Zentralinstitut

Sparkassen packen Streit über Fusion in Watte

Der Präsident der ostdeutschen Sparkassen, Michael Ermrich, spricht sich gegen die Aufnahme der DekaBank in einem Sparkassen-Zentralinstitut aus. Seinen Widerspruch kleidet er in diplomatische Worte.

Sparkassen packen Streit über Fusion in Watte

Von Jan Schrader, Frankfurt

Zu den diplomatischen Gepflogenheiten gehört es, sein Gegenüber nicht bloßzustellen – auch in der Familie der Sparkassen nicht. Wenn Michael Ermrich, Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV), ein zentrales Vorhaben des Sparkassen-Präsidenten Helmut Schleweis angreift, formuliert er seine Zustimmung. „Über das Ziel, ein Zentralinstitut zu schaffen, sind wir uns einig“, erklärt er der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Strittig ist nur der Weg dorthin.“

Priorität hat das Vorhaben für Ermrich aber offenbar nicht. Ausgerechnet die DekaBank, die im Auftrag der Sparkassen perspektivisch eine „vertiefte Zusammenarbeit“ mit der Helaba ausloten soll, gehört nach seinen Worten nicht unter das Dach eines neuen Instituts. Damit stellt sich der ehemalige CDU-Landrat der Landkreise Wernigerode und Harz gegen ein zentrales Element des von Schleweis angestrebten Zentralinstituts. Wie ein Weg dorthin stattdessen aussehen könnte, sagt Ermrich nicht.

Schwieriger Prozess

Schleweis, der bereits seit Amtsantritt 2018 als oberster Vertreter des DSGV für das Ziel eines Zentralinstituts kämpft, hielt am Montag mit einer Erklärung dagegen. „Ich halte ein Zentralinstitut nach wie vor für richtig“, unterstreicht er – und packt ebenfalls Watte dazu. „Das wird aber das Ergebnis eines Prozesses sein und nicht der erste Schritt.“ Wenige Tage zuvor hatte Sparkassen-Bundesobmann Walter Strohmaier für eine Wiederaufnahme der Gespräche für ein Zentralinstitut plädiert, zugleich aber erklärt, dass er nicht mehr in diesem Jahr damit rechne. Der Widerstand und eine mögliche Hängepartie sind stets einkalkuliert.

Die Gespräche für ein Zentralinstitut zwischen DekaBank und Helaba liegen seit Beginn der Coronakrise auf Eis. Wirtschaftlich besteht für die solide aufgestellten Frankfurter Adressen – wie auch für die BayernLB und LBBW – noch kein allzu großer Druck, um über eine Fusion zu reden. Mit der Frage der Institutssicherung, dem Streit über Prämiensparverträge und dem leidigen BGH-Gebührenurteil haben die Sparkassen derzeit ohnehin drängendere Probleme. Schleweis aber hat mit seinem Einsatz die Idee eines Zentralinstituts politisch aufgeladen. Wer sich zur Fusion öffentlich äußert, zeigt damit seither auch seine Haltung zum Sparkassen-Präsidenten.

Konflikte sind programmiert. Die Unabhängigkeit von LBBW und BayernLB haben im Süden einen hohen Rang, während die Sparkassen in Hessen und Thüringen, vereint in einem Verband, als Mehrheitseignerin der Helaba bei einer Fusion viel Einfluss hätten und sich folglich aufgeschlossen zeigen. Die Ost-Sparkassen wiederum stünden mit ihrem Anteil von 9,83% an der DekaBank in Fusionsverhandlungen eher am Rand. OSV-Präsident Ermrich beruft sich wie bereits zuvor auf einen Beschluss der Ost-Sparkassen, der eine Veräußerung der Anteile an einem Zentralinstitut vorsieht, sollten Bundesländer im Kreis der Eigner verbleiben – im Falle der Helaba also Hessen und Thüringen. Doch er fordert die Länder nicht etwa ausdrücklich auf, sich zurückzuziehen, sondern sieht einen Bedarf an „intensiven Gesprächen“. Zugleich lobt Ermrich die Fortschritte, die Sparkassen in den Gesprächen über die künftige Ausgestaltung der Institutssicherung erreicht hätten. Watte über Watte.

Weicher Fall

Ein nahender Ruhestand erleichtert die Aussprache. Mit Gerhard Grandke, Geschäftsführender Präsident der Sparkassen in Hessen und Thüringen, steht ein Fürsprecher einer Fusion vor dem Abschied, während der frühere Chef der Helaba-Fondstochter Helaba Invest, Uwe Trautmann, vor gut einem Jahr im Gespräch mit der Börsen-Zeitung wenige Wochen vor seinem Abschied für eine Fusion mit der DekaBank plädierte, um eine international starke Fondsadresse zu schaffen. Der 68-jährige Ermrich wird planmäßig bis Ende dieses Jahres an Bord sein, ehe ihm Landrat Ludger Weskamp folgen wird. Wie auch immer der Streit ausgeht: Ein Sturz in den Ruhestand endet stets weich.

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