PersonenLuana Lara Lopes von Kalshi

Vom Mädchentraum Ballerina zum Gründergenie

Kalshi gehört zu den heißesten Startups aus den USA mit Milliardenbewertung. Mitgründerin Luana Lopes Lara rückt nun weiter in den Vordergrund und berichtet auf den großen Konferenzbühnen, was für Hürden Kalshi beim Aufbau einer Plattform für Trades auf zukünftige Ereignisse zu überwinden hatte.

Vom Mädchentraum Ballerina zum Gründergenie

Vom Mädchentraum Ballerina zum Gründergenie

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Manchmal schreibt das Leben Geschichten, die sind einfach wunderbar. So wie der Lebensweg von Luana Lopes Lara: In Brasilien geboren und aufgewachsen, erfüllte sie sich zunächst den Mädchentraum der Ballerina und schaffte es an die elitäre Bolshoi Theatre School. Das mündete sogar in ein Engagement als professionelle Ballerina in Österreich, aber mit 18 Jahren legte sie eine Kehrtwende hin und widmete sich ihrer zweiten großen Leidenschaft: Als Mathe-Ass ging sie in die USA und besuchte das MIT (Massachusetts Institute of Technology), wo sie als Forscherin unter anderem im Computer Science and Artificial Intelligence Lab tätig war.

Auf das Ereignis selbst traden

Dort traf sie auch auf Tarek Mansour, ihren späteren Mitgründer. Beide nahmen aber zunächst Jobs in der Finanzbranche an und absolvierten die klassischen Internships. Luana Lopes Lara bei Bridgewater und Citadel, Tarek Mansour bei Goldman Sachs und Citadel. 2018 steckten sie dann die Köpfe zusammen und stellten fest, dass im Quantitative Trading zwar eine Menge Handelsaktivitäten (Hedges) auf Erwartungen und Wahrscheinlichkeiten für künftige Ereignisse wie den Brexit beruhten, man aber nicht auf das Ereignis selbst wetten könne.

Markets On Everything

Aus diesem Gedanken heraus beschlossen die beiden, Kalshi (arabisch für „Alles“) zu gründen, um die bislang fehlende Option eines Handels von binären Trades zu schaffen: Ein Marktplatz für den Handel von „event contracts“, also Finanzinstrumente, die als Terminkontrakt Ja/Nein-Optionen abbilden nach dem Motto: „Wird der Dax am Jahresende über 25.0000 Punkten schließen?“

US-Präsidentenwahl der Wendepunkt

Richtig bekannt wurden diese Wetten auf den Ausgang von Ereignissen bei der US-Präsidentenwahl, als Kalshi-Konkurrent Polymarkets viel Aufmerksamkeit für den Handel von Kontrakten auf den Ausgang der US-Präsidentenwahl erhielt- und die Aussichten von Donald Trump doch realistischer abgebildet wurden als in den klassischen Umfragen. Seitdem fließt big money in die beiden wichtigsten Betreiber der prediction markets: Der Börsenkonzern ICE investierte 2 Mrd. Dollar in Polymarkets und Kalshi erhielt Anfang Oktober 300 Mill. Dollar zu einer Bewertung von 5 Mrd. Dollar.

Luana Lopes Lara (Mitte) zusammen mit ihrem Co-Gründer Tarek Mansour (Links) bei einer Konferenz.
YouTube

Seitdem geht auch Luana Lopes Lara stärker in die Öffentlichkeit. Zuvor war primär Mansour das öffentliche Sprachrohr. Und sie hat eine nette Art zu kommunizieren: Als sie in einem Bloomberg-Bericht als Mathe-Nerd angeteasert wurde, schrieb sie mit einem Augenzwinkern auf X/Twitter, sie bevorzuge den Begriff „math connoisseur“. Auf einer Konferenz von Citadel erklärte sie kürzlich, wie sie beim Gründen überlegt hätten, dass sie als „very smart MIT kids“ schon irgendwie mit der Regulierung klar kommen würden, was sich als naiv herausgestellt habe, auch wenn man es jetzt geschafft habe mit CFTC-Lizenzen.

Die Aufsicht für Finanzmarktkontrakte dürfte maßgeblich sein

Wobei es an der Front weiter viel Arbeit gibt für die Gründer. Denn das Geschäft mit Gambling und Sportwetten obliegt den einzelnen Bundesstaaten, zudem haben einige Indianerstämme exklusive Lizenzen für Glücksspiel. Es wird zwar fleißig geklagt, aber seitdem die Trump-Regierung den Weg freimacht für Innovationen im Finanzsektor, dürften sich mit CFTC-Lizenzen ausgestattete Startups nicht mehr verdrängen lassen. Vielmehr dürfte sich das Motto von „Markets On Everything“ durchsetzen und die Aufsicht für Finanzmarktkontrakte maßgeblich sein.

Die Zukunft

Für Banken und Börsenbetreiber stellt sich die Frage: Wozu soll man noch all die komplizierten Absicherungsgeschäfte machen, wenn sich Positionierungen im Handel über einfache binäre Kontrakte darstellen lassen? Man wolle die Option schaffen, die Zukunft zu bepreisen, sagt Luana Lara Lopes - was die Betreiber von Terminmarktbörsen wie die Eurex aufhorchen lassen sollte. Drei Jahre lang habe man sich dafür mit den Regulatoren gekloppt, um das in eine Form zu bringen die rechtlich compliant ist und die „election markets“ seien die erste Assetklasse gewesen, für die man Freigabe erhalten habe, sagt die Gründerin. Jetzt erfolgt der weitere Rollout für weitere Märkte wie Sportwetten, wo Kalshi sich als exklusiver Partner der NBA eingekauft hat.

Luana Lopes Lara 2011 bei einer Aufführung an der Bolshoi Theatre School.