Das Imperium von Telekom-Tycoon Patrick Drahi steht vor einer entscheidenden Woche. Die von ihm gegründete Altice-Gruppe ist nicht nur wegen ihrer hohen Verschuldung von rund 60 Mrd. Dollar, sondern auch wegen eines Korruptionsskandals in Portugal unter Druck geraten. Investoren rätseln bereits, ob es ihm gelingen wird, die Schulden rechtzeitig zurückzuzahlen, oder ob ihm ein ähnliches Schicksal wie Jean-Charles Naouri droht, dem Noch-Chef des Einzelhandelskonzerns Casino. Anleger erwarten anlässlich der Ergebnisse von Altice France am 8. August weitere Antworten, wie es mit der Gruppe weitergehen wird.

Drahi äußerte sich am Montag erstmals öffentlich zu dem Skandal, als Altice International Zahlen für das zweite Quartal vorstellte. Die Korruptionsaffäre sei ein Schock und eine große Enttäuschung gewesen, erklärte Drahi: “Ich bin verraten worden.” Eine kleine Gruppe von Personen habe ihre Position ausgenutzt. “Das ist besonders unangenehm, das Wort Korruption im Zusammenhang mit meiner Gruppe und meinem Namen in Presseartikeln zu lesen.” Drahi, der zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder persönlich die Fragen von Analysten während einer Telefonkonferenz beantwortete, will nach der Sommerpause Investoren in London und New York treffen.

Die Schuldtitel von Altice werden seit der Festnahme des früheren Einkaufschefs Armando Pereira, eines Mitgründers der Gruppe, auf Stressniveau gehandelt. Pereira ist inzwischen wieder freigelassen worden, steht jedoch unter Hausarrest. Er war zusammen mit zwei weiteren Personen nach umfangreichen Durchsuchungen in Portugal festgenommen worden. Altice USA hat gerade anlässlich der Halbjahresergebnisse angekündigt, interne Untersuchungen durchführen zu wollen.

Die börsennotierte amerikanische Einheit, deren Umsatz im zweiten Quartal um 5,6% auf 2,3 Mrd. Dollar eingebrochen ist, hat wegen des Korruptionsskandals bereits ihren bisherigen Vorstandsvorsitzenden Alexandre Fonseca durch Unternehmenschef Dennis Matthew ersetzt. Der bisherige Einkaufschef von Altice USA, ein Schwiegersohn Pereiras, wurde ebenfalls ausgetauscht. Insgesamt habe Altice nach internen Untersuchungen 15 Personen in Frankreich, Portugal und den USA suspendiert, erklärte Drahi. Es habe auch Einheiten außerhalb Portugals gegeben, die mit einigen Zulieferern Geschäfte gemacht hätten, die jetzt im Rahmen der Korruptionsermittlungen ins Visier der portugiesischen Justiz geraten seien, räumte er ein.

Drahi, dem auch das Auktionshaus Sotheby’s gehört, hatte seine Unternehmensgruppe 2001 gegründet, nachdem er bereits in den Jahren davor mehrere Kabelbetreiber in Frankreich lanciert und übernommen hatte. Es folgten weitere schuldenfinanzierte Zukäufe von Kabel- und Telekomanbietern und 2018 die Aufspaltung in mehrere Einheiten. In Frankreich gehören der Gruppe der zweitgrößte Telekomanbieter SFR und der wichtigste Nachrichtensender BFMTV, in Großbritannien ist sie größter Anteilseigner von BT. In Deutschland hat sie mit Vodafone ein Gemeinschaftsunternehmen für den Glasfaserausbau gegründet.