Alexander Wehrle bringt das Logo der LBBW aufs Trikot des VfB Stuttgart
Für die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) war’s ein Glücksfall. Als der bisherige Trikot-Sponsor des VfB Stuttgart, der französische Wettanbieter Winamax, vor dem Pokalendspiel am 24. Mai 2025 gegen Arminia Bielefeld die Zahlung der letzten Rate über 2,7 Mill. Euro verweigerte, wurden die Trikots kurzerhand mit dem Logo der LBBW bedruckt, das von der kommenden Bundesliga-Saison an ohnehin auf dem Brustring des Clubs prangen wird.
Glücksfall für die LBBW
Der Preis, den die LBBW dafür bezahlt, soll für vier Spielzeiten in der Größenordnung der Vereinbarung mit Winamax liegen, also bei jährlich 8,5 Mill. Euro, zum Teil abhängig von variablen Zahlungen aufgrund sportlicher Kriterien. „Da sind sich die LBBW und der VfB in Person von CEO Rainer Neske und mir recht rasch einig geworden“, sagt Alexander Wehrle, der seit 2022 als Vorstandsvorsitzender bei der VfB Stuttgart 1893 AG Regie führt.
Bündnis mit Mercedes und Porsche
Tatsächlich hat der gebürtige Schwabe, der seinen Führungsstil als situativ beschreibt und zuvor zehn Jahre Geschäftsführer des 1. FC Köln gewesen ist, damals kein leichtes Erbe angetreten. Das Eigenkapital war auf gerade mal 3,3 Mill. Euro geschrumpft, das Jahresergebnis auf minus 17 Mill. Euro in den Keller gerutscht und der Cannstatter Traditionsclub spielte gegen den Abstieg. Zielstrebig bastelte der 50-Jährige an einem „Weltmarken-Bündnis“, bei dem ihm 2023 schließlich das Kunststück gelang, Porsche inklusive der Beratungstochter MHP für ein Engagement zu gewinnen, obwohl Mercedes-Benz schon seit 2017 mit von der Partie war. Gut 100 Mill. Euro ließ sich die Sportwagenschmiede aus Zuffenhausen diesen Einstieg kosten, sodass die beiden schwäbischen Autobauer heute je 10,41% von den 24,9% der Anteile halten, die die ausgegliederte AG für Profifußball laut Beschluss der Mitgliederversammlung an externe strategische Partner veräußern kann.
3,9 Prozent sind noch zu vergeben
Neben einem kleinen Anteil des Sportausrüsters Jako verbleiben 3,9 % an der VfB AG, für die der Vorstand um den Vorsitzenden Wehrle noch einen strategischen Partner finden kann, der jedoch passen muss und „gerne einen jener mittelständischen Multis mit Weltmarktführerschaft aus Baden-Württemberg sein darf“, wie der diplomierte Verwaltungswissenschaftler sagt.
Eigenkapital nach oben geschnellt
Mit dem Einstieg von Porsche ist es ihm jedenfalls gelungen, den Verein für Bewegungsspiele von seiner chronischen finanziellen Schwäche zu kurieren, ist doch das Eigenkapital auf 61 Mill. Euro (2024) nach oben geschnellt. Gleichzeitig konnte Wehrle mit 15,4 Mill. Euro ein rekordhohes Jahresergebnis vorlegen. Und sportlich stehen immerhin ein zweiter Tabellenplatz (2023/2024) und der Pokalsieg (2024/2025) zu Buche.
Aktuell sieht der Vorstandschef den Gewinn-Forecast 2025 noch unter dem Vorjahreswert, was sich aber noch ändern kann, je nachdem, was am dynamischen Transfermarkt passiert. Neben den Erlösen am Transfermarkt ist es im Profifußball insbesondere die Verteilung der nationalen und internationalen Fernsehgelder, die die finanzielle Situation der Clubs mitbestimmt.
Am Ende soll der SV Mainz 05 überholt werden
1,2 Mrd. Euro umfasst allein der nationale Umfang an Geldern aus dem Bezahlfernsehen, die durch eine komplizierte Rechnung aufgrund der Performance der vergangenen fünf Jahre auf die Clubs verteilt werden. Dementsprechend gibt es eine Tabelle nach Pay-TV-Erlösen, bei der ein Tabellenplatz einen Unterschied von 2,5 Mill. Euro ausmacht. In diesem Ranking belegt der VfB Stuttgart aktuell Platz 9, hinter dem FSV Mainz 05. Weshalb Wehrle als ein Saisonziel 2025/2026 ausgegeben hat, sich in der Tabelle, aus dem die nationalen TV-Erlöse verteilt werden, um einen Platz zu verbessern. Das würde bedeuten, den Rivalen aus Mainz zu überholen. Unabhängig davon durfte sich die LBBW schon früher freuen, prangte deren Logo doch bereits zum Pokalfinale auf dem VfB-Trikot. Und da sind Bilder für die Ewigkeit entstanden – na ja, zumindest aus Stuttgarter Sicht.