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Sakakibara soll Nissan kontrollieren

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 20.3.2019 Japanischen Presseberichten zufolge wird Sadayuki Sakakibara künftig die Sitzungen des Verwaltungsrats von Nissan leiten. Dafür bringt der 75-Jährige gute Voraussetzungen mit: Er führte den...

Sakakibara soll Nissan kontrollieren

Von Martin Fritz, Tokio Japanischen Presseberichten zufolge wird Sadayuki Sakakibara künftig die Sitzungen des Verwaltungsrats von Nissan leiten. Dafür bringt der 75-Jährige gute Voraussetzungen mit: Er führte den Chemiekonzern Toray, bekannt als Karbonfaser-Zulieferer von BMW, war Präsident des Arbeitgeberverbandes Keidanren und ist ein Golf-Partner von Premierminister Shinzo Abe. Mit Nissan kennt sich Sakakibara inzwischen gut aus: Seit Dezember leitet er das Reformkomitee für Corporate Governance, das nach der Festnahme des damaligen Chairman Carlos Ghosn eingesetzt wurde.Aber Sakakibara könnte auch eine unfreiwillige Schachfigur von Nissan-Chef Hiroto Saikawa sein. Der 65-Jährige will verhindern, dass der früher von Ghosn besetzte Posten des Verwaltungsratsvorsitzenden von dessen Nachfolger bei Renault, Jean-Dominique Senard, übernommen wird. Deswegen soll das Chairman-Amt unbesetzt bleiben. Dies würde es Saikawa zugleich erleichtern, selbst in seinem bisherigen Amt zu bleiben. Zwar hätte Renault als größter Nissan-Aktionär mit 43,4 % Anteil ein Anrecht darauf, den Chairman des Verwaltungsrats zu stellen. Aber als Zeichen des guten Willens hat Ex-Michelin-Chef Senard darauf verzichtet. Die Entscheidungen fallen auf der Hauptversammlung von Nissan am 8. April. Pikante AngelegenheitDiese Personalüberlegungen sind insofern eine pikante Angelegenheit, als sie so gar nicht zum Anspruch der Nissan-Führung passen wollen, die Governance des Autobauers grundlegend zu verbessern. Der Vorschlag, Sakakibara als Moderator des Verwaltungsrats einzusetzen, wäre nämlich eigentlich eine Aufgabe für das geplante Komitee zur Auswahl der Verwaltungsräte gewesen. Jedoch wurde der Plan in Japan schon bekannt, bevor das Komitee überhaupt beschlossen ist. Seine Einsetzung dürfte zu den Empfehlungen gehören, die das Governance-Komitee unter Leitung von Sakakibara am 27. März verkünden wird.Auch Saikawa selbst scheint sich nicht um dieses Personalkomitee zu scheren: Ungeachtet dessen Vorschlagsrechts signalisierte er, Chef von Nissan bleiben zu wollen, obwohl er die zentrale Person für die Festnahme und anschließende Absetzung von Ghosn gewesen ist. Damit nicht genug: Sakakibara gilt nicht als Freund einer stärkeren Kontrolle und Transparenz der Unternehmensführung. Als Chef von Keidanren lehnte er verschiedene Vorschläge zur Überarbeitung des Corporate Governance Codes ab, darunter die Forderungen, jeder Verwaltungsrat müsste mindestens ein Drittel unabhängige Direktoren und mindestens ein weibliches Mitglied haben.