Exxon Mobil vor Übernahme von Pioneer

US-Behörden machen Weg für Öl-Megadeal frei

US-Behörden haben grünes Licht für die Übernahme des Ölförderers Pioneer durch ExxonMobil gegeben. Die Freigabe erfolgt allerdings unter einer Bedingung: Ex-Pioneer-CEO Scott Sheffield darf nicht in den Verwaltungsrat des Branchenprimus aufrücken.

US-Behörden machen Weg für Öl-Megadeal frei

US-Behörden machen Weg für Öl-Megadeal frei

ExxonMobil muss Ex-CEO von Übernahmeziel Pioneer Resources vom Verwaltungsrat ausschließen – Schwere Vorwürfe gegen langjährigen Manager

US-Behörden haben grünes Licht für die Übernahme des Ölförderers Pioneer durch ExxonMobil gegeben. Die Freigabe erfolgt allerdings unter einer Bedingung: Ex-Pioneer-CEO Scott Sheffield darf nicht in den Verwaltungsrat des Branchenprimus aufrücken. Gegen den Manager erhebt der Regulator schwere Vorwürfe.

xaw New York

Der US-Ölriese ExxonMobil steht vor dem Abschluss seines größten Deals seit mehr als zwei Jahrzehnten. So haben US-Kartellbehörden der insgesamt 64,5 Mrd. Dollar schweren Übernahme des Förderers Pioneer Natural Resources zugestimmt – unter einer Bedingung. So darf der ehemalige Pioneer-CEO Scott Sheffield nicht in den Exxon-Verwaltungsrat einziehen. Denn die US-Wettbewerbsaufsicht FTC hegt schwere Bedenken wegen mutmaßlicher geheimer Absprachen, die der 71-Jährige mit dem Ölkartell Opec getroffen haben soll.

Gemäß am Donnerstag veröffentlichter Vorwürfe des Regulators sendete Sheffield hunderte Nachrichten zu Marktdynamiken, Preis- und Produktionsniveaus an Vertreter der Opec. Mit diesen irregulären Abstimmungen via SMS und Whatsapp sowie über persönliche Treffen habe der Manager versucht, die Förderung im Permbecken zwischen den Bundesstaaten Texas und New Mexico mit dem Output der Exporteursgruppe um Saudi-Arabien zu koordinieren.

Preisanstiege als Dorn im Auge des Regulators

Dies habe nach Darstellung der FTC möglicherweise dazu beigetragen, die Ölpreise anzutreiben. Sheffields vergangenes Verhalten zeige „glasklar, dass er nicht auch nur in der Nähe der Sitzungszimmer des Verwaltungsrats von Exxon sein sollte“, betonte Kyle Mach, stellvertretender Direktor des Wettbewerbsbüros der Behörde, in einer Mitteilung. „Amerikanische Verbraucher sollten keine unfairen Preise an der Zapfsäule zahlen müssen, nur damit ein Unternehmenslenker seine Brieftasche polstern kann.“

Die US-Förderer konkurrierten über Jahre hinweg hart mit der Opec um Marktanteile. Im Jahr 2017 trafen sich die Köpfe der größten Schieferölproduzenten dann erstmals mit dem damaligen Generalsekretär des Kartells, Mohammed Barkindo, zu einem Abendessen in Houston. Dabei versuchten beide Seiten, ein genaueres Bild von den Output-Strategien der Gegenpartei zu erhalten – wie auch Sheffield einräumte, der damals vor Ort war.

Kanzleien kritisieren Aufsicht

Der langjährige Pioneer-Manager bezieht zu den nun erhobenen Vorwürfen der Wettbewerbsaufsicht bislang keine Stellung und verweist Anfragen an Pioneer. Der Ölförderer teilte mit, der Manager habe im Verlauf seiner Karriere nie die Absicht verfolgt, Gesetze und Prinzipien zum Wettbewerbsschutz zu umgehen – noch sei dies ein Effekt seiner Kommunikation gewesen. Wirtschaftskanzleien kritisieren, dass die FTC – die sich unter ihrer Vorsitzenden Lina Khan einer äußerst strengen Auslegung des Wettbewerbsrechts verschrieben hat – mit ihrem Vorgehen gegen Sheffield ihre Kompetenzen als Kartellwächterin überschreitet.

Der Regulator hält dem entgegen, dass Sheffield seinen Einfluss durch einen Einzug in den Exxon-Verwaltungsrat noch bedeutend hätte ausweiten und sich stärker für eine Koordination der Fördermengen über die gesamte Branche hinweg hätte einsetzen können. Seine Berufung wäre nach FTC-Darstellung überdies wettbewerbsfeindlich, weil er bereits als Direktor beim Pipeline-Unternehmen Williams Companies und anderen Unternehmen agiere, deren Geschäfte Überschneidungen mit denen von Exxon aufwiesen. Dabei wirft die Behörde dem US-Branchenprimus kein direktes Fehlverhalten vor – dennoch betonte der Konzern, seine Geschäftspraktiken deckten sich nicht mit den Anschuldigungen der FTC.

Blockade gegen Pioneer-Personal

Pioneer betonte, die Übernahme durch Exxon nun wie geplant fortführen zu wollen. Der aktuelle CEO des Ölförderers, Richard Dealy, soll eine Führungsrolle in den kombinierten Geschäften der beiden Unternehmen im Permbecken, der aktivsten US-Förderregion, erhalten. Die erfahrene Bankerin und Investmentmanagerin Maria Dreyfus, die aktuell Direktorin bei Pioneer ist, soll in den Verwaltungsrat von Exxon aufrücken. Darüber hinaus darf Exxon gemäß der Vereinbarung mit der FTC fünf Jahre lang keinen weiteren Pioneer-Direktor oder -Mitarbeiter ins Kontrollgremium aufnehmen.

Die Auseinandersetzung um Sheffield ist mit Blick auf die langfristigen Machtverhältnisse am globalen Ölmarkt brisant. Denn die US-Schieferölfirmen fuhren ihre Förderung nach dem Corona-bedingten Nachfrageeinbruch 2020 scharf zurück. Gerade Großkonzerne, die stark unter Beobachtung der Investoren im öffentlichen Markt stehen, setzten in der Folge auf eine hohe Kapitaldisziplin und eine Steigerung der Shareholder Returns über Rückkäufe und Dividenden. Nun gehen zudem kleinere, aktivere Förderer wie Pioneer oder die bislang eng privat kontrollierte Endeavor Energy Resources in die Kontrolle größerer Konkurrenten über. Analysten prognostizieren deshalb, dass der Output der US-Industrie anhaltend zurückgeht – und der globale Ölmarkt noch stärker von der Opec abhängig wird.

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