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Uber-Clan löst im Silicon Valley die Paypal-Mafia ab

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 11.5.2019 Das Silicon Valley zieht Gründer, Investoren und Visionäre aus der ganzen Welt an. Im Kern ist der Technologie-Standort aber auch nur ein Dorf. Gewachsene Netzwerke wie die "Paypal-Mafia"...

Uber-Clan löst im Silicon Valley die Paypal-Mafia ab

Von Stefan Paravicini, New YorkDas Silicon Valley zieht Gründer, Investoren und Visionäre aus der ganzen Welt an. Im Kern ist der Technologie-Standort aber auch nur ein Dorf. Gewachsene Netzwerke wie die “Paypal-Mafia” aus Pionieren des Bezahldienstes, die sich später auch als Gründer und Investoren bei anderen Unternehmen einen Namen machten, haben maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg von neuen Geschäftsideen. Schafft ein Nachwuchsunternehmen schließlich den Sprung an die Börse, macht das Gründer und Mitarbeiter der ersten Stunde zu Multimillionären, die ins Zentrum neuer Netzwerke rücken. Eine Kohorte neuer MilliardäreJüngstes Beispiel ist der US-Fahrdienstvermittler Uber, der mit dem größten Börsengang in New York seit dem chinesischen Online-Händler Alibaba mehr als 8 Mrd. Dollar eingesammelt hat. Die Anteile der Gründer Garrett Camp und Travis Kalanick, die weiterhin im Board von Uber sitzen, im Tagesgeschäft aber keine Rolle mehr spielen, waren trotz des enttäuschenden Debüts an der New York Stock Exchange fast 10 Mrd. Dollar wert. Aber auch Ryan Graves, den Kalanick bald nach der Firmengründung vor zehn Jahren als ersten CEO ins Unternehmen holte, zählt nach dem Börsengang zu den Uber-Milliardären. Hinzu kommen zahlreiche Multimillionäre aus dem Kreis von Mitarbeitern der ersten Stunde, die mit Anteilen an der Firma vergütet wurden.Geht es nach einer Umfrage des Risikokapitalgebers First Round Capital, der selbst zu den größten Gewinnern des IPO von Uber gehört, haben die Gründer und Mitarbeiter des Fahrdienstvermittlers gestützt auf ihren neuen Reichtum und ihr Netzwerk die besten Voraussetzungen, die nächste Phase im Silicon Valley zu prägen. Fast ein Viertel der Teilnehmer an einer Umfrage zum “State of Startups Report 2018” der Investmentgesellschaft gaben an, dass es wahrscheinlich die Alumni von Uber sein werden, die die nächste Gründerwelle im Silicon Valley tragen. Rund 16 % gaben an, dass es Mitarbeiter der Softwarefirma Slack sein werden, die “das nächste große Ding” starten werden. Auf Platz 3 liegt in der Umfrage von First Round Capital der Bezahldienst Stripe, dessen Machern immerhin 15 % der Befragten zutrauen, die nächste Gründungswelle zu tragen.Der Clan hinter Uber hat nach dem Börsengang die Nase vorn. Denn während Camp, Kalanick und Co. bereits darüber nachdenken können, auf welche neuen Ideen sie mit den Erlösen aus dem IPO setzen wollen, muss Slack erst noch die Vorbereitungen für das eigene Börsendebüt abschließen und Stripe erste Hinweise geben, ob das Start-up überhaupt einen Börsengang plant.Noch ein anderer Aspekt spricht dafür, dass sich der Uber-Clan mit neuen Ideen besonders stark hervortun wird. Denn Gründer Travis Kalanick ist bereits 2017 auf Druck von Investoren unter der Führung von Benchmark Capital aus der Firma ausgeschieden. Einige seiner engsten Vertrauten sind daraufhin ebenfalls ausgeschieden. Camp und Graves sind ebenfalls nicht mehr in das operative Geschäft involviert und haben ihre Fühler längst nach dem nächsten großen Ding ausgestreckt.So funktioniert das Silicon Valley seit den Anfängen. Die Gründer der 1957 gestarteten Fairchild Semiconductor, einer der frühesten Erfolgsgeschichten an dem Standort, waren eine Gruppe aus ehemaligen Mitarbeitern von Shockley Semiconductor, die dem Unternehmen unzufrieden den Rücken zugekehrt hatten.Auch die “Paypal-Mafia” verdankt ihren Ruf nicht so sehr dem Erfolg des Bezahldienstes, sondern den Unstimmigkeiten mit dem Online-Marktplatz Ebay, der das Unternehmen 2002 kurz nach dem IPO wieder von der Börse nahm. Vier Jahre nach dem Deal hatten 38 der 50 Mitarbeiter, die den Bezahldienst von Anfang an geprägt hatten, die Firma verlassen. Ausgestattet mit den Erlösen aus dem Verkauf ihrer Anteile, zogen viele der Paypal-Veteranen aus, um neue Firmen zu gründen oder in Start-ups zu investieren. Von Facebook bis zum Mond Zu den prominentesten Vertretern zählen der Investor Peter Thiel, der mit einem Investment bei Facebook zum Milliardär aufstieg und unter anderem den Big-Data-Spezialisten Palantir gegründet hat. Zu Bekanntheit hat es auch Elon Musk gebracht, der seit Jahren mit dem von ihm gegründeten Elektrowagenbauer Tesla für Schlagzeilen sorgt und mit dem Raketen-Start-up SpaceX höhere Ziele verfolgt.