ProSiebenSat.1 verlängert Vertrag mit Finanzchef
ProSiebenSat.1 verlängert Vertrag
mit Finanzvorstand Mildner
jh München
Kurz vor Ablauf der verlängerten Frist des Übernahmeangebots von Media for Europe (MFE) hat der Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 den Vertrag mit Finanzvorstand Martin Mildner (55) um drei Jahre bis Mai 2029 verlängert. Mildner war vor dem Wechsel zum Fernsehkonzern im Mai 2023 drei Jahre lang Finanzvorstand von United Internet gewesen.
Wie in der Medienbranche zu hören ist, hält MFE den Zeitpunkt der Entscheidung für ungünstig. Dem italienischen Konzern sind vier der neun Sitze im Aufsichtsrat zuzuordnen. Vorsitzende ist seit Mai die ehemalige Disney-Managerin Maria Kyriacou, die als unabhängig gilt. MFE hat sich nach dem bisherigen Stand mehr als 60% der Aktien von ProSiebenSat.1 gesichert. Der genaue Anteil wird voraussichtlich am Donnerstag nach Börsenschluss bekannt gegeben. Bis Mitte September sollen die Aktien übertragen sein.
Höhere Abfindung gesichert
Auf der Seite der Italiener wird nicht damit gerechnet, dass sich im Management von ProSiebenSat.1 schon in Kürze etwas ändert. In der derzeit schwierigen Phase mit einem schwachen TV-Werbegeschäft, das die gesamte Branche trifft, ist Stabilität gefragt. Zu erwarten ist aber, dass MFE in absehbarer Zeit die Mehrheit im Aufsichtsrat stellen wird. Wie lange die drei Vorstände dann bleiben, dürfte auch von der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens abhängen.
Mit der Vertragsverlängerung hätte sich Mildner zumindest eine höhere Abfindung gesichert. Der Kontrakt mit dem Vorstandsvorsitzenden Bert Habets war im April dieses Jahres ebenfalls um drei Jahre bis Oktober 2028 verlängert worden.
Markus Breitenecker ist seit April 2024 als Chief Operating Officer der Dritte im Vorstand.
„Durch die Hintertür“
Finanzvorstand Mildner hatte sich im April 2024 im CFO-Interview der Börsen-Zeitung kritisch über MFE geäußert. MFE hatte damals einen Stimmrechtsanteil von knapp 30%. Über ein Übernahmeangebot wurde damals nur spekuliert. Mildner hatte MFE vorgehalten, nur eigene Interessen zu verfolgen und nicht auch die der anderen Aktionäre: „MFE versucht einen Kontrollerwerb durch die Hintertür.“
Anlass war ein Vorschlag der Italiener, die Geschäftssegmente Commerce & Ventures und der Parship Meet Group vom Unterhaltungsgeschäft abzuspalten. Auf der Hauptversammlung Ende April 2024 verfehlte MFE mit rund 71% Ja-Stimmen nur knapp die dafür notwendige Dreiviertelmehrheit.
Treffen in Berlin
Am Dienstag traf sich Pier Silvio Berlusconi, der Vorstandsvorsitzende von MFE, zu einem Gespräch mit Kulturstaatsminister Wolfram Weimer. Weimer hatte Berlusconi eingeladen. Danach ließ der Italiener mitteilen, die Wahrung redaktioneller und journalistischer Freiheit sei für MFE von grundlegender Bedeutung.