Streit um Aufsichtsratsposten bei Ceconomy
Von Annette Becker, DüsseldorfWiderstand macht sich gegen die gerichtliche Bestellung von Freenet-Chef Christoph Vilanek in den Aufsichtsrat der aus der Metro hervorgegangenen Ceconomy breit. Das Family Office der Familie Kellerhals, die minderheitlich am wichtigsten Asset von Ceconomy, der Media-Saturn-Holding (MSH), beteiligt ist, hat beim Amtsgericht Düsseldorf beantragt, die gerichtliche Bestellung von Vilanek in den Aufsichtsrat des Elektronikhändlers als Ersatz für den im April ausgeschiedenen Peter Küpfer abzulehnen bzw. dessen Bestellung rückgängig zu machen, falls diese schon erfolgt ist.Zugleich beantragt Convergenta, ihren eigenen Geschäftsführer Dr. Ralph Becker in den Aufsichtsrat von Ceconomy zu bestellen. Ceconomy lehnte eine Kommentierung ab und verwies darauf, dass das Gericht entscheide. Vilanek selbst gab sich betont gelassen.Erst vor wenigen Tagen hatte Ceconomy mitgeteilt, dass sich das Kontrollgremium und dessen Nominierungsausschuss für die gerichtliche Bestellung von Vilanek in den Aufsichtsrat ausgesprochen und einen entsprechenden Antrag auf gerichtliche Bestellung eingereicht habe. Wie es der Zufall wollte, bestätigte das Amtsgericht just am Freitag die gerichtliche Bestellung von Vilanek in den Ceconomy-Aufsichtsrat. Kartellrechtliche BedenkenFreenet, die im vorigen Sommer die Kapitalerhöhung von Ceconomy gezeichnet hatte und seither mit gut 9 % beteiligt ist, hatte bereits im Vorfeld der Hauptversammlung mit den Hufen gescharrt. Aufsichtsratschef Jürgen Fitschen hatte das Ansinnen Vilaneks auf einen Sitz im Kontrollgremium jedoch abgewiesen mit Verweis auf eine fehlende Vakanz. Von daher kam die Entscheidung Küpfers, sein Mandat außer der Reihe niederzulegen, für Vilanek wie gerufen.Convergenta stützt ihre ablehnende Haltung auf kartellrechtliche Bedenken. Freenet habe selbst gesagt, dass die Beteiligung an Ceconomy strategischer Natur sei, da Media Markt und Saturn zu den wichtigsten Vertriebskanälen des Mobilfunkanbieters gehörten. Nach Einschätzung von Convergenta hätte der Einstieg von Freenet ins Kapital von Ceconomy daher auch beim Kartellamt angemeldet werden müssen, sei doch davon auszugehen, dass Freenet als Ceconomy-Gesellschafter Vorteile für sich herauszuholen gedenke. Mit einer Vertretung im Aufsichtsrat verschärfe sich die Situation, da Freenet damit direkt Einfluss auf die Geschäftspolitik von Ceconomy und damit indirekt auch auf Media-Saturn ausüben könne, wird argumentiert. Nach Informationen der Börsen-Zeitung hatten Ceconomy und Freenet jedoch im Vorfeld der Kapitalerhöhung Kontakt zum Kartellamt, das einen Freibrief für die Kapitalbeteiligung ausstellte. Womöglich ärgert man sich bei Convergenta aber auch nur darüber, nicht im Vorfeld über die Veränderungen im Aufsichtsrat informiert worden zu sein. “Convergenta hat erst am 29. April aus der Pressemitteilung vom Ausscheiden Peter Küpfers erfahren”, sagte ein Sprecher des Family Office auf Nachfrage.Seit dem Tod von Erich Kellerhals, der sich über Jahre mit der Metro als Mehrheitsgesellschafterin einen erbitterten Kampf um Entscheidungen bei der MSH geliefert hatte, war es um den Gesellschafterstreit – zumindest in der Öffentlichkeit – ruhiger geworden. Die vom alten Ceconomy-Management verfolgte Idee, dass die MSH-Gesellschafter getrennter Wege gehen, ist jedoch im Sande verlaufen. Mit dem Antrag auf Bestellung in den Aufsichtsrat von Ceconomy untermauert Convergenta nun den Anspruch, an der mit einem Vetorecht ausgestatteten Minderheitsbeteiligung an MSH dauerhaft festhalten zu wollen.