Notenbank

Schweizer Regierung ernennt Fed-Mitarbeiter zum SNB-Direktoriumsmitglied

Mit dem 54-jährigen Schweizer Antoine Martin wird ein langjähriger Mitarbeiter des Federal Reserve neues Mitglied im dreiköpfigen Direktorium der Schweizerischen Nationalbank. Martin ersetzt Andréa Maechler, die das Noteninstitut im Juni unter Nebengeräuschen verlassen hatte.

Schweizer Regierung ernennt Fed-Mitarbeiter zum SNB-Direktoriumsmitglied

Schweizer Notenbank schließt ihre Reihen – mit einem Mann

dz Zürich

Das Direktorium der Schweizerischen Nationalbank ist wieder vollständig. Am Freitag hat die nationale Regierungsbehörde (der Bundesrat) den 54-jährigen Antoine Martin zum Nachfolger der auf Ende Juni ausgeschiedenen Andréa Maechler bestimmt. Martin, der wie seine Vorgängerin aus dem französischsprachigen Landesteil stammt, wird seine Tätigkeit am 1. Januar 2024 aufnehmen und als Vorsteher des III. Departementes die Umsetzung der Geldpolitik mit den Instrumenten des Geldmarktes, des Devisenhandels und des Managements der akkumulierten Devisenreserven verantworten. Für ein Gespräch stand der frisch gewählte Frankenhüter leider nicht zur Verfügung. Er ist beim amerikanischen Federal Reserve in einer leitenden Forschungsfunktion im Bereich der Finanzmarktstabilität tätig.

Martins Lebenslauf kann entnommen werden, dass er seit rund 25 Jahren in den USA arbeitet. Nach Abschluss des Volkswirtschaftsstudiums an der Universität Lausanne wechselte er an die Universität von Minnesota, wo er 2001 promovierte, um danach beim Federal Reserve in Kansas City tätig zu werden. Seit 2005 ist er für die gleiche Institution in New York tätig. Während der Finanzkrise kam er für zwei Jahre als Gastprofessor in in die Heimat zurück.

Zu den Gründen für Martins Wahl macht das zuständige Finanzministerium keine spezifischen Angaben. Erwähnt wird unter anderem seine "breite, praktische Erfahrung in geld- und währungspolitischen Fragen". Klar ist, dass der für Nominationen zuständige Bankrat dem Bundesrat Kandidaten aus einem nicht deutschsprachigen Landesteil präsentieren musste. So will es die föderale Tradition. Eine weibliche Kandidatin stand offenbar nicht zur Verfügung. Der Frauenanteil im erweiterten Direktorium der SNB bleibt bei einer einzigen von sieben Personen. Die Notenbank liegt damit weit unter dem Zielwert der Regierung, die in der Führung von Bundesbetrieben einen Frauenanteil von mindestens einem Viertel anstrebt. Auch die börsennotierten Schweizer Firmen müssen in ihren Führungsgremien Frauenquoten von bis zu 30% anstreben. Maechler hatte bei der SNB die Kündigung eingereicht, nachdem sie in der Nachbesetzung des freigewordenen Vizepräsidiums nicht nachgerückt war, wie es die Tradition in der SNB eigentlich erwarten ließ. Stattdessen wurde im Mai der junge Martin Schlegel zum Stellvertreter von Nationalbank-Chef Thomas Jordan bestimmt.