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Stabilus muss Nachfolger für CEO Siemssen suchen

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 11.7.2018 Der Aufsichtsrat des Zulieferkonzerns Stabilus muss einen neuen CEO suchen. Denn der seit 2011 amtierende Dietmar Siemssen, der den Weltmarktführer von Gasfedern aus dem Portfolio des...

Stabilus muss Nachfolger für CEO Siemssen suchen

Von Walther Becker, FrankfurtDer Aufsichtsrat des Zulieferkonzerns Stabilus muss einen neuen CEO suchen. Denn der seit 2011 amtierende Dietmar Siemssen, der den Weltmarktführer von Gasfedern aus dem Portfolio des Finanzinvestors Triton 2014 an die Börse geführt hatte, verlässt das Unternehmen mit operativem Sitz in Koblenz Ende September mit dem Auslaufen des Geschäftsjahres. Der 54-Jährige verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Er habe sich entschieden, “neue Herausforderungen anzugehen”. Investoren quittierten seinen Ausstieg mit einem Kursabschlag der 1,8 Mrd. Euro schweren Gesellschaft von bis zu 6 %. Damit trug Stabilus die rote Laterne im SDax. Kessel übernimmt wiederDer Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Stephan Kessel (64) wird in den Vorstand wechseln und von August an die Position des CEO interimistisch übernehmen, bis ein Nachfolger für Siemssen gefunden und im Amt ist. Udo Stark (70), Kessels Vorgänger im Kontrollgremium, wird für diese Zeit als Aufsichtsratsmitglied kooptiert und soll den Vorsitz übernehmen. Kessel ist ein ausgewiesener Industrie- und Autoexperte und war langjähriger Vorstand von Continental, bis 2002 Vorstandsvorsitzender in Hannover und anschließend in zahlreichen Einsätzen für Private Equity in der Industrie unterwegs. Für diverse Fonds, unter anderem Investcorp, betätigt er sich als Interimsmanager und Berater. Seit 2008 war er in verschiedenen Funktionen im Beirat von Stabilus tätig und dort von 2008 bis 2011 schon einmal CEO. 2014 trat er im Rahmen des Börsengangs dann in den Aufsichtsrat ein. Nach der diesjährigen Hauptversammlung wurde er zum Aufsichtsratsvorsitzenden bestimmt. Der erfahrene Industriemanager Stark – er war unter anderem CEO von MG Technologies (Metallgesellschaft) und von MTU – trat vor dem Börsengang 2014 in den Stabilus-Aufsichtsrat ein und agierte seitdem bis zum Aktionärstreffen im Februar als Vorsitzender. In Zusammenarbeit mit dem Vorstand hatte er Strategie und Entwicklung von Stabilus mitgestaltet und Akzente gesetzt.Siemssen kam 2011 von Continental, für die er 19 Jahre lang tätig war, als CEO zu Stabilus. Er hatte zuvor seit 2008 die Continental Automotive Corporation geführt, ein Joint Venture von Conti mit Nisshinbo in Yokohama. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur begann 1994 bei ITT Automotive Europe, die von Conti übernommen wurde. Siemssen übernahm die Führung nach der Krise, in die Stabilus auch durch hohe von Private Equity aufgehalste Schulden geraten war und nur knapp an der Pleite vorbeischrammte, und brachte den Zulieferer auf Wachstumskurs. Der erste Aktienkurs des Gasfederspezialisten lag im Mai 2014 mit 22,75 Euro um 6 % über dem Ausgabepreis. Derzeit notiert der Kurs bei 77 Euro. Insbesondere für Finanzinvestor Triton, der über einen Tausch von Schulden ins Eigenkapital gekommen war, ist Stabilus eine Erfolgsgeschichte. Erfolgsgeschichte geschriebenUnter Siemssens Führung setzt Stabilus darauf, das Wachstum sowohl der Auto- als auch der Industrieaktivitäten signifikant auszubauen. Zu seiner Zeit wurde Powerise eingeführt, die Stabilus vom Prototyp zum führenden Produkt für das automatische Heben und Schließen von Heckklappen entwickelte. Vor zwei Jahren managte Siemssen mit CFO Mark Wilhelms die bisher größte Akquisition der Firmengeschichte: Der schwedischen SKF wurden Unternehmen für 339 Mill. Dollar abgekauft, um das Industriegeschäft zu erweitern. Die Akquisitionen seien inzwischen integriert. Zur Finanzierung wurde das Kapital erhöht. Der Umsatz stieg in Siemssens Zeit von 412 Mill. auf 910 Mill. Euro 2017. Die Suche für die Neubesetzung habe der Aufsichtsrat initiiert. Es sei vorgesehen, dass Kessel sein Aufsichtsratsmandat wieder aufnehme, sobald der neue CEO im Amt sei, und Starks Mandat zur gleichen Zeit ende.