Shabana Mahmood ist der Star in Starmers neuem Kabinett
Shabana Mahmood ist der Star in Keir Starmers neuem Kabinett
Von Andreas Hippin, London
Keir Starmer nutzt den Rücktritt seiner Stellvertreterin Angela Rayner für eine umfassende Kabinettsumbildung. Shabana Mahmood (44) ist dabei der Shooting-Star der britischen Regierungspartei. Sie löst Yvette Cooper als Innenministerin ab. Mit einer härteren Linie in Zuwanderungsfragen soll die erste Muslima in diesem Amt Nigel Farages Rechtspartei Reform UK Paroli bieten. Keine leichte Aufgabe: In Umfragen liegt der Wahlverein von „Mr. Brexit“ weit vor Labour.
Doch könne ihr noch eine weitere Rolle zukommen. Sie wäre die ideale Kandidatin für das Amt der stellvertretenden Parteichefin, das durch den Abgang Rayners wegen einer Steueraffäre vakant ist. Labour steht deshalb ein neuer Machtkampf zwischen diversen linken Fraktionen und dem rechten Flügel ins Haus. Starmer muss fürchten, dass sich eine Vertreterin der Parteilinken mit pro-palästinensischen Sprüchen durchsetzt. Rosena Allin Khan wäre eine mögliche Kandidatin dieser Art.
Reizthema Zuwanderung
Mahmood unterstützte einst Cooper im Kampf um die Parteiführung und gilt als extrem loyal und sozial-konservativ. Für Antisemitismus hat sie nichts übrig. Bei den Unterhauswahlen im vergangenen Jahr setzte sie sich in ihrem Wahlkreis Birmingham Ladywood gegen den pro-palästinensischen unabhängigen Kandidaten Akhmed Yakoob mit einem ansehnlichen Vorsprung durch. Allerdings sagte sie dem Sender Sky News, dass sie sich nicht um das freigewordene Parteiamt bewerben wolle. Starmer müsste also noch eine Menge Überzeugungsarbeit leisten.
Zum Thema illegale Zuwanderung schweben bereits eine ganze Reihe von Versuchsballons über dem Londoner Regierungsviertel. Es werde geprüft, Neuankömmlinge künftig möglicherweise nicht mehr in Hotels, sondern in Kasernen unterzubringen, hieß es. Mahmoods Drohung, künftig weniger Visas für Länder auszustellen, die ihre Staatsbürger nicht zurücknehmen, lässt ebenfalls aufhorchen. Hieß es bislang doch immer aus dem Innenministerium, da könne man eben nichts machen.
„Eine weitere linke Anwältin“
Mahmood äußerte sich zu den Schwächen der Europäischen Menschenrechtskonvention, sprach sich für die chemische Kastration von Pädophilen und die unmittelbare Deportation von ausländischen Straftätern aus. Dennoch dürfte es ihr schwerfallen, Wähler zu überzeugen, die sich Reform UK zuwenden.
Die ehemalige konservative Innenministerin Suella Braverman nannte sie nichts weiter als „eine weitere linke Anwältin an der Spitze der Regierung“. Als Starmers Justizministerin sorgte Mahmood für die vorzeitige Haftentlassung zahlloser Straftäter, weil die britischen Gefängnisse aus allen Nähten platzten. In den Fernsehnachrichten war daraufhin zu sehen, wie manche in Luxusschlitten abgeholt wurden und mit Champagnerflaschen herumgespritzt wurde. All das war nicht dazu angetan, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken.
Jurastudium in Oxford
Geboren wurde Mahmood in Birmingham. Sie verbrachte ihre frühe Kindheit in Taif in Saudi-Arabien, wo ihr Vater, ein Ingenieur, vorübergehend tätig war. Nach sieben Jahren kehrte die Familie zurück. Ihr Vater erwarb einen Tante-Emma-Laden, arbeitete jedoch weiter als Ingenieur und wurde Vorsitzender des Labour-Ortsverbands. Mahmood besuchte ein Mädchengymnasium und studierte Jura in Oxford (Lincoln College). Mit 29 zog sie 2010 erstmals ins Unterhaus ein. Damit war sie eine der ersten muslimischen Frauen im britischen Unterhaus.
Peter Kyle ist ein weiterer Aufsteiger in Starmers Kabinett. Er stolperte sich vom Wissenschafts- zum Wirtschaftsminister hoch, weil Amtsinhaber Jonathan Reynolds als Fraktionsführer benötigt wird. Nur mithilfe des zuverlässigen Parteisoldaten glaubt die Führung bei den kommenden Abstimmungen über soziale Kürzungen im Unterhaus die Parteidisziplin aufrechterhalten zu können. Kyle kündigte an, die Regierung wolle dabei helfen, das erste Unternehmen mit einem Marktwert von mindestens einer Billion Dollar hervorzubringen.