Viktor Orban wird 60

Der unbedingte Siegeswille begleitet das Leben und Wirken von Viktor Orban von Jugend an. Am Mittwoch wird Ungarns Ministerpräsident 60.

Viktor Orban wird 60

Viktor Orban 60

dpa-afx Budapest

Eines der spannendsten Bücher über Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orban stammt aus der Feder des Budapester Journalisten Daniel Pal Renyi. Unter dem Titel “Siegeszwang – Fußball und Macht in Orbans Welt” beschreibt Renyi die glühende Fußballleidenschaft von Ungarns mächtigstem Politiker – und wie dieser Mobilisierungstechniken, schmutzige Tricks und Kampfstrategien aus der Welt der Kicker erfolgreich in die Politik übertragen hat. Der unbedingte Siegeswille begleitet das Leben und Wirken des Viktor Orban von Jugend an. Am Mittwoch wird er 60.

Der Sohn eines Agrarmaschinentechnikers und einer Lehrerin wuchs in eher bescheidenen Verhältnissen auf – in einem Dorf 70 Kilometer südwestlich von Budapest. Landesweite Bekanntheit erlangte Orban 1989 beim Neubegräbnis der Märtyrer des ungarischen Volksaufstands von 1956. Mit wehender Mähne und Dreitagebart hielt er eine radikale Rede gegen die eigentlich schon im Abgang befindlichen Kommunisten und die noch im Land stationierten sowjetischen Truppen. 1998 wurde er als damals 35-Jähriger erstmals Regierungschef. Unter dem Schlagwort der bürgerlichen und nationalen Werte pflegte er eine rechts-nationale Symbolik und schränkte die Kontrollbefugnisse des Parlaments ein. Als er 2002 überraschend die Wahl und damit die Regierungsmacht verlor, wollte er sich damit nicht abfinden. Er ließ seine Anhänger aufmarschieren und beklagte “Wahlbetrug”.

Die Wahl im Frühjahr 2010 brachte dem “Stürmer in der Politik”, wie ihn sein polnischer Biograph Igor Janke bezeichnete, die dauerhafte Rückkehr an die Macht, noch dazu mit der verfassungsändernden Zweidrittelmehrheit für seine Fidesz-Fraktion. In der Folge bedeutete dies: Aushöhlung demokratischer Institutionen, Einschränkung der Rechte von Minderheiten, Kontrolle über die reichweitenstarken Medien, Lenkung von staatlichen und EU-Geldern in die Taschen von Oligarchen, die von ihm abhängen.

Orban hält ungeachtet des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine weiter enge Kontakte nach Moskau. In den vergangenen Monaten verhinderte er immer wieder neue EU-Sanktionen gegen Russland.

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