Deutsche Bank

Sewing hört als Investment-Banking-Chef auf

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing dürfte noch vor der Hauptversammlung Ende Mai seinen Posten als Leiter der Investmentbank räumen. Damit kommt er dem Drängen der Europäischen Bankenaufsicht nach.

Sewing hört als Investment-Banking-Chef auf

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing­ bereitet sich auf einen Abschied von seiner Doppelfunktion als Vorstandsvorsitzender und Leiter der Investmentbank des größten deutschen Kreditinstituts vor. Ein Bericht des „Handelsblatts“, dem zufolge der Manager „in absehbarer Zeit“ die Verantwortung für das Investment Banking abgeben wird und damit ein Umbau im Vorstand ansteht, trifft nach Informationen der Börsen-Zeitung zu. Noch vor der für den 27. Mai angesetzten Hauptversammlung dürfte demzufolge mit Veränderungen zu rechnen sein.

Als aussichtsreichster Kandidat für den Chefposten des Investment Banking gilt Chief Transformation Officer Fabrizio Campelli. Zu den Anwärtern zählte Bloomberg vor dem Wochenende außerdem US-Vorständin Christiana Riley sowie Asien-Vorstand Alexander von zur Mühlen.

Vorstandsmitglied Campelli kümmert sich seit November 2019 um den Umbau und den Personalbereich der Bank, äußerte sich auf einer Investorenkonferenz zur Monatsmitte indes auch schon zum operativen Verlauf im Investment Banking seit Jahresbeginn. Vor seiner Berufung auf seinen momentanen Posten hatte er vier Jahre lang das Geschäft mit Vermögenskunden der Deutschen Bank verantwortet, davor die Strategie und organisatorische Entwicklung des Konzerns und stellvertretend dessen Betriebsorganisation.

Bankenpräsident in spe

Sewing würde es ein Rückzug als Chef der Investmentbank erleichtern, neben seiner Arbeit als Vorstandschef wie geplant die Funktion des Präsidenten des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) von Hans-Walter Peters zu übernehmen. Ex-Präsident Peters war nach dem abrupten Abschied von Commerzbank-Chef Martin Zielke im vergangenen Jahr nochmals eingesprungen. Die Wahl des neuen Banken­präsidenten ist für den 19. April terminiert.

Dem Deutsche-Bank-Chef bietet ein Abschied von der Spitze des Investment Banking zudem Gelegenheit, die Sparte auf dem Höhepunkt einer coronainduzierten Sonderkonjunktur zu verlassen. Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten nach Ausbruch der Seuche und rege Aktivitäten von Marktteilnehmern haben die Erträge der Investmentbank im vergangenen Jahr um rund ein Drittel auf gut 9,2 Mrd. Euro in die Höhe getrieben. Für 2021 gehen Analysten dagegen von einem Rückgang der Einnahmen um 15% aus.

Sewings Doppelfunktion ist seit geraumer Zeit Gegenstand von Spekulationen. Die Europäische Bankenaufsicht, die in jüngster Zeit ihr Augenmerk verstärkt auf Fragen der Governance legt, hatte nach Informationen der Börsen-Zeitung der Personalunion im vorvergangenen Jahr mit Blick auf den Konzernumbau für eine Übergangszeit zugestimmt, indes in der Erwartung, dass diese Regelung keine Dauerlösung sei, und wirkt entsprechend auf eine Veränderung hin. Deutsche Bank und die Europäische Zentralbank äußern sich nicht zu diesem Thema. Im Zuge des auf Vorstandsebene anstehenden Umbaus rückt auch die Besetzung der Vorstands- sowie der Aufsichtsratsspitze in den Blickpunkt. 2022 endet die Berufung Paul Achleitners als Vorsitzender des Kontrollgremiums, eine Verlängerung für den 66-Jährigen dürfe nach teils massiver Kritik der vergangenen Jahre ausgeschlossen sein. Da Sewings Vertrag 2022 ebenfalls ausläuft, steht zu erwarten, dass sich der Aufsichtsrat nach dem Aktionärstreffen Ende Mai rasch um die Besetzung der Aufsichtsratsspitze kümmert. Die neue Spitze sei in die Entscheidung über eine Verlängerung von Sewings Vertrag einzubinden, um nicht zu Amtsantritt vor vollendeten Tatsachen zu stehen, heißt es am Markt.

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