RWE besetzt Spitze von britischer Tochter neu - Zetsche kontrolliert nur noch bis zum Frühjahr
Von Andreas Heitker, DüsseldorfDer Energiekonzern RWE wechselt die Führungsspitze seiner kriselnden britischen Tochter Npower aus. Der erfahrene Energiemanager Paul Coffey, der erst im Frühjahr von der Erneuerbare-Energien-Tochter RWE Innogy nach Großbritannien gewechselt war, soll Paul Massara als CEO ablösen. Die Personalie, die von RWE noch nicht bestätigt wurde, soll in den kommenden Tagen offiziell festgezurrt werden. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, wird zudem auch der Finanzchef von Npower, Jens Madrian, seinen Posten verlieren.RWE kämpft bereits das zweite Jahr in Folge in Großbritannien mit operativen Problemen. Bereits 2014 war das Betriebsergebnis um 22 % auf 227 Mill. Euro gesunken – deutlich stärker als ursprünglich prognostiziert. Grund waren unerwartet teure Restrukturierungen im Kundenservice gewesen. Bei der Vorlage des Halbjahresberichts in der vergangenen Woche musste Konzernchef Peter Terium erneut die Prognose für das britische Vertriebsgeschäft senken: Anstatt einer moderaten Ergebnissteigerung wird nun im Gesamtjahr mit einem deutlichen Ertragsrückgang gerechnet. Im ersten Halbjahr 2015 war das Betriebsergebnis von Npower um 60 % auf nur noch 53 Mill. Euro eingebrochen.RWE hat im wettbewerbsintensiven britischen Markt innerhalb von zwölf Monaten rund 100 000 Haushaltskunden verloren. Hinzu kommen Probleme bei der Umstellung der Abrechnungssysteme auf eine neue IT. Bei Strom- und Gaskunden hat es immer wieder Doppelbuchungen gegeben. Diese Probleme werden voraussichtlich erst Ende 2016 vollständig behoben sein.Paul Massara galt bei Npower bereits seit längerem als umstritten und angezählt. Er ist seit 2011 beim Unternehmen tätig, war Chief Commercial Officer und wurde dann im Januar 2013 zum CEO der britischen RWE-Tochter berufen. Sein designierter Nachfolger, der 45 Jahre alte Paul Coffey, arbeitet erst seit April als Chief Operating Officer (COO) für Npower. Zuvor hatte er diese Position fünfeinhalb Jahre auch bei RWE Innogy ausgefüllt und war damit maßgeblich am Aufbau des Ökostrom-Konzerns beteiligt gewesen. Zuvor hatte Coffey bereits viereinhalb Jahre bei Npower gearbeitet und kennt das Unternehmen daher bereits gut. Auch im Energiehandel hatte er davor schon mehrere Jahre Erfahrungen gesammelt. Neue Aufsichtsräte gesuchtWährend die Neubesetzungen in Großbritannien damit geklärt sind, gehen die Spekulationen über die künftige Besetzung des RWE-Aufsichtsrates unvermindert weiter. Neben der Bestellung von Aufsichtsratschef Manfred Schneider laufen auf der Hauptversammlung im kommenden April auch die Mandate des früheren ThyssenKrupp-Chefs Ekkehard Schulz und von Daimler-Chef Dieter Zetsche aus. Wie bereits jetzt bekannt wurde, strebt Zetsche keine Verlängerung seiner Arbeit bei RWE mehr an.Eine Sprecherin des Energieversorgers wollte sich hierzu ebenso wenig äußern wie ein Daimler-Sprecher. In Konzernkreisen wurden entsprechende Medienberichte aber bestätigt. Zetsche wolle sich künftig ganz auf seine Aufgaben bei Daimler konzentrieren, hieß es. Der 62-Jährige sitzt seit Frühjahr 2009 im Kontrollgremium des Essener Dax-Konzerns. Damals war Jürgen Großmann noch Vorstandschef von RWE gewesen.Die Pläne von Schulz sind bislang nicht öffentlich geworden. Allgemein wird aber davon ausgegangen, dass der frühere Stahlmanager entsprechend dem Corporate Governance Kodex altersbedingt aus dem Gremium ausscheiden wird. Schulz ist 74 und sitzt bereits seit 2006 im Kontrollgremium von RWE.Damit müsste der frühere Bayer-Chef Schneider bis zur nächsten Hauptversammlung gleich drei neue Kontrolleure für den angeschlagenen Konzern finden. Wann der 76-Jährige seinen Nachfolger an der Aufsichtsratsspitze präsentieren wird, ist noch unklar. Als möglicher Kandidat galt zuletzt der frühere SAP-Finanzchef Werner Brandt (61).