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Rasanter Start des neuen Hyundai-Chefs

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 9.1.2021 Das neue Jahr hat für Chung Eui-sun gut angefangen. Nach langem Warten hatte der 50-Jährige im Oktober endlich den Vorsitz der Hyundai Group mit den Marken Hyundai und Kia von seinem gesundheitlich...

Rasanter Start des neuen Hyundai-Chefs

Von Martin Fritz, TokioDas neue Jahr hat für Chung Eui-sun gut angefangen. Nach langem Warten hatte der 50-Jährige im Oktober endlich den Vorsitz der Hyundai Group mit den Marken Hyundai und Kia von seinem gesundheitlich angeschlagenen Vater Chung Mong-koo (82) übernehmen dürfen. Danach blies Chung zum Angriff und verkündete zum Jahreswechsel das ehrgeizige Absatzziel von sieben Millionen Hyundai- und Kia-Modellen für den Turnus 2021, was ein Plus von 11,5 % zum Vorjahr bedeutet. “Wir werden in diesem Jahr unsere große Transformation zu einem neuen Wachstumsmotor anschieben”, versprach Chung. Und nun scheint Apple dem Südkoreaner den Ritterschlag als Partner für sein sagenumwobenes autonomes Elektroauto erteilt zu haben.Ganz aus heiterem Himmel kommt diese Nachricht nicht: Beim internen Aufstieg hat der junge Chung sich seine Meriten als treibende Kraft für die schnelle Elektrifizierung der Modellflotte verdient. In den nächsten fünf Jahren will die südkoreanische Gruppe über 60 Bill. Won (44,9 Mrd. Euro) in elektrische und autonome Fahrzeuge investieren. Bereits 2019 steckte Hyundai deswegen 1,6 Mrd. Dollar in den Entwickler Aptiv, eine Abspaltung des General-Motors-Zulieferers Delphi. Bis 2025 will die Gruppe zwölf Batterieauto-Modelle auf einer eigenen Plattform mit einer Reichweite von über 500 Kilometer lancieren, das Absatzziel liegt dann bei 560 000 Stück. Die ersten Autos mit Feststoffakkus sollen 2027 fahren. Mit dieser Entschlossenheit scheint Chung seine Gruppe als kompetenten Partner für die Produktion von Elektroautos attraktiv gemacht zu haben. Hoch im KursDie Börse reagierte elektrisiert auf einen südkoreanischen Pressebericht, wonach Hyundai und Apple über eine Auftragsfertigung für ein autonom fahrendes Batterieauto von 2027 an verhandeln. Das Unternehmen bestätigte zunächst eine mögliche Zusammenarbeit, korrigierte sich danach jedoch und sprach nur noch von Kooperationsanfragen verschiedener Unternehmen, ohne Apple noch zu erwähnen – die Kalifornier lassen sich nicht gerne als Auftraggeber nennen.Auch gibt es Zweifel an einem Zuschlag für Hyundai. Bislang galten der österreichische Zulieferer Magna Steyr und der chinesische Elektroauto-Hersteller Byton wegen einer Allianz mit Foxconn als mögliche Partner. Aber die Anleger ließen sich nicht beirren: Nach einem Kurssprung um bis zu 25 % schloss die Aktie von Hyundai zum Handelsende in Seoul mit 19,4 % im Plus. Die Marktkapitalisierung kletterte dadurch auf 55,7 Bill. Won (41,6 Mrd. Euro).Der Aktienkurs von Hyundai Mobis, dem Hauptzulieferer der Gruppe, sprang um bis zu 30 % und verzeichnete zum Schluss einen Anstieg von 18,1 % auf 34,2 Bill. Won (25,6 Mrd. Euro). In der Folge wuchs das Vermögen von Chairman Chung und seinem Vater laut dem Milliardärsindex von Bloomberg um fast 2 Mrd. Dollar. Zusammen halten die beiden einen Anteil in Höhe von 8 % an Hyundai Motor, wenn man die 7 % Anteil an Hyundai Mobis im Besitz des Vaters mitrechnet.Damit hat sich der Reichtum der Gründerfamilie in weniger als einem Jahr dramatisch vermehrt: Beim Corona-Crash im März 2020 war die Aktie von Hyundai Motor auf ihrem Tiefpunkt nur noch 65 900 Won wert, am Freitag stand fast viermal mehr auf dem Kurszettel.