Revolutionär der Versteigerungen von Mobilfunkfrequenzen feiert Geburtstag
Paul Milgrom 75
mpi Frankfurt
Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, verkauft: Auktionen laufen nicht nur bei Sotheby’s und Co. oder Ebay über die Bühne, sondern sind in etlichen Wirtschaftsbereichen von zentraler Bedeutung. Mobilfunkfrequenzen finden über diesen Weg ebenso ihre Abnehmer wie Emissionszertifikate zur Verschmutzung der Umwelt mit CO2 oder Strom an der Strombörse. Was versteigert wird, sollte den Aufbau der Auktion maßgeblich beeinflussen.
Bereits seit den achtziger Jahren befasst sich der Mathematiker und Volkswirt Paul Milgrom damit, wann welche Auktionsform die beste ist. Am Donnerstag wird der Professor für Ökonomik an der Stanford University in Kalifornien, der 2020 für seine Grundlagenforschung den Wirtschaftsnobelpreis bekam, 75 Jahre alt. Zusammen mit seinem Doktorvater Robert Wilson erhielt er die Auszeichnung, da laut Nobelkomitee „von ihren Erkenntnissen Verkäufer, Käufer und Steuerzahler weltweit profitiert haben“.
Milgrom, dem nachgesagt wird, dass er bereits während seines Studiums die Angewohnheit hatte, seinen Professoren Methoden zu zeigen, wie sie ihre Vorlesungen und Seminare verbessern können, entwickelte mit Wilson ein Auktionsmodell, bei dem simultan und in mehreren Runden auf die Güter geboten wird. Erstmals kam es 1994 in den USA bei der Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen zum Einsatz. Dabei gingen die beiden späteren Nobelpreisträger davon aus, dass Telekommunikationsanbieter nur dann viel bieten, wenn sie dafür sämtliche Lizenzen in einer Region erhalten. Einzelne Lizenzen seien für die Unternehmen dagegen uninteressant. Milgrom und Wilson schlugen daher vor, dass die Konzerne so lange für sämtliche Lizenzen bieten können, bis für keine Lizenz mehr ein Gebot abgegeben wird.
Diese Methode ist inzwischen weltweiter Standard. Auch bei der Versteigerung der 5G-Lizenzen in Deutschland im Jahr 2019 lief die Auktion nach diesem Format. Schluss war erst nach 497 Runden.