Reinert folgt Urbon an der SMA-Spitze
Von Walther Becker, FrankfurtEs ist erst zwei Wochen her, dass SMA Solar mal wieder Investoren in die Flucht geschlagen hat. Nach einer Prognosesenkung gab der Kurs um mehr als ein Fünftel nach. Jetzt versucht der Wechselrichterhersteller aus Nordhessen, mit einem neuen CEO das Ruder herumzureißen. Allerdings holt der Aufsichtsrat für den scheidenden Pierre-Pascal Urbon keinen Manager von außen, sondern verkleinert die Führungsriege, setzt auf Kontinuität und einen Nachfolger aus den eigenen Reihen: Dr.-Ing. Jürgen Reinert (50) ist mit sofortiger Wirkung neuer Vorstandssprecher und verantwortet künftig neben Technologie und Operations auch Vertrieb und Service.Aufsichtsratschef Dr. Erik Ehrentraut sowie Mitgründer und Aufsichtsrat Peter Drews danken Urbon. Mit Reinert “setzen wir auf Kontinuität in der Führung”, kommentiert Ehrentraut. Das Kapital von SMA liegt zu 55 % bei den Gründerfamilien und zu 20 % bei der dänischen Danfoss. Ende Juni wies SMA eine Eigenkapitalquote von 53 % aus und eine Nettoliquidität von 400 Mill. Euro. Die Börsenkapitalisierung schmolz gegenüber dem Hoch 2010 um über 80 % auf 660 Mill. Euro ab.Reinert ist seit 2011 bei SMA und gehört seit 2014 dem Vorstand an. Er verantwortet bisher Entwicklung, Operations sowie die Business Units. Davor war er von 1999 bis 2011 in Schweden für Emotron tätig. Er studierte Elektrotechnik in Südafrika und promovierte am Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe der RWTH Aachen.Urbon scheide zum Jahresende auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen aus und habe in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat sein Vorstandsmandat umgehend niedergelegt. Nach der gestrigen Ad-hoc-Mitteilung reagierte die Aktie kaum. Der Kurs lag zum Höhepunkt des subventionsgetriebenen Fotovoltaik-Booms bei jenseits von 100 Euro, derzeit notiert er bei knapp 20 Euro. Urbon geht, wie es weiter heißt, in bestem Einvernehmen. Damit wird ihm der Vertrag, der noch bis Ende September 2022 gelaufen wäre, ausgezahlt. Wieder ein UmbauDer Konzern steht erneut vor einem Umbau. Ende September hatte SMA die Prognose für das laufende Jahr gesenkt. 2018 werde der Umsatz nur noch 800 Mill. bis 850 Mill. Euro betragen statt bis zu 1 Mrd. Euro. Das Unternehmen hatte deshalb schon einen Stellenabbau angekündigt, ohne Details zu nennen. SMA mit ihren noch 3 200 Beschäftigten kämpft mit starkem Preisverfall, weil chinesische Hersteller verstärkt auf die internationalen Märkte drängen. IPO begleitetDer 47-jährige Urbon ist seit Oktober 2005 bei SMA, war Finanzchef und wurde 2011 als Nachfolger von Gründer Günther Cramer Vorstandssprecher des TecDax-Unternehmens, das im Sommer 2008 an die Börse gegangen war. Urbon war nach dem Studium der Betriebswirtschaft von 1997 bis 2005 bei der Investmentbank Drueker & Co. in Corporate Finance tätig. Der gebürtige Ostwestfale ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Unter Urbons Führung hat SMA sämtliche Höhen, aber vielleicht noch nicht alle Tiefen erlebt.Urbon hatte versucht, SMA unter den härteren Marktbedingungen mit der Expansion in das System- und Lösungsgeschäft sowie Energiedienstleistungen stärker in margenträchtigere Geschäftsfelder fortzuentwickeln. Unter seiner Führung hat sich SMA, lange globale Nummer 1 unter den Wechselrichterherstellern, internationalisiert. Urbon hat den Börsengang, den Erwerb der chinesischen Zeversolar 2012 und die Allianz mit Danfoss konzipiert. Er war maßgeblich für die Unternehmenstransformation, die 2015 mit erheblichem Stellenabbau verbunden war, verantwortlich. Aber nachhaltig ins Positive gedreht hat er SMA Solar nicht.