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Uber hat trotz schlechtem Timing nur Gewinner

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 10.5.2019 Der US-Fahrdienstvermittler Uber gibt heute sein Debüt an der New York Stock Exchange und dürfte dabei kleinere Brötchen backen als erwartet. Kurz vor der Festsetzung des Angebotspreises für...

Uber hat trotz schlechtem Timing nur Gewinner

Von Stefan Paravicini, New YorkDer US-Fahrdienstvermittler Uber gibt heute sein Debüt an der New York Stock Exchange und dürfte dabei kleinere Brötchen backen als erwartet. Kurz vor der Festsetzung des Angebotspreises für den wohl größten Börsengang des Jahres deutete gestern Abend vieles auf die Mitte der angepeilten Spanne von 44 bis 50 Dollar. Die Bewertung liegt im Vergleich mit dem Niveau, das Uber noch vor wenigen Monaten zugetraut wurde, ein Drittel tiefer. Unter den Altaktionären gibt es trotzdem nur Gewinner, wobei Firmengründer Travis Kalanick und Masayoshi Son, Chef des größten Uber-Aktionärs Softbank, besonders profitieren. Größtes IPO seit AlibabaUber bietet im Rahmen des IPO 180 Millionen Aktien an und würde zu einem Preis von 47 Dollar knapp 8,5 Mrd. Dollar erlösen. Es ist in New York der größte Börsengang seit dem chinesischen Online-Händler Alibaba, der 2014 rund 22 Mrd. Dollar einsammelte und damit das bisher größte IPO überhaupt schaffte. Mit einem besseren Timing wäre für Uber allerdings noch deutlich mehr möglich gewesen. Denn vor wenigen Monaten hatten Investmentbanker dem Konzern beim Börsengang noch eine Bewertung von bis zu 120 Mrd. Dollar zugetraut. Anfang April hieß es aus informierten Kreisen, dass Uber ihr Debüt zu einer Bewertung von 100 Mrd. Dollar anstrebe und bis zu 10 Mrd. Dollar einsammeln wolle. Als die Firma vor zwei Wochen die Spanne festlegte, war die Bewertung auf höchstens 92 Mrd. Dollar zusammengeschnurrt und das Volumen des IPO auf maximal 9 Mrd. Dollar geschrumpft. Wird der Börsengang in der Mitte der Spanne realisiert, liegt die Bewertung bei 79 Mrd. Dollar und damit nur noch knapp oberhalb der Bewertung bei der letzten Finanzierungsrunde mit privaten Investoren im August 2018, als Toyota zu einer Bewertung von 76 Mrd. Dollar eingestiegen ist.Die Vorsicht, die CEO Dara Khosrowshahi und Finanzchef Nelson Chai zusammen mit den Uber begleitenden Banken an den Tag legen, hat nicht zuletzt mit der Entwicklung beim Konkurrenten Lyft zu tun, der Ende März sein Börsendebüt feierte und in den vergangenen sechs Wochen gegenüber der Erstnotiz fast 40 % eingebüßt hat. Im vorbörslichen Handel lag die Marktkapitalisierung von Lyft am Donnerstag zeitweise unter 15 Mrd. Dollar und damit erstmals unter der Bewertung der letzten privaten Finanzierungsrunde, die ebenfalls im vergangenen Sommer über die Bühne ging.Hätte Uber ihr IPO noch vor dem Konkurrenten durchgezogen, hätte der Konzern wohl höher zielen können. Stattdessen kommt das 2009 gegründete Unternehmen kurz nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen von Lyft an die Börse, die in dieser Woche mit einem Verlust von mehr als 1 Mrd. Dollar die Investoren verschreckt hat (vgl. BZ vom 9. Mai).Travis Kalanick wird es egal sein. Der Firmengründer, der 2017 von Investoren von der Konzernspitze verdrängt wurde, hält laut der jüngsten Unterlagen zum Börsengang mehr als 117 Millionen Aktien von Uber, die zum IPO rund 5,5 Mrd. Dollar schwer sein dürften. Über größere Anteile verfügen nur Benchmark Capital, ein Investor der ersten Stunde, und Softbank, die Anfang 2018 im großen Stil bei Uber eingestiegen ist. Damals hatte die Firma die Folgen eines monatelangen Machtkampfes der Investoren unter Führung von Benchmark mit Kalanick zu verarbeiten, der schließlich dem Druck nachgab. Softbank kaufte Altaktionären mit einem kräftigen Abschlag Anteile zu einer Bewertung von 48 Mrd. Dollar ab und stellte zusammen mit Dragoneer Investment sowie Sequoia auch frisches Kapital zur Verfügung. Nach den jüngsten Angaben hält Softbank etwas mehr als 16 % der Anteile und ist damit größter Aktionär vor Benchmark mit 11 %. Zu den Eigentümern von Uber zählen unter anderem auch GV, der Venture-Capital-Arm der Alphabet-Tochter Google, sowie First Round und Lowercase Capital. Auch Goldman Sachs profitiert Zu den Gewinnern zählt außerdem die US-Investmentbank Goldman Sachs, die bei der Begleitung des Börsengangs zwar gegenüber dem Konkurrenten Morgan Stanley den Kürzeren zog, im Jahr 2011 aber 5 Mill. Dollar auf das Start-up gesetzt hat. Die Anteile, die die Bank damals erwarb, dürften jetzt knapp 600 Mill. Dollar wert sein.