Bayer Cropscience

Rodrigo Santos – Chef-Promoter für nachhaltige Landwirtschaft

Rodrigo Santos steht seit Anfang 2022 an der Spitze von Bayer Cropscience. Auf einer Veranstaltung in Monheim rührt er die Werbetrommel für nachhaltige Landwirtschaft.

Rodrigo Santos – Chef-Promoter für nachhaltige Landwirtschaft

Der Chef von Bayer Cropscience
ist Überzeugungstäter

Von Annette Becker, Monheim

Als Rodrigo Santos am Donnerstagmorgen zum Medien- und Stakeholdertag der von ihm geführten Bayer-Sparte Cropscience erscheint, merkt man dem Brasilianer nicht an, dass es in der von ihm verantworteten Division gerade alles andere als rund läuft. Locker, neugierig und mit einem Lächeln auf dem Gesicht begrüßt er die Anwesenden, hält hier und da ein Schwätzchen und bedankt sich für das Interesse jedes Einzelnen.

Nun gut, Smalltalk-Fähigkeiten sollte der Chef des weltweit größten Agrarchemiekonzerns beherrschen. Doch anders als mancher seiner Kollegen wirkt Santos glaubwürdig, wenn er fordert, den Landwirten zuzuhören und ihre Sorgen ernstzunehmen. Anlass für die Veranstaltung ist die Umfrage "Farmer Voice", die Bayer in Auftrag gegeben hat und deren Ergebnisse präsentiert werden. Eine externe Agentur führte dazu Interviews mit 800 Landwirten rund um den Globus, die große und kleine Betriebe führen.

Folgen des Klimawandels spürbar

Die Ergebnisse sind keineswegs überraschend und dennoch erschreckend: 73% der Befragten gaben an, dass ihre Einkommen infolge des Klimawandels in den vergangenen beiden Jahren durchschnittlich um fast 16% gesunken sind. Drei Viertel der Landwirte sorgen sich um die Folgen des Klimawandels für ihre Betriebe. "Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen die unmittelbare Bedrohung des Klimawandels für die weltweite Ernährungssicherheit. Gleichzeitig kommt es entscheidend auf die Landwirte und Landwirtinnen an, auch unter erschwerten Bedingungen die Nahrungsversorgung zu sichern", fasst der Cropscience-Chef die Resultate zusammen und kommt zu dem wenig überraschenden Schluss, dass die Zukunft in der regenerativen Landwirtschaft liegt.

Vertriebsmann durch und durch

Wie sein Vorgänger Liam Condon ist der 50-Jährige ein geborener Sales-Mann. Dennoch nimmt man ihm ab, dass er aus Überzeugung handelt und die Ernährung der Weltbevölkerung für ihn eine Herzensangelegenheit ist. Wäre das nicht der Fall, würde Santos nicht schon seit mehr als 25 Jahren im Pflanzenschutzgeschäft arbeiten. Keine Frage, auch Bayer arbeitet an Innovationen, um Geld zu verdienen. Doch der Aspekt, dass modernes Saatgut und bessere Technologien zum Pflanzenschutz auf der Wunschliste der befragten Bauern ganz oben stehen, gehört eben auch zur Wahrheit.

Der studierte Agrarwissenschaftler, der Anfang 2022 an die Spitze von Bayer Cropscience trat, spricht zweifelsohne die Sprache seiner Kunden und erzählt mit leuchtenden Augen vom Besuch bei Kleinbauern in Kenia: "Es ist eine Sache, in Europa oder Nordamerika über Sicherheit in der Nahrungsmittelversorgung zu sprechen. Eine ganz andere Sache ist es, auf dem Land in Afrika darüber zu sprechen."

(K)ein Monsanto-Mann

Der Stolz der dortigen Kleinbauern, wenn sie erstmals modernes Saatgut einsetzen, um Nahrungsmittel für ihre Familien und die Dorfbevölkerung zu erzeugen, sei überwältigend. "Für mich persönlich ist das der Grund, warum alles, was wir hier bei Bayer Cropscience tun, Sinn ergibt", spart Santos nicht mit Pathos.

Doch der Top-Manager, der über Monsanto zu Bayer kam, scheint auch im eigenen Haus den richtigen Ton zu finden. Denn wenngleich die 2018 vollzogene Übernahme extern wie intern von Beginn an von der Klagewelle im Zusammenhang mit dem Herbizid Roundup überschattet war, hat es der nahbare Manager geschafft, das Zusammenwachsen der unterschiedlichen Firmenkulturen zu befördern. Das zumindest sagt ein intimer Kenner und verweist darauf, dass Santos zu Monsanto-Tagen nicht in der Firmenzentrale in St. Louis saß.