Revirement in der Führung italienischer Staatsunternehmen
tkb – Italiens Staatsindustrie steht vor einem Management-Revirement. Denn in den nächsten Monaten laufen die Mandate der Unternehmenschefs beim Erdölmulti Eni und dem marktführenden Stromkonzern Enel, bei der Stromleitungsgesellschaft Terna, dem Rüstungskonzern Finmeccanica und Poste Italiane ab. Eine Neubesetzung ist aber auch bei der öffentlichen Flugkontrollgesellschaft Enav, bei der Finanzierungsgesellschaft Fintecna und der Dachgesellschaft für das öffentliche Versicherungswesen Consap vorgesehen. Last, but not least muss ein neues Board-Mitglied der Börsenaufsicht Consob ernannt werden.Den Auftakt zu den Management-Umbesetzungen macht Italiens privatisierte Airline Alitalia. Auf der nächsten Verwaltungsratsitzung soll entschieden werden, ob der erst seit wenigen Monaten amtierende Alitalia-Chef, der ehemalige CEO des Motorradherstellers Ducati, Gabriele Del Torchio, im Amt bleiben wird. Jüngsten Informationen zufolge werden sowohl Del Torchio als auch Präsident Roberto Colaninno die angeschlagene Airline weiterführen. Zwar hatte Colaninno noch vor wenigen Wochen erklärt, vom Amt zurückzutreten. Doch weder die Poste Italiana, Unicredit und Banca Intesa Sanpaolo als Großaktionäre scheinen auf einen Wechsel zu bestehen.Ursprünglich wurde Massimo Sarmi, derzeit CEO der Poste Italiane, als möglicher Nachfolger Colaninnos genannt. Der 66-jährige Elektroingenieur Sarmi, der seit 2002 für die Erfolgsgeschichte von Poste Italiane steht, hat sich durch seinen Einstieg bei der konkursgefährdeten Alitalia einen “Platz im Paradies” verdient und wird daher auch als Schwergewicht für andere Ämter bezeichnet. Doch scheint Sarmi weiterhin an der Spitze der Poste Italiane verbleiben zu wollen.Eni-CEO Paolo Scaroni, der im Mai sein drittes Mandat beendet, hat ebenso wenig wie Enel-Chef Fulvio Conti wissen lassen, ob sie für eine weitere Amtszeit bereit sind. Für den Erdölmulti Eni scheint sich auch der ehemalige Chef von Banca Intesa Sanpaolo und spätere Industrieminister Corrado Passera zu interessieren. Der 67-jährige Finanzexperte und seit 13 Jahren amtierende Enel-Chef Fulvio Conti dürfte als Sponsor des von Regierungschefs Enrico Letta gegründeten Think Tanks Vedró einen Stein beim Regierungschef im Brett haben.Im Auge zu behalten ist aber auch der vorzeitig bei Telecom Italia ausgeschiedene 66-jährige Franco Bernabè. Dieser war bereits in den neunziger Jahren CEO von Eni und hat danach die Privatisierung von Telecom Italia eingeleitet. Bernabè ist angeblich als Nachfolger von Alessandro Pansa vorgesehen, der seit gut einem Jahr den halbstaatlichen Rüstungskonzern Finmeccanica leitet.Pansa wurde vom ehemaligen Regierungschef Mario Monti an Stelle des unter Korruptionsverdachts stehenden Guseppe Orsi eingesetzt. Auch bei der zur Privatisierung stehenden Stromleitungsgesellschaft Terna wird zur Jahresmitte der Chefposten frei. Der ehemalige Mailänder Messechef Flavio Cattaneo wurde 2008 von der Regierung Prodi in seinem Amt bestätigt.