt, wie Winterkorn in einer Anekdote über den (dann auch umgesetzten) Designvorschlag seines Kommunikationschefs für die Rückleuchte des Golf GTI VI verriet.Der einstige Wirtschaftsjournalist Grühsem (“Handelsblatt”, “Capital”), Jahrgang 1962, kam 1999 zum VW-Konzern und wurde 2002 Leiter der Audi-Kommunikation. Winterkorn machte kein Hehl daraus, dass die Techniker bei Audi – und zu denen zählte damals auch Winterkorn – einst der Ansicht waren: Ein gutes Produkt braucht keine Kommunikation. “PR” stand in ihren Augen für “Party und Reisen”. Diese Anschauung habe sich rasch geändert, räumte Winterkorn ein, Grühsem habe sich als wertvoller Berater, kreativer Kopf und zuweilen auch als “Unruhestifter” im besten Sinne erwiesen. Und so war klar, dass Grühsem 2007 seinem Chef und damaligen Audi-Vorstandsvorsitzenden Winterkorn nach Wolfsburg folgte. Seither demonstrieren beide in Wolfsburg den gepflegten Doppelpass in der Kommunikationsarbeit, und auch die Liebe zum Fußball verbindet sie. Der bekennende Gladbach-Fan Grühsem gehört dem Präsidium des Werksvereins VfL-Wolfsburg-Fußball GmbH an, während Winterkorn dem Aufsichtsrat von Bayern München angehört, wo Audi Aktionär ist.Apropos Fußball: Jury-Vorsitzender und PR-Preis-Laudator Maximilian Schöberl, Kommunikationschef des Konkurrenten BMW, der seinem Kollegen bescheinigte, zu den originellsten Köpfen in der deutschen PR-Landschaft zu gehören, machte folgende Parallele zwischen PR-Arbeit und Fußball aus: “Jeder kann es, jeder weiß es besser und jeder redet gerne mit.”